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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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dann?»
    «Wir können nichts tun», sagte Megan. «Sobald die Telefone wieder funktionieren, rufen wir die Polizei. Hoffentlich schafft er es bis dahin, damit wir ihn ins Krankenhaus bringen können.»
    «Und wenn er es nicht schafft?»
    «Dann schafft er es nicht.» Sie sah mich an. «Wir können es ihm nur warm und gemütlich machen. Der Rest liegt nicht in unserer Hand.»
    Caroline seufzte.
    Ich schaute zu Syl.
    Er rührte sich unter den Laken, hustete und murmelte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Megan kniete sich auf den Boden und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Es war zu leise. Ich konnte es nicht verstehen.
    «Er macht das schon die ganze Zeit», sagte Caroline. «Er wacht auf und murmelt etwas über irgendeine Lilith, dann beruhigt er sich wieder und dämmert ein.» Sie runzelte die Stirn. «Es ist so traurig. Ich frage mich, ob das seine Frau ist.»
    «Was sagt er denn über sie?»
    «Schwer zu verstehen», sagte sie. «Meistens sagt er nur ihren Namen.»
    Ich beobachtete, wie Megan sich zurücklehnte, den Schürhaken nahm und damit in den Holzscheiten im Feuer herumstocherte.
    Caroline schaute zu ihr und runzelte die Stirn. «Ist das wirklich nötig? Es ist doch schon so heiß hier.»
    «Wir müssen es so warm wie möglich machen.» Megan lehnte den Schürhaken zurück an die Wand, kam zum Tisch und setzte sich. «Man gewöhnt sich schnell daran.»
    Ich glaubte, einen leichten Akzent in ihrer Aussprache zu erkennen.
    «Sie kommen aus Russland?», fragte ich.
    Megan nickte und schaute dann weg. «Sankt Petersburg.»
    «Ihr Akzent», sagte ich. «Man hört ihn nur ganz selten.»
    «Ich kann ihn nicht immer ganz verbergen», sagte sie. «Aber ich arbeite daran.»
    «Warum?»
    Sie schien eine Weile darüber nachzudenken. Dann sagte sie: «Ich würde Russland gerne hinter mir lassen.»
    «Wie kann man denn einen Akzent loswerden?», fragte Caroline.
    «Indem man singt», sagte Megan. «Ich habe früher jedenTag stundenlang amerikanische Lieder gesungen. Man hat keinen Akzent, wenn man singt. So machen es auch die Schauspieler.»
    «Na, es scheint ja zu helfen», sagte Caroline. «Du klingst, als wärst du genau hier geboren und aufgewachsen.»
    Megan lächelte. «Nicht ganz, aber vielen Dank.»
    Sie plauderten noch eine Weile, und ich gab mir Mühe zuzuhören, aber ich musste die ganze Zeit auf Megans ausgefranste Narben an den Armen starren. Ich hätte zu gern gewusst, woher sie sie hatte, aber ich brachte es nicht über mich zu fragen.
    Megan bemerkte schließlich meinen Blick und zog die Ärmel bis über die Handgelenke. «Es ist nicht so, wie es aussieht.»
    «Entschuldigung», sagte ich. «Ich wollte nicht   …»
    «Ist schon okay.»
    Ich schwieg einen Moment. Dann sagte ich: «Dir hat es in Russland nicht gefallen?»
    Sie schaute mich an, und ich glaubte, dass sie zu lächeln versuchte. Wenn es so war, dann klappte es nicht.
    «Ich bin glücklich, hier zu sein», sagte sie.
    Ich beschloss, nicht weiter nachzufragen.
    Nach einer Weile stand ich auf. «Ich werd mal nach Sara schauen.»
    «Natürlich», sagte Caroline. «Wir sehen uns dann heute Abend, und danke nochmal, dass du helfen willst. Vielleicht gehen die Telefone ja bald wieder, oder die Schneepflüge kommen, dann brauchen wir dich nicht.»
    «Ich hoffe es.»
    «Drück uns die Daumen.»
    Das tat ich längst.
    ***
    Ich stand draußen vor der Rezeption und starrte nordwärts zum Spielplatz und zur einsamen Pappel in der Ferne. Ich hatte es nicht eilig, zu Sara zurückzukommen und mich mit ihr auseinanderzusetzen, also nahm ich eine Zigarette aus der Hemdtasche und zündete sie an.
    Die Hälfte hatte ich schon aufgeraucht, bevor ich mich endlich auf den Weg zu unserem Zimmer machte. Als ich die Tür öffnete, kniete Sara über ihrer Reisetasche. Die anderen waren gepackt und standen neben dem Bett.
    Ich schaute ihr zu.
    «Das hier ist die letzte», sagte sie, ohne aufzusehen.
    «Aber du musst entscheiden, was wir mit diesem Zeug da machen.» Sie deutete auf den Revolver und den Rucksack auf dem Nachttisch. «Ich fass das nicht an.»
    «Ich kümmere mich darum», sagte ich.
    Sie kontrollierte noch einmal den Inhalt des Koffers, dann schaute sie zu mir hoch und fragte: «Nimmst du das Gepäck?»
    «Jetzt?»
    «Ja, jetzt», sagte sie. «Ich will hier weg.»
    Ich rührte mich nicht.
    «Komm schon, Nate.»
    «Wir können jetzt nicht weg», sagte ich.
    «Du hast gesagt, dass sich der Dodge im Schnee gut macht.»
    «Und was ist mit Zack?»
    «Was soll

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