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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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und umarmte sie fest.
    Sie strich mir übers Haar. »Mach dir keine Sorgen, Süße. Ich bin bei dir. Wir werden diesen Untieren schon den Kopf zurechtrücken.«
    »Ich bin ebenfalls bei dir«, schaltete sich eine andere Stimme ein.
    Ich ließ Grandma Frost los und entdeckte Nickamedes hinter ihr. »Ich verstehe das nicht.«
    Der Bibliothekar richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Ich werde deine Verteidigung führen und sicherstellen, dass niemand gegen deine Rechte verstößt.«
    »Das würden Sie für mich tun? Obwohl ich gestern Abend die Bibliothek auseinandergenommen habe?«
    Er verzog leicht das Gesicht, sah mich aber mit freundlichem Blick an. »Ja, trotz allem.«
    »Wenn wir dann der Höflichkeit Genüge getan haben«, sagte Linus Quinn, während er mit großen Schritten und begleitet von Agrona, Ajax und Raven ins Gefängnis stiefelte, »lasst uns anfangen.«
    Die Tür schlug zu und schloss uns damit im Gefängnis ein. Das Geräusch schien wieder und wieder durch den gesamten Raum zu hallen, bis mir förmlich die Zähne davon wackelten.
    Ich schluckte meine aufsteigende Panik hinunter und folgte Nickamedes zum Befragungstisch. Ich setzte mich in die Mitte, mit dem Bibliothekar rechts und Grandma Frost links von mir. Grandma nahm meine Hand, aber die Wärme ihrer Finger und das Gefühl ihrer Liebe reichten nicht aus, um die Kälte zu vertreiben, die mir in die Knochen gefahren war und mein Herz wild schlagen ließ.
    Alexei postierte sich hinter meiner rechten Schulter. Die anderen erklommen die Stufen zum Podium und nahmen dort ihre Plätze ein. Linus saß in der Mitte, während Agrona, Inari, Sergei, Raven, Metis und Trainer Ajax auf den anderen Stühlen Platz nahmen. Metis schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, aber ich wusste, dass die Mehrheitsverhältnisse nicht zu meinen Gunsten standen. Es gab sieben Personen in der Jury, also brauchte ich vier Stimmen, um die Stimmenmehrheit zu erlangen. Metis und Ajax standen sicherlich auf meiner Seite, aber ich bezweifelte, dass ich das von den anderen auch annehmen konnte – außer vielleicht von Raven.
    Ich sah die alte Frau an, und sie starrte zurück. Für einen Moment flackerten ihre Gesichtszüge, als würden sie nicht ihr wahres Selbst zeigen, als würde unter den Falten und Altersflecken eine andere Person lauern. Dasselbe war schon einmal vor ein paar Wochen im Kreios-Kolosseum geschehen. Ich blinzelte, und dann war Raven wieder einfach Raven. Seltsam. Allerdings war eigentlich alles an der alten Frau seltsam, auch die Tatsache, dass sie jetzt schon gelangweilt wirkte. Nun, mir war egal, ob ihr langweilig war oder ob sie den gesamten verdammten Prozess verschlief, solange sie am Ende mit Ajax und Metis abstimmte.
    Doch selbst wenn sie das tat, brauchte ich ein weiteres Mitglied der Jury, das zu meinen Gunsten stimmte, und ich hatte keine Ahnung, wer das sein sollte. Sicherlich nicht Linus, der bereits vollkommen klargestellt hatte, was er von mir hielt. Ich bezweifelte, dass Agrona gegen ihren Ehemann stimmen würde, also blieben nur Inari und Sergei. Ich sah sie an. Beide erwiderten meinen Blick mit vollkommen ausdruckslosen Mienen, sodass ich nicht erraten konnte, was sie dachten oder was sie während ihrer Zeit auf dem Schulgelände über mich herausgefunden hatten.
    Als alle saßen, nahm Linus einen kleinen Richterhammer und schlug damit auf den Tisch. »Ich rufe alle zur Ordnung.«
    Alle beruhigten sich, und ich atmete tief durch – mein Prozess begann.

Linus schob ein paar Papiere über den Tisch, während die anderen dasselbe taten. Alle außer Raven, die anscheinend wieder eines ihrer Klatschmagazine las. Zumindest meinte ich, versteckt zwischen all den Papieren vor ihr ein glänzendes Cover zu entdecken. Raven bemerkte, wie ich sie beobachtete, und zuckte leicht mit den Achseln. Schön zu wissen, dass sie das Ganze so ernst nahm.
    Während das Protektorat sich bereit machte, sah ich zu der gewölbten Decke auf. Vielleicht war es ja nur eine Täuschung, aber irgendwie erschien mir die Hand, welche die Waage hielt, heute besonders deutlich. Fast als würde sie sich bemühen, die Decke zu durchdringen. Noch während ich hinschaute, hörte ich ein leises Knirschen, und die Waage neigte sich zu einer Seite, als hätte man mich bereits für schuldig befunden. Tatsächlich schien die Waage immer tiefer herabzusinken, fast als würde sie jeden Moment aus der Decke und mir auf den Kopf fallen, um mich auf meinem Platz zu zerquetschen …
    Ich

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