Frostglut
sanft. »Egal was passiert, ich werde immer zu dir zurückkommen.«
»Versprochen?«, fragte ich mit zitternder Stimme.
In Logans Blick brannte eisige Entschlossenheit. »Versprochen.«
Er lehnte sich vor, bis seine Stirn meine berührte. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn einmal sanft, bevor ich den Kopf an seine Brust legte. Logan legte die Arme um meinen Rücken und zog mich näher an sich. So blieben wir so lange wie möglich stehen und hielten uns einfach fest.
Ich hatte es nicht für möglich gehalten, aber der nächste Tag wurde sogar noch schlimmer als der davor.
Der Schnitterangriff in der Bibliothek sprach sich herum, wie es an der Schule immer passierte. Allerdings sorgte das nur dafür, dass die anderen Schüler noch wütender auf mich wurden. Anscheinend glaubten sie genau wie Linus, dass ich die ganze Sache geplant hatte. Wo immer ich hinging, folgten mir bösartiges Gemurmel und bissige Kommentare.
»Wo ist deine schwarze Robe, Schnittermädchen?«
»Willst du noch mehr deiner Freunde auf das Schulgelände holen, damit sie uns angreifen?«
»Warum verpisst du dich nicht einfach, du mordgeiles Miststück?«
Ich hatte mich daran gewöhnt, von den anderen Schülern ignoriert zu werden, aber plötzlich stand ich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Alle beobachteten mich den gesamten Tag über, und wann immer ich in meine Tasche griff, um Stift oder Block herauszuholen, verspannten sich die Schüler und sogar einige der Professoren, als würde ich jeden Moment Vic aus seiner Scheide ziehen und in den Schnittermodus schalten. Einige meiner Klassenkameraden, wie zum Beispiel Helena Paxton, wünschten sich wahrscheinlich, ich würde genau das tun, damit sie mit ihren eigenen Waffen auf mich einschlagen konnten.
Ich hielt mein Gesicht ausdruckslos und reagierte nicht auf die Drohungen und Sticheleien, obwohl die Worte und Beschuldigungen so wehtaten, als würden unsichtbare Dolche mir eine Hautschicht nach der anderen abschälen, bis ich blutig, ungeschützt und mit Schmerzen am ganzen Körper zurückblieb.
Aber meine Freunde hielten ihr Versprechen, auf mich aufzupassen. Daphne und Carson begleiteten mich am Vormittag von Klassenzimmer zu Klassenzimmer, und während des Mittagessens saßen wir drei mit Logan und Oliver zusammen. Die anderen Schüler starrten meine Freunde böse an, aber niemand wollte sich mit allen gleichzeitig anlegen. Besonders nicht mit Logan.
Alexei war natürlich auch da. Er folgte mir den gesamten Tag. Er redete nicht besonders viel, aber ab und zu nickte er mir zu. Anscheinend war er mir gegenüber ein wenig aufgetaut.
Aber im Unterricht konnten meine Freunde nicht bei mir sein, und wieder einmal zogen alle anderen Schüler ihre Bänke von mir weg. Endlich war es Zeit für den Sportunterricht. Gestern hatte ich die gesamte Stunde allein neben den Matten gestanden und allen anderen beim Kämpfen zugesehen. Ich fragte mich, ob es heute noch beschämender werden würde – oder gefährlicher. Ein paar der Schüler könnten beschließen, mich ernsthaft mit ihren Waffen zu attackieren. Aber zu meiner Überraschung setzten sich einige für mich ein.
»Ich trainiere heute mit Gwen«, verkündete Morgan McDougall laut, bevor Coach Ajax uns zufällige Partner zuteilen konnte, wie er es manchmal machte. Die Walküre wirbelte ihren Kampfstab im Kreis, während grüne Funken aus ihren Fingerspitzen schossen.
»Ich ebenfalls«, erklärte Talia Pizarro. Die Amazone stellte sich neben Morgan und ließ ihr Schwert durch die Luft sausen.
Damit sprachen die Mädchen gegenüber den anderen eine deutliche Warnung aus. Ich schenkte ihnen ein dankbares Lächeln. Morgan zwinkerte mir mit warmem Blick zu.
»Hey«, sagte sie. »Wir Schulflittchen müssen doch zusammenhalten, oder?«
Ich wusste, dass Morgan das Wort Flittchen als eine Art Insiderwitz zwischen uns verwendete, und mein Lächeln wurde ein wenig breiter. »Das kannst du glauben.«
In Mythengeschichte warf sich wieder Carson für mich in die Bresche, indem er seinen Tisch direkt vor meinem stehen ließ. Er grinste mich breit an, bevor er die Nase in einem Stapel Noten versenkte und sich damit beschäftigte, bis Metis mit dem Unterricht anfing. Offensichtlich machte sich Carson wegen des Winterkonzerts morgen ziemlichen Stress, also ließ ich ihn in Frieden. Außerdem lag mir ja auch einiges auf der Seele – unter anderem mein baldiger Prozess.
Bis jetzt hatten mich der Schnitterangriff und die ständigen
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