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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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nach Antworten zu suchen, aber ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass es dafür eigentlich schon zu spät war.
    Linus bemerkte, wie ich ihn ansah – und dass Logan neben mir stand. Er presste die Lippen aufeinander, bis sie eine dünne Linie bildeten.
    »Ignorier ihn«, meinte Logan. »Oder sei einfach froh, dass du den Nachmittag nicht mit ihm verbringen musst. Er wird mir wahrscheinlich ständig auf die Finger schauen und mir erzählen, wie ich meine Aufgaben erledigen soll … wie ein echter Spartaner die Sache anpacken würde.«
    Sein Tonfall war spöttisch, aber in seinen eisblauen Augen lag Schmerz. Selbst jetzt, nach allem, was geschehen war, konnte ich deutlich erkennen, wie sehr Logan sich nach der Liebe und Anerkennung seines Dads sehnte – und noch wichtiger, sich danach sehnte, dass Linus verstand, warum Logan nicht neben seiner Mutter und seiner Schwester gekämpft hatte, als die Schnitter seine Familie angegriffen hatten.
    »Zwischen euch läuft es nicht besser?«, fragte ich.
    Logan schüttelte den Kopf. »Nein, aber im Moment möchte ich nicht drüber reden. Sei heute bitte vorsichtig, okay? Es würde den Schnittern – oder den anderen Schülern – ähnlich sehen, während unserer Abwesenheit irgendeine Aktion auf dem Schulgelände zu starten.«
    »Mach dir keine Sorgen«, meinte ich. »Ich kann mich schon gegen ein paar Schnitter oder stinkige böse Mädchen wie Helena Paxton zur Wehr setzen.«
    Logan schenkte mir ein schiefes Lächeln. »Das kannst du, Gypsymädchen. Das kannst du allerdings.«
    Wir küssten uns, dann stiegen alle in die Busse. Ich blieb winkend auf dem Parkplatz stehen, als die Motoren gestartet wurden und die Fahrer die Busse durch das rückwärtige Tor der Akademie fuhren. Alexei stellte sich neben mich. Ein Rucksack hing von seiner Schulter.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte er, sobald die letzten Busse verschwunden waren – genau dasselbe, das ich Logan gesagt hatte. »Deinen Freunden wird nichts passieren. Dafür werden mein Vater und die anderen Mitglieder des Protektorats schon sorgen.«
    Ich nickte, obwohl ich ihm nicht glaubte. Trotz seiner Protektoratsausbildung, trotz all seiner Fähigkeiten und der Magie, die er als Bogatyr besaß, war Alexei in der Nacht von Lokis Flucht nicht dabei gewesen. Er hatte nicht wie ich dem bösen Gott in die Augen gesehen, und er hatte die Bösartigkeit, die von Loki ausging, nicht gefühlt – das brennende Verlangen, jedes einzelne Mitglied des Pantheons zu töten. Alexei verstand einfach nicht, dass keiner von uns in Sicherheit war, nicht mehr – nicht einmal auf der Mythos Academy.
    Doch es gab eine Möglichkeit, wie ich sicherstellen konnte, dass meine Freunde so gut beschützt waren wie eben möglich – indem ich herausfand, was Vivian und die anderen Schnitter planten.
    »Komm«, sagte ich zu Alexei. »Ich hoffe, du hast deine Laufschuhe an, denn wir haben heute einiges zu tun.«
    Am Wochenende verbrachten die Mythos-Schüler ihre Zeit damit, auszuschlafen, in ihren Wohnheimen herumzuhängen oder in den Läden von Cypress Mountain bummeln zu gehen. Heute bereiteten sich die Leute auf das Konzert in ein paar Stunden vor, also war der obere Hof menschenleer, als ich auf die Bibliothek der Altertümer zuging. Zu meiner Überraschung hielt Alexei sich wieder neben mir. Er sah immer wieder zu mir herüber, als läge ihm etwas auf der Seele.
    »Willst du irgendwas sagen?«, fragte ich schließlich.
    Er schwieg noch ein paar Sekunden. »Oliver hat mir erzählt, was du gesagt hast … dass das, was mit dir los ist, nichts mit ihm zu tun hat und damit, wie ich in Bezug auf ihn empfinde. Ich wollte dir nur dafür danken.«
    »Ich weiß, wie es ist, heftig in jemanden verliebt zu sein«, antwortete ich. »Ich will, dass Oliver glücklich ist, und wenn du ihn glücklich machst, ist das okay für mich. Doch falls du ihn verletzt, werde ich dafür sorgen, dass du es bitter bereust, Protektorat hin oder her. Verstanden?«
    Er nickte. »Ich verstehe.«
    Wir erreichten die Stufen zur Bibliothek, und ich hielt an, um die zwei Greifen anzusehen. Vielleicht war es ja nur Einbildung, aber die Statuen wirkten … beunruhigt. Sie hatten die Augen zusammengekniffen, und ihre Augenbrauen standen eng zusammen, als machten sie sich Sorgen. Vielleicht spürten sie die Anspannung in der Luft. Es war fast, als könnte ich sehen, wie sich am Horizont ein Sturm zusammenbraute. Ich wusste nur einfach nicht, wo der Blitz zuerst einschlagen

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