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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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kommen kann, aber ich bin mir sicher, dass ihr alle wunderbar sein werdet. Besonders du, Carson.«
    Der Musikfreak wurde ein wenig rot, aber gleichzeitig grinste er mich an.
    Wir unterhielten uns noch eine weitere Stunde und versuchten, herauszufinden, was Vivian wirklich vorhatte. Aber keiner von uns hatte auch nur eine Idee, was sie planen könnte. Ich redete nicht mehr darüber, welches Protektoratsmitglied ihr vielleicht half, und die anderen sprachen das Thema ebenfalls nicht noch mal an. Nicht, nachdem wir alle Logans Reaktion gesehen hatten. Schließlich näherte sich die Ausgangssperre um zehn Uhr, und meine Freunde mussten gehen, um die Nacht in ihren eigenen Zimmern zu verbringen.
    »Seid vorsichtig, ja?«, sagte ich. »Ich traue es den Schnittern durchaus zu, dass sie das Konzert morgen ruinieren wollen.«
    Und ich traue Vivian zu, dass sie einen von euch verletzt, nur um mir eins auszuwischen. Das war der finsterere Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, aber ich erzählte meinen Freunden nichts von meinen Ängsten.
    »Mach dir keine Sorgen, Gypsymädchen«, sagte Logan. »Oliver, Kenzie und ich dienen als Ehrenwache, um alle in der Band zu beschützen. Mein Dad und die anderen Mitglieder des Protektorats werden auch da sein, zusammen mit Metis, Ajax und Nickamedes. Falls irgendein Schnitter es wagt, bei dem Konzert aufzutauchen, werden wir uns mühelos um ihn kümmern.«
    Ich erwähnte nicht, dass der Schnitter bereits da sein würde, versteckt zwischen den anderen Mitgliedern des Protektorats. Der Spartaner wollte nicht glauben, dass jemand, dem er vertraute, ein Schnitter war. Und ich wollte ihn nicht noch mehr aufregen. Außerdem konnten die Schnitter doch sicherlich keinen großen Schaden anrichten, wenn alle auf der Hut waren. Das redete ich mir zumindest ein, auch wenn ich es nicht wirklich glaubte.
    Logan küsste mich zum Abschied und ging mit den anderen. Alexei folgte ihnen, nachdem er mir erzählt hatte, dass Sergei heute Abend vor dem Wohnheim Wache schieben würde.
    Ich ging zum Fenster, zog den Vorhang zurück und beobachtete, wie meine Freunde in der Dunkelheit verschwanden. Trotz ihrer beruhigenden Worte konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass etwas schrecklich schieflief – und dass die Schnitter eher früher als später zuschlagen würden.

Ich duschte und kletterte in mein Bett. Ich war entschlossen, ein wenig zu schlafen, aber die Nacht war trotzdem alles andere als erholsam. Bilder drängten sich in meine Träume. Alles, was ich in den letzten Tagen gesehen, gehört und gefühlt hatte. Dank meiner Psychometrie lud ich fast ständig Informationen in mein Hirn, selbst wenn ich nur ein Bibliotheksbuch berührte und davon auffing, wie sehr sich jemand bei seinen Hausaufgaben gelangweilt hatte. Tagsüber konnte ich diese Eindrücke meistens ignorieren, aber manchmal stiegen nachts all die Bilder, Geräusche und Gefühle in meinem Geist auf. Die Wahrnehmungen huschten eine nach der anderen vorbei, schneller und schneller, während mein Unterbewusstsein sich bemühte, ihnen Sinn zu verleihen.
    Heute war eine dieser Nächte.
    Die Schnitter, die sich in der Bibliothek an Oliver und Alexei heranschlichen. Der Anführer, der Apates Schatulle hochhob. Das bösartige Glitzern der Rubine, die alles in ein rotes Licht tauchten, selbst die Bibliotheksbücher. Vivian, die ins Akademiegefängnis stiefelte. Die Rubinsplitter auf ihrem Janusring, die glitzerten wie bösartige Augen. Und schließlich die Maat-Natter, die sich um mein Handgelenk wand, nur dass ihre Schuppen jetzt rot waren statt blau. Die Schlange ließ ihre Zunge über mein Handgelenk gleiten, und ihre Augen glühten schnitterrot, bevor sie sich nach vorne warf und ihre Giftzähne in meine Haut grub, mich vergiftete, mich tötete …
    Ich erwachte, weil mir ein Schrei die Kehle zuschnürte. Mein Handgelenk schmerzte, als hätte die Natter mich wirklich gebissen. Das Gefühl war so lebhaft, so real, dass ich das Licht anschaltete und den Arm hob. Doch meine Haut war glatt und unversehrt. Selbst die zwei winzigen Bisswunden, die mir das Reptil im Gefängnis zugefügt hatte, waren inzwischen verschwunden.
    »Gwen?«, murmelte Vic und gähnte an der Wand. »Ist etwas nicht in Ordnung? Warum hast du das Licht angemacht?«
    »Es ist nichts, Vic«, sagte ich. »Nur ein böser Traum. Schlaf weiter.«
    »Okay«, murmelte das Schwert. »Lass mich nur wissen, wenn ich aufwachen soll, um Schnitter zu töten …«
    Seine Stimme verklang,

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