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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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töten? Bitte, du musst es mir sagen …«
    Nike zog eine Augenbraue hoch, dann legte sie den Kopf in den Nacken. Ich folgte ihrem Blick und bemerkte, dass ich das Fresko wieder sehen konnte. Ein silbernes Schimmern erregte meine Aufmerksamkeit. Es konzentrierte sich über dem Bild von, na ja, mir. Mit einer Hand umklammerte ich Vic, aber ich hielt auch etwas in der anderen Hand, etwas Silbernes. Es sah aus wie ein Pfeil oder vielleicht ein kurzer Speer …
    Ich blinzelte, und schon lag die Decke wieder in den Schatten verborgen. »Aber was ist das? Du musst mir sagen, was es ist …«
    Nike hob eine Hand, um mir das Wort abzuschneiden. Dann legte sie den Kopf schief, als lausche sie auf etwas. Ich konnte nichts hören, aber die Göttin glitt vom Tresen und drehte sich um, sodass sie vor mir stand.
    »Es ist Zeit für mich zu gehen«, sagte sie. »Und für dich, zu deinen Freunden zurückzukehren. Spürst du es nicht? Sie haben sich bei deiner Heilung sehr geschickt angestellt.«
    Wieder drückte ich eine Hand auf meine Brust. Die dünne Linie zog sich immer noch quer über mein Herz, aber sie fühlte sich nicht länger kalt an. Ich sah nach unten und stellte fest, dass mein gesamter Körper in dem warmen, rosigen Schimmer von Daphnes Magie glühte, der sich mit dem goldenen Schein von Metis’ Heilkraft vermischte.
    »Also werde ich tatsächlich durchkommen?«
    Nike lächelte. »Daran bestand niemals auch nur der geringste Zweifel, Gwendolyn. Ein Selbstopfer ist sehr mächtig, besonders wenn man sich aus freiem Willen dazu entschließt. Denk immer daran.«
    Die Göttin beugte sich vor und küsste mich sanft auf die Wange, wie sie es immer tat, wenn sie sich von mir verabschiedete. Wie jedes Mal traf mich eine Welle ihrer Macht. Diesmal war sie noch stärker, so kalt und wild, dass mein Atem in der Luft Wolken bildete.
    »Lebe wohl, Gwendolyn.« Nike trat zurück. Sofort verschwamm ihr Körper in hellem, silbrigem Licht. »Bleib gesund und tapfer, bis wir uns wiedersehen.«
    Ich hob eine Hand, um meine Augen zu schützen und die Göttin noch einen Moment länger zu sehen, aber das Licht war einfach zu grell, also wandte ich den Kopf ab.
    Als ich wieder hinsah, war das silbrige Licht verschwunden – und die Göttin ebenso.

Wieder einmal riss ich die Augen auf.
    Für einen Moment glaubte ich zu träumen und mich immer noch mit Nike in dieser seltsamen Zwischenwelt zu befinden. Doch die Decke war nicht gewölbt, und ich blickte nicht auf ein mysteriöses Fresko in der Bibliothek der Altertümer. Nein, die Decke hier war einfach weiß gestrichen. Schnell wurde mir klar, dass ich in meinem Zimmer in Grandma Frosts Haus lag.
    Etwas kitzelte mich an der Nase, und ich nieste. Einen Augenblick später leckte eine warme, nasse Zunge über meine Wange. Ich drehte den Kopf und entdeckte Nyx, die neben mir auf dem Bett stand. Der Wolfswelpe gab ein fröhliches Jaulen von sich und leckte wieder meine Wange, während sein Schwanz gegen meine Rippen schlug.
    Und Nyx war nicht allein im Raum. Ein Regen aus pinkfarbenen Funken rieselte auf mich herunter, und ein vertrautes Gesicht schob sich in mein Blickfeld.
    »Gwen!«, kreischte Daphne. »Du bist wach!«
    Die Walküre zog mich hoch und drückte mich fest an sich, bis meine Wirbelsäule wieder einmal knackte. Nyx knurrte und versuchte sich zwischen uns zu drängen.
    »Wurde aber auch Zeit«, meldete sich eine andere Stimme zu Wort.
    Ich sah zu Vic, der aufrecht auf meinem Nachtkästchen stand. Seine Stimme mochte ja schroff klingen, aber sein Auge glänzte, und er lächelte.
    »Was meinst du damit?«, murmelte ich. Mein Mund war staubtrocken.
    Daphne lockerte ihren Griff und zog sich zurück. »Er meint, dass du über einen Tag bewusstlos warst.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass sie am Nachmittag aufwachen wird, oder?« Grandma Frost rauschte in den Raum, und die Münzen an ihren Tüchern klimperten in süßer, weicher Harmonie.
    Sie setzte sich auf die andere Bettseite und strich mir über das zerzauste Haar. »Wie fühlst du dich, Süße?«
    »Gut«, sagte ich. »Ein bisschen durstig, und ich frage mich, was passiert ist, aber davon abgesehen geht es mir prima.«
    Sie nickte. »Das ist schön. Ich werde dir ein Glas Wasser bringen und den anderen sagen, dass du wach bist.«
    Nyx legte sich auf meinen Schoß, damit ich sie streicheln konnte. Als Nächster kam Carson in mein Zimmer, zusammen mit Oliver und Trainer Ajax. Metis und Nickamedes drängten sich ebenfalls noch in

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