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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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nur zu gleiten als vielmehr zu schweben, als läge um sie eine Macht, die sie mit müheloser Grazie vorwärtstrug. Trotzdem musste ich lächeln, als ich sie so auf dem Tresen sitzen sah, während sie wie ein Kind die Beine baumeln ließ.
    »Weißt du, Nickamedes würde einen Anfall bekommen, wenn du dich so auf den Ausleihtresen setzt. Ich habe das einmal gemacht, danach hat er mich fünf Minuten lang angeschrien.«
    Nike erwiderte mein Lächeln. »Ich erzähle es ihm nicht, wenn du es ihm nicht erzählst.«
    Sie klopfte neben sich auf den Tresen. Ich ging zu ihr und zog mich auf den Tisch. Meine Bewegungen waren viel weniger elegant und mühelos als ihre. Kaum saß ich neben der Göttin, wurde ich mir der Macht bewusst, die in stetigen Wellen von ihr ausging. Diese kalte, wunderbare, schreckliche Macht, die die Göttin zu dem machte, was sie war – dem Sieg selbst.
    Wir saßen mehrere Minuten schweigend da, obwohl ich der Göttin immer wieder Seitenblicke zuwarf.
    »Habe ich … habe ich Logan gerettet?«, fragte ich schließlich, weil ich das Schweigen einfach nicht länger ertrug.
    Nike nickte. »Ja, du hast den Zauber gebrochen, den die Schnitter auf den Spartanerjungen gelegt haben. Er ist wieder er selbst. Körperlich sollte er sich in ein paar Tagen erholt haben.«
    »Und sonst?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist eine extreme Tat, eine Seele in einen anderen Körper zu zwingen. Besonders wenn die Seele so verdorben und krank ist wie Lokis. Der böse Gott selbst mag sich nicht im Auditorium befunden haben, aber der Spartaner war mit Loki verbunden. Zweifellos hat Logan Dinge gesehen und gefühlt, von denen er sich wünscht, er wäre nie mit ihnen in Kontakt gekommen – schreckliche Dinge. Damit wird er umgehen müssen. Außerdem hat der Junge dich verletzt. Das wird ihm mehr Schuldgefühle und Schmerzen bereiten als alles andere.«
    »Aber Logan wollte das doch nicht«, protestierte ich. »Er hatte nicht die Absicht, mich zu verletzen. Er war einfach … nicht er selbst.«
    Nike nickte. »Ich nehme an, das wird er auch erkennen … mit der Zeit.«
    Die kurze Pause vor den letzten drei Worten jagte mir einen kalten Schauder über den Rücken. Mit der Zeit? Was sollte das bedeuten? Die Wärme in meiner Brust ließ nach, und ich verschränkte die Arme, um die Kälte abzuwehren, die meine Wirbelsäule nach oben kroch.
    »Also, was passiert jetzt?«, fragte ich. »Werden die Schnitter die Transformation noch mal mit jemand anderem versuchen?«
    Nike schüttelte den Kopf. »Das Ritual kann nur einmal mit einer Person versucht werden, und Logan war der beste Kandidat, den die Schnitter hatten – eigentlich sogar der einzige. Die Schnitter wussten, dass sie nur diese eine Chance hatten. Deswegen haben sie auch seine Stiefmutter all diese Jahre auf ihn aufpassen lassen. Außerdem haben sie fast alle von Apates Juwelen aus der Bibliothek aufgebraucht. Es sind nicht genügend übrig, um sich noch einmal an dem Ritual zu versuchen. Also musst du dir darum keine Sorgen machen. Loki ist in seinem eigenen, zerstörten Körper gefangen … einstweilen.«
    Auch dieses letzte Wort jagte mir einen kalten Schauder über den Rücken, doch ich konzentrierte mich lieber auf die anderen Fragen, auf die ich eine Antwort wollte.
    »Warum war Loki heute Abend nicht da? Im Auditorium?«
    »Die Schnitter wollten nicht riskieren, dass er sein Versteck verlässt, wenn doch die Chance bestand, dass das Ritual versagt – oder dass du einen Weg findest, deine Freunde zu retten«, erklärte Nike. »Ich bin stolz auf dich, Gwendolyn. Du hast heute viele Leben gerettet und Loki davon abgehalten, mehr Macht zu gewinnen. Du hast dich wacker geschlagen, mein Champion.«
    Ich dachte an die Leichen, die in einem Stapel auf der Bühne gelegen hatten, und an all die anderen, die während des Kampfes verletzt oder getötet worden waren. Ich war mir nicht sicher, ob ich Nikes Lob wirklich verdiente. Aber zumindest hatte ich Logan gerettet. Ich wusste allerdings auch, dass die Göttin nicht ohne guten Grund zu mir gekommen war.
    »Und was passiert als Nächstes?«, fragte ich. »Was werden die Schnitter tun, nachdem das Transformationsritual versagt hat?«
    Nike sah mit leeren Augen in die Bibliothek. In diesem Moment erinnerte sie mich an Grandma Frost, die in einer ihrer Visionen einen Blick in die Zukunft warf.
    »Nun da Loki immer noch in seinem eigenen Körper gefangen ist, werden er und seine Schnitter den nächsten Teil seines

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