Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
ihn in der Schule, zu Hause, selbst in der Turnhalle, wo er gelernt hatte zu kämpfen. Ich beobachtete, wie er mit einem Schwert in jeder Hand gegen Schnitter kämpfte, und fühlte, wie mühelos und geschmeidig er von einer Angriffshaltung in die nächste wechselte. Für den Bogatyr war Kämpfen wirklich nur eine Art komplizierter Tanz, eine Reihe von Schrittfolgen, die man durchlaufen musste, bevor man den letzten, tödlichen Hieb setzen konnte. Ich sah sogar den Funken in seinem tiefsten Inneren – ein hellgoldener Funke, der ruhigen Stolz und Ehre ausstrahlte.
    Schließlich stieg ein Bild von Oliver in mir auf, und ich fühlte, was Alexei jedes Mal empfand, wenn er den Spartaner ansah – dieses warme, weiche, kribblige Gefühl, das dafür sorgte, dass alles plötzlich viel schöner erschien. Dieses spezielle Gefühl, das den goldenen Funken in seiner Seele noch heller leuchten ließ …
    Ich öffnete die Augen und ließ seine Hand los. Er war kein Schnitter, aber ich hatte etwas Neues über den russischen Krieger gelernt – wie wichtig ihm Oliver war.
    »Was sollte das jetzt?«, fragte Alexei voller Misstrauen. »Hast du gerade deine Magie gegen mich eingesetzt?«
    »Ja, und du hast bestanden«, sagte ich. »Und jetzt sieh dir das an.«
    Ich zeigte Alexei die Karte, dann erzählte ich ihm von den Rubinsplittern, die ich auf Vivians Ring gesehen hatte. Er las die Beschreibung und runzelte die Stirn.
    »Aber sie sitzt schon wochenlang beim Protektorat in Untersuchungshaft«, sagte er und bestätigte damit meine Vermutungen. »Schon lange bevor diese Artefakte gestohlen wurden. Sie kann auf keinen Fall einer der Schnitter gewesen sein, die in die Bibliothek eingedrungen sind. Sie wurde bewacht, und soweit ich weiß, hatte sie nur Kontakt zu den leitenden Mitgliedern des Protektorats.«
    »Zu wem?«, fragte ich. »Zu wem genau hatte Vivian Kontakt?«
    Alexei zuckte mit den Schultern. »Zu allen Mitgliedern des Protektorats, die für deinen Prozess hierhergereist sind. Linus, Inari, Agrona, mein Vater. Warum?«
    Weil es bedeutet, dass einer von ihnen ein Schnitter ist. Vivian konnte nur in den Besitz der Rubinsplitter gekommen sein, wenn der Schnitter, der die Schatulle gestohlen hatte, sie ihr gegeben hatte. Ich konnte förmlich sehen, wie die Zahnräder in Alexeis Kopf ratterten, während er über alles nachdachte. Ich erzählte ihm allerdings nichts von meinem Verdacht. Ich hatte keine Ahnung, ob er mir glauben würde, besonders da sein Dad einer der Leute war, die Zugang zu Vivian gehabt hatten – eine der Personen, die vielleicht im Geheimen Loki dienten.
    Ich schob die Karte in meine Hosentasche. Ich wusste nicht, ob sie ausreichte, um Vivians Schuld zu beweisen, aber zumindest war es ein Anfang.
    Beflügelt von dem Fund setzte ich meine Suche fort. Ich berührte noch einmal die Vitrine. Als ich von ihr keine neuen Schwingungen empfing, wandte ich mich dem Bücherregal dahinter zu und ließ die Hände über die Regalbretter und jedes einzelne Buch gleiten, das auf ihnen stand. Die Regalbretter lieferten mir keine großen Bilder, nur das Gefühl von Schülern, die nach Büchern griffen. Dasselbe galt für die Bücher. Es waren einfach nur Nachschlagewerke, mit denen niemand persönliche Erinnerungen verband. Die Schüler brauchten nur die Informationen auf ihren Seiten, um die Hausaufgaben zu erledigen.
    Ich wollte gerade aufhören zu suchen, als meine Finger ein Buch berührten, das direkt über der Vitrine stand. Sofort blitzte ein Bild in mir auf: die Hand des Schnitters, die das Buch berührte.
    Ich erstarrte und fragte mich, ob ich mir das nur eingebildet hatte. Aber als ich meine Hand noch mal über das Buch gleiten ließ, stieg dasselbe Bild in meinem Kopf auf. Ich konzentrierte mich auf das Bild, vertiefte mich in die Erinnerung und spielte sie wieder und wieder ab. Es wirkte nicht besonders unheilvoll, dass der Schnitter nach dem Buch gegriffen hatte, aber ich hatte das starke Gefühl, dass ich irgendetwas übersah. Also stand ich da und konzentrierte mich, bis ich jedes noch so kleine Detail sah, das meine Magie mir zeigen konnte.
    Es kostete mich ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass der Schnitter zuerst nach dem Buch gegriffen hatte – bevor er die Vitrine auch nur beachtet hatte.
    Ich ließ die Finger über die anderen Bücher gleiten. Alle Bilder, alle Erinnerungen waren gleich. Der Schnitter stand da und berührte ein Buch nach dem anderen. Die behandschuhten Finger des Kriegers glitten

Weitere Kostenlose Bücher