Frost
ich sicher war, dass meine Stimme nicht brechen würde, sagte ich: «Also, worum geht’s hier überhaupt?»
Zack lächelte und zeigte dabei seine Zähne. «Jetzt mal nicht so hastig. Keiner von uns muss irgendwo anders hin, hab ich recht?»
Ich war immer noch gereizt, weil Sara und ich fast gestritten hätten, aber ich hielt mich zurück. Ob es mir gefiel oder nicht, er hatte alle Trümpfe in der Hand, und es würde mir nichts nützen, wenn ich ihn verärgerte.
Zack durchquerte das Zimmer und setzte sich auf das Sofa. «Wie lange warst du im Gefängnis?»
Ich sah ihn an. Sprachlos.
«Deine Freundin hat es erwähnt, als wir uns heute Morgen unterhalten haben. Ich hoffe, das ist in Ordnung.»
Es war nicht in Ordnung, ganz und gar nicht.
«Sie hat erzählt, dass du ein Kind umgebracht hast, stimmt das?»
Ich nahm einen Schluck und bemühte mich, ruhig zu bleiben. «Meinen Bruder», sagte ich. «Er war fünfzehn. Es war ein Zufall.»
«Wie kann man denn zufällig jemanden töten?»
«Bei einem Autounfall», sagte ich. «Ich bin vor den Bullen geflohen und habe die Kontrolle verloren. Er wurde hinausgeschleudert.»
«Das ist hart.»
Ich schwieg.
«Und warum bist du geflohen?»
«Ich hatte Waffen im Kofferraum», sagte ich. «Eine ganze Menge.»
«Und deshalb warst du im Gefängnis?»
«Sie haben aber eine Menge Fragen», sagte ich. «Wollen Sie darüber mit mir reden? Über das Gefängnis?»
«Irgendwie ja», sagte Zack. «Ich habe zehn Jahre abgesessen, oben in Amosa. Die schlimmste Zeit meines Lebens, einerseits. Andererseits die beste.»
«Aha. Was haben Sie getan?»
«Hab einen Typen erschossen, der mir Geld schuldete.» Zack nahm einen Schluck und zuckte zusammen. «Mann, das Zeug brennt vielleicht!»
«Ist er gestorben?»
«Nein», sagte Zack gedehnt. «Er war nah dran, aber er ist noch immer draußen in freier Wildbahn beim Rest der Herde.»
Wir schwiegen beide eine Weile, dann sagte ich: «Wenn Sie gedacht haben, dass wir jetzt über das Gefängnis plaudern können, dann muss ich Sie enttäuschen. Ich habe die meiste Zeit im Krankenhaus verbracht.»
«Wegen deines …» Er deutete mit der Hand in Richtung meines Kopfes.
Ich nickte.
«Was ist passiert?»
«Einer von den Jungs wollte sich einen Namen machen. Ich war der Neue, also war ich die Zielscheibe.»
«Was hat er getan?»
«Hat eine Hantel genommen, ist dann von hinten herangekommen und hat meinen Namen gerufen. Als ich mich umdrehte, war die Hantel schon auf halbem Weg. Ich kann mich an nichts mehr erinnern.»
«Das ist ein Segen.»
«Wenn Sie meinen.»
«Sieht so aus, als hätten sie dich ganz gut wieder zusammengeflickt», sagte Zack. «Eine schlimme Narbe.»
«Ich hab eine Plastikplatte hier drin, die ist so groß wie ein Baseball, und manchmal verschwimmen die Dinge um mich herum. Am schlimmsten sind die Kopfschmerzen, aber ich kann damit leben.»
«Kopfschmerzen?»
Ich nickte.
«Schlimm?»
«Ja», sagte ich, «schlimm.»
«Wie lange warst du denn dadrin?»
«Etwa einen Monat im Gefängnis, vierzehn im Krankenhaus», sagte ich. «Acht davon habe ich im Koma verbracht, also ging es schnell vorbei.»
«Alles von Gottes Gnaden.»
Ich zog einen Stuhl vom Tisch heran, setzte mich darauf und nahm noch einen Schluck. Diesmal brannte es nicht so schlimm. Es schmeckte sogar fast gut. Ich stellte das Glas neben einem Stapel Anti-Abtreibungsbroschüren ab. Sie waren blau, mit Bibelversen in dicker Schrift, selbst gemacht.
«Sie nehmen diese Abtreibungssache ziemlich ernst, oder?»
Zack lächelte. Er stellte sein Glas auf dem Nachttisch neben dem Sofa ab, beugte sich vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab. «Sag mir eine Sache, Nate, tust du das für mich?»
Ich nickte.
«Wie viel weißt du über unseren Herrn und Erlöser?»
«Sie meinen über Jesus?»
«Genau.»
«Nur das, was ich in der Sonntagsschule gehört habe.»
«Und wie viel ist das?»
«Genug», sagte ich.
Zack nickte. «Den meisten Menschen geht es wie dir. Ich war auch einmal so. Ich hörte die Geschichten und glaubte, alles verstanden zu haben, aber ich lag total falsch, glaub mir.»
«Lassen Sie mich raten. Sie haben Gott im Gefängnis gefunden.»
Zack lachte. «Du kannst dich darüber lustig machen, soviel du willst. Du kannst mich abschreiben als einen Typen, der ganz tief in der Scheiße steckte und keine Möglichkeit hatte, da wieder herauszukommen, außer mit der Bibel. Das ist okay. Die meisten machen das so. Aber es ist
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