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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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selbst wenn ich damit mitten in eine Falle tappte.
    »Gwen! Was tust du?«, zischte Morgan.
    »Ich gebe ihnen, was sie wollen«, flüsterte ich zurück. »Ich gehe da runter.«
    »Das ist verrückt«, widersprach die Walküre. »Woher willst du wissen, dass die Schnitter dich nicht umbringen, sobald sie dich auch nur sehen?«
    »Weil Schnitter Leute gerne leiden lassen, bevor sie sie umbringen«, antwortete ich. »Es wird schon werden. Du wirst sehen. Ich lenke sie ab, solange ich kann.«
    Ich griff in meine Hosentasche und drückte Morgan mein Handy in die Hand. »Ruf meine Grandma an und erzähl ihr, was hier los ist. Du und Alexei, ihr müsst von hier verschwinden und euch mit ihr treffen. Glaubst du, du könntest Grandma zu der Tür führen, durch die Vivian gekommen ist? Die auf der Seite der Bühne, bei der Metis und die anderen Mitglieder des Protektorats sitzen?«
    Morgan sah nach unten auf die Bühne, dann nickte sie. »Ja, ich weiß, wie wir da hinkommen. Aber was soll uns das helfen?«
    »Gleich werden sich alle Schnitter auf mich konzentrieren«, sagte ich. »Dann können du, Alexei und meine Grandma vielleicht durch die Tür und auf die Bühne schleichen, um Metis und die anderen zu befreien, bevor die Schnitter etwas davon mitbekommen. Das ist unsere beste Chance, alle zu retten. Das weißt du genauso gut wie ich. Außerdem, das ist es doch, was Champions tun, oder? Sich selbst für das Wohl aller opfern?«
    Ich versuchte nicht mal, meinen eigenen schlechten Witz mit einem Lächeln zu kommentieren. Stattdessen atmete ich noch einmal tief durch. »Haltet euch einfach bereit, okay?«
    Morgan nickte. Ich wollte gehen, aber Alexei versperrte mir den Weg.
    »Es tut mir leid, dass ich je an dir gezweifelt habe«, sagte er.
    »Ich weiß«, antwortete ich leise.
    Ich berührte kurz seinen Arm, dann packte ich Vic fester und zog los, um mich den Schnittern zu stellen.
    Ich ging den Weg zurück, den wir gekommen waren. Über den gesamten Steg, die Treppe nach unten und durch den Kontrollraum verfolgte ich unsere Schritte zurück, bis ich den Haupteingang zum Saal erreichte. Die beiden Schnitter dort richteten sich auf, als sie mich entdeckten, doch sie versuchten nicht, mich aufzuhalten, als ich zwischen ihnen hindurchging. Ich spannte mich an, weil ich halb damit rechnete, dass sie mir ihre Schwerter in den Rücken rammten, aber nichts geschah.
    »Wird schon schiefgehen«, murmelte ich, bevor ich einen Flügel der Doppeltür aufschob.
    »Mach dir keine Sorgen, Gwen«, meinte Vic. »Ich bin ja bei dir. Wir werden diesen Kampf überstehen wie alle anderen auch. Mit mir an deiner Seite kannst du gar nicht verlieren.«
    Die Prahlerei des Schwertes beruhigte meine angegriffenen Nerven ein wenig. Ich nickte Vic zu, weil ich mich nicht fähig fühlte, etwas zu sagen.
    Die Türen führten über der Bühne auf den obersten Rang. Es war ein langer, qualvoller Abstieg bis zur untersten Sitzreihe und über die Freifläche vor der Bühne. Bei jedem Schritt schlug mein Herz schneller, aber ich zwang mich, ruhig und gleichmäßig zu atmen – ein und aus, ein und aus, ein und aus.
    Ein Stück vor der Bühne hielt ich an. Mein Blick suchte den von Metis’, und die Professorin schüttelte den Kopf.
    »Nein, Gwen«, sagte sie. »Nein! Dreh dich um und lauf weg. Solange du noch fliehen kannst …«
    Ein Schnitter trat vor und rammte ihr die Faust ins Gesicht.
    Einige der Schüler schrien auf. Ich ging weiter, entschlossen, Metis zu helfen, bevor der Schnitter sie noch mal schlug …
    »Stopp!«, knurrte Agrona.
    Ich erstarrte und sah zu ihr auf. Logans Stiefmutter presste ihr Schwert ein wenig fester an Nickamedes’ Kehle, sodass sich der dünne Blutfaden in ein stetiges Rinnsal verwandelte. Der Bibliothekar verzog das Gesicht, aber sonst reagierte er nicht auf die Wunde.
    »Falls du versuchst, zu fliehen, Gypsy«, sagte Agrona, »werde ich dem Bibliothekar meinen Säbel in den Leib rammen und dann Metis dasselbe antun. Du hast die Wahl.«
    Ich richtete mich höher auf. »Ich werde nicht fliehen.«
    »Gut«, meinte Agrona. »Dann komm zu uns auf die Bühne.«
    Ich ging mit langsamen, gleichmäßigen Schritten zum linken Bühnenrand, obwohl ich wusste, dass ich meiner eigenen Beerdigung entgegenschritt. Das tat ich wirklich, aber ich wollte Morgan und Alexei so viel Zeit wie nur möglich verschaffen, um Grandma Frost zu finden und sich in Position zu begeben.
    Langsam erklomm ich die Stufen und trat auf die Bühne. Metis hatte

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