Frost
ihren Kopf an meine Schulter. Sie flüsterte: «Ich liebe dich, Nate.»
Ich glaubte ihr.
Jemand klopfte leise an die Tür.
Ich stand auf und griff nach dem Revolver auf dem Nachttisch, aber Sara hielt mich auf.
«Nate, nein.»
Ich zögerte, dann legte ich ihn wieder hin und ging zur Tür.
Zack stand davor und klopfte sich den Schnee von den Stiefeln. Er rauchte. Als ich die Tür öffnete, schaute er hoch und lächelte.
«Hast du mich vergessen?»
Sara erschien hinter mir und legte mir die Hand auf die Schulter.
Als Zack sie erkannte, nickte er und sagte: «Hallo nochmal. Wie geht’s?»
«Gut.» Sie sah mich an. «Wieso sollst du ihn vergessen haben?»
«Warte mal kurz», sagte ich.
Zack deutete auf die Rezeption. «Hat Nate dir von der ganzen Aufregung heute erzählt?»
Sara nickte.
«Wisst ihr, ich hab hier ja wirklich schon eine Menge verrückte Dinge mitgekriegt, aber ich hab noch nie erlebt, dass ein Mann einfach so aus dem Sturm kommt, wie dieser Typ. Auch noch angeschossen.» Er schaute uns über die Schulter, direkt auf die Reisetasche auf dem Bett. «Packt ihr?»
«Eine Sekunde», sagte ich. «Ich bin gleich draußen.»
«Klar, lass dir Zeit.» Er hob die Hand mit der Zigarette. «Ich bin hinten beim Pick-up, wenn ihr fertig seid.»
Er drehte sich um, und ich schloss die Tür.
«Wovon redet er?»
Ich erzählte ihr von dem kaputten Schneepflug und von Carolines Plan, ihn zu reparieren und Syl damit zu einem Arzt zu bringen.
Sie runzelte die Stirn. «Und du hast deine Hilfe angeboten?»
«Nein», sagte ich. «Hab ich nicht.»
20
Ich ging um Zacks Haus herum. Er wartete schon neben seinem schmutzig weißen Pick-up und rauchte. In der Hand hielt er eine Rolle starken Draht. Als er mich sah, ließ er die Kippe auf den Boden fallen und trat sie aus.
«Freut mich, dass es ihr bessergeht.»
«Mich auch.»
Zack öffnete die Heckklappe. Die Ladefläche des Trucks war rostig und mit Fünfzig-Pfund-Sandsäcken ausgelegt. Ein großer roter Werkzeugkasten aus Metall lehnte am Rand. Zack zog ihn zu sich heran und öffnete ihn.
Er gab mir die Drahtrolle und sagte: «Nimm ungefähr zwei Meter davon. Ich versuch mal, noch was Brauchbares zu finden.»
«Du glaubst nicht, dass es klappt?»
«Wir können beweisen, dass wir es versucht haben, aber klappen wird es nicht.» Er deutete zur Windschutzscheibe hin. «Der Befestigungsbügel ist glatt durchgebrochen. Schau’s dir an und sag mir, was du meinst.»
Ich ging um das Fahrzeug herum und sah sofort, dass der Bügel völlig verrostet war. Er hing noch am Wagen, war aber der Länge nach durchgebrochen. Selbst wenn wir den Pflug wieder anbringen könnten, würde er ihn nicht halten.
Zack hatte recht.
«Ganz egal, wie viel Draht wir verwenden», sagte Zack. «Dieser Truck macht es nicht bis Frieberg. Mit Glück schaffen wir damit ein, zwei Meilen auf der Straße.»
«Und wenn wir es ohne Pflug versuchen?» Ich deutete auf die Sandsäcke. «Wenn wir hinten noch mehr Gewicht aufladen?»
Zack schaute gar nicht von seinem Werkzeugkasten auf. «Nicht mit diesen Reifen. Keine Chance.»
Ich trat einen Schritt zurück und sah, was er meinte. Die Reifenprofile waren völlig abgefahren. Kurz überlegte ich, ob ich fragen sollte, wie sich der Truck überhaupt im Schnee fortbewegen konnte, aber ich ließ es dann bleiben.
Stattdessen rollte ich Draht ab.
Zack fand, wonach er gesucht hatte. Er schloss den Werkzeugkasten und schob ihn wieder auf die Ladefläche zurück. Dann schlug er die Klappe zu, aber sie rastete nicht ein.
Er musste es mehrmals versuchen, bis sie endlich schloss.
«Wie alt ist der Wagen eigentlich?», fragte ich.
«Alt», sagte er. «Aber er läuft. Bisher wenigstens.»
Zack ging zum vorderen Teil des Trucks und legte eine verkrustete Tube Harzkleber auf die Kühlerhaube. Er sah mir kurz zu, wie ich den Draht abrollte. Dann fragte er plötzlich: «Warum habt ihr gepackt?»
«Wir wollten es nochmal auf der Straße versuchen», sagte ich. «Wir dachten, wir könnten vielleicht ein funktionierendes Telefon finden und einen Krankenwagen rufen.»
«Wozu?»
«Was meinen Sie mit ‹wozu›?»
Zack schaute mich an, als ob ich nicht wüsste, wovon ich rede. Dann sagte er: «Dieser Typ dadrin ist schon tot. Das weißt du genauso gut wie ich.»
«Aber vielleicht können wir ihm noch helfen.»
«Ihm helfen?» Zack lachte. «Das ist jetzt aber echt witzig.»
Ich schwieg.
«Na, macht, was ihr wollt», sagte Zack. «Es sieht vielleichtbesser
Weitere Kostenlose Bücher