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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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brauchte, nachdem ich seine Frau ermordet hatte.«
    »Also war unsere gesamte Ehe, alles, was wir gemeinsam durchgestanden haben, all unsere Kämpfe gegen die Schnitter … das war nur eine Lüge?«, fragte Linus.
    Sie beugte sich vor und sah ihm tief in die Augen. »Jede einzelne Sekunde davon.«
    Linus’ Gesicht blieb unbewegt, aber in seinen Augen sah ich Wut und Schmerz aufblitzen.
    Agrona lachte nur über seinen Zorn. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich mir gewünscht habe, genau diesen Ausdruck auf deinem Gesicht zu sehen, Linus. Ich muss sagen, es ist sogar noch befriedigender, als ich gedacht hätte …«
    Eine Tür wurde aufgerissen. Alle Schnitter wirbelten herum, um sich dann zu entspannen, als sie Vivian entdeckten. Das Schnittermädchen stieg über die Stufen auf die Bühne und eilte zu Agrona.
    »Warum hast du so lange gebraucht? Hast du dich um die Angelegenheit im Kolosseum gekümmert?«
    Vivian schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Mein Rock wurde beim Durchbrechen der Glasdecke verletzt, und Gwen … ist entkommen.«
    Einen Augenblick lang starrte Agrona Vivian nur an. Danach schlug sie das Mädchen so fest ins Gesicht, wie sie nur konnte. Das Klatsch des Schlages hallte durch den gesamten Konzertsaal. Ich blinzelte. Ich hatte nicht mal gesehen, wie die Frau die Hand gehoben hatte. Agrona musste eine Amazone sein, wenn sie sich so schnell bewegen konnte.
    »Dämliches Kind!«, knurrte Agrona. »Muss ich denn alles selbst machen?«
    Vivian stolperte rückwärts. Sie legte eine Hand auf ihre gerötete Wange, und in ihren Augen erkannte ich Überraschung – und Wut. »Es war nicht mein Fehler. Gwen hatte den Bogatyr dabei und noch eine Walküre. Sie haben die anderen umgebracht. Ich konnte gerade noch auf meinem Rock entkommen.«
    Agrona hob die Hand für einen weiteren Schlag, aber Vivian hob Lucretia, bis die Klinge des Schwertes zwischen ihnen schwebte.
    »Du magst ja die Anführerin der Schnitter sein, aber ich bin Lokis Champion «, zischte Vivian. »Das solltest du besser nicht vergessen, außer du möchtest herausfinden, wozu ich fähig bin.«
    Agrona starrte sie an, und nach einem Moment senkte sie die Hand wieder. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    »Gwen hat das Buch im Kolosseum gefunden und ihre Psychometrie darauf angewendet«, erklärte Vivian. »Sie weiß, dass du zu den Schnittern gehörst und was wir mit ihrem Spartanerfreund planen. Wenn ich nicht ganz falschliege, ist Nikes kleiner Champion bereits hier und schmiedet Pläne, wie sie Logan und den Rest ihrer Freunde retten kann.«
    Sofort wirbelte Agrona herum und starrte in den leeren Konzertsaal. Sie musterte jede Sitzreihe. Alexei, Morgan und ich erstarrten und hielten den Atem an, vor Angst, ihr sonst unser Versteck zu verraten. Nach einer Weile drehte Agrona sich wieder um.
    »Bist du sicher, dass sie hier ist?«, fragte sie.
    Vivian nickte. »Unglücklicherweise ja. Gwen ist in dieser Hinsicht unangenehm hartnäckig.«
    Agrona tigerte nachdenklich auf der Bühne auf und ab. Dann hielt sie an, und ein grausames Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Nun, wenn Nikes Champion hier ist, sollten wir sie zur Party einladen oder nicht?«
    Sie packte ihren Säbel fester und stiefelte an den linken Rand der Bühne, wo die Erwachsenen saßen. Sie musterte zuerst Ajax, dann Metis und schließlich Nickamedes. Schließlich nickte sie in Richtung des Bibliothekars.
    »Stellt ihn auf die Füße.«
    Zwei Schnitter traten vor, packten Nickamedes an den Armen, rissen ihn auf die Beine und zerrten ihn in die Mitte der Bühne, bis er nur ein kleines Stück von Logan entfernt stand. Nickamedes wehrte sich, doch Agrona drückte ihm ihre Klinge gegen die Kehle. Der Bibliothekar schnappte zischend nach Luft, und ein dünner Faden Blut rann über seine Kehle.
    »Gwen Frost!«, rief Agrona mit lauter Stimme. »Zeig dich! Oder der Bibliothekar stirbt!«

Wieder erstarrten alle im Konzertsaal. Die Schüler, die Mitglieder des Protektorats, sogar die Schnitter.
    Ich stieß die Luft aus, die ich angehalten hatte, und stand auf. Ich konnte nicht zulassen, dass Agrona Nickamedes tötete. Ich konnte es einfach nicht. Egal wie sehr der Bibliothekar und ich uns immer anmotzten, in den letzten Monaten hatten wir uns angefreundet – irgendwie. Außerdem hatte meine Mom Nickamedes einmal geliebt, und er hatte dieses Gefühl erwidert. Wäre meine Mom hier gewesen, hätte sie versucht, ihn zu retten. Ich wusste, dass ich dasselbe tun musste –

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