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Frostherz

Frostherz

Titel: Frostherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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überrascht. »Wow! Wer hätte das gedacht.«
    »Wieso? Wie ist er als Vater?«
    Cornelius trank sein Wasserglas in einem Zug leer. »Na ja. Sein Engagement für die Schule geht deutlich über das für seine Familie hinaus. Ich rede nur mit ihm, wenn er was von mir will. Vielmehr: Er redet dann mit mir.«
    »Ach, das ist bei uns auch nicht viel anders«, erwiderte Anne. »Ich muss jetzt allerdings dringend los.«
    »Ach, schade! Kein Nachtisch mehr?«
    »Nee, viel zu fett!«
    »Ich wollte fragen…«, er sog kurz Luft ein und grinste dann. »...ob du hier einen damn bad coffee haben möchtest oder ob du mich lieber in die beste Espressobar der Stadt begleitest, wo es einen damn good one gibt?«
    Anne griff nach dem Tablett und umklammerte es. Das Ja lag ganz weit vorne auf ihrer Zunge. Aber das Nein war doch schneller.
    »Ein anderes Mal gerne«, sagte sie, wohl wissend, dass dies eine Lüge war. »Ich muss ein Referat vorbereiten und vorher noch Hausaufgaben machen.«
    »Ach, komm schon.« Cornelius sah enttäuscht aus. Er stellte seinen Teller und sein Glas auf Annes Tablett, schob sein leeres darunter und nahm ihr beide aus der Hand. »Ein flotter Espresso, dann gehen auch die Hausaufgaben besser. Ist nicht weit von hier.«
    Anne schüttelte bedauernd den Kopf. »Es geht nicht. Echt nicht.«
    »Morgen?«
    Sie nickte, griff nach ihrer Jacke und winkte ihm zu. »Ich muss mich beeilen, tut mir leid.«
    Sie rannte über den Schulhof, der Rucksack stieß schmerzhaft in ihren Rücken, aber sie erwischte den Bus gerade noch, bevor sich die Türen schlossen. Ihr Stammplatz in der vorletzten Reihe rechts war besetzt. Schnaufend ließ sie sich auf den Sitz hinter den Fahrer fallen und fingerte ihr Handy aus dem Rucksack.
    »Bin losgefahren«, tippte sie und drückte auf »senden«.
    Ihr Zeitplan gab es einfach nicht her, dass sie sich so lange mit Klassenkameraden unterhielt. Sie legte die Hand auf ihr Herz und war froh, dass es wieder gleichmäßig und ruhig klopfte.
    »Diane«, sagte er und stockte plötzlich. Wie immer sprach er ihren Namen englisch aus, gedehnt: »Dai-Än«, was auf Deutsch merkwürdig wirkte und ihn immer an sterben erinnerte. Stirb, Anne , übersetzte er unwillkürlich und schob den Gedanken rasch beiseite. »Diane«, konzentrierte er sich wieder und ging langsam vom Haupttor der Schule in Richtung Altstadt. »Ein bemerkenswertes Mädchen, diese Anne«, sprach er weiter. Dass Passanten ihn bisweilen irritiert ansahen, war er gewohnt. Außerdem gab es genug Idioten, die auf ihr Handy einredend die Straße entlanggingen. In Bangkok hatte ihn niemand beachtet, obwohl er damals noch ein großes, altes Diktiergerät seiner Mutter benutzt hatte. Dort hatten ihm die Menschen einfach zugelächelt. Ein Farang war er sowieso, eine Langnase, ein Ausländer, auch wenn er nichts anderes kannte als das Leben in Thailand. Aber ein Farang durfte eben in einen schwarzen Knochen reden, wenn er das wollte. »Merkwürdig, aber bemerkenswert«, fuhr er fort. »Hat meine Einladung zum Kaffee ausgeschlagen. Eine Person mit Profil. Erstaunlich. Werde sie jetzt jeden Tag fragen, bis sie mitgeht. Nein, Diane, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, sie ist eigentlich nicht mein Typ. Sie ist ganz anders als Sie! Ich gebe Ihnen eine Personenbeschreibung. Circa ein Meter fünfundsechzig groß, lange, kräftige dunkelblonde Haare. Eine zierliche Figur, kleine, feste Brüste… äh, Pardon, ich schweife ab. Ein längliches Gesicht mit sehr hellblauen Augen – erstaunlich hellblauen Augen und einer etwas groß geratenen Brille davor. Ein kleiner, runder Mund und eine nicht sehr ausgeprägte Stupsnase. Besondere Kennzeichen: Trägt ziemlich langweilige Klamotten, bevorzugt in Unfarben wie Beige, Oliv, Schlamm, Taupe und Mauve. Sehr intelligent, wie es scheint. Einser-Schülerin. Und neben einer Vorliebe für Assistentinnen namens Diane verbindet uns vor allem, dass wir uns gegenseitig die Top-Position als unbeliebtester Mitschüler streitig machen können. Immerhin wird sie gerne als Nachhilfelehrerin ausgebeutet, während man meine Qualifikationen überhaupt nicht beachtet. Warum ist sie nur nicht mit mir Kaffee trinken gegangen?«
    »Na, Sohn, redest du wieder mit dir selbst?«, sprach ihn sein Vater von hinten an. Wie er suchte sich Hermann Rosen häufig ein ruhiges Café, wo er Zeitung lesen und eventuell ein paar Hefte korrigieren konnte. Gemeinsam hatten sie nur, dass sie beide nicht gerne daheim waren. Cornelius hasste es,

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