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Frostherz

Frostherz

Titel: Frostherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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nach: »Geil!« Verlegen hielt sie sich den Mund zu. Cornelius schüttelte den Kopf.
    »Mann, Mädel!«, schimpfte er. »Ich möchte, dass du jetzt dreimal laut hintereinander Scheiße-geil-Arschloch sagst. Los!« Anne musterte ihn irritiert. War das ein Scherz? Sicherheitshalber lachte sie, schüttelte aber den Kopf.
    »Komm schon. Sag’s! Wörter beißen nicht! Scheiße-geil-Arschloch . Ist ganz leicht.«
    »Das ist mir zu pubertär«, sagte sie und nahm Kurs auf den Kinosaal.
    »Du bist echt ’ne harte Nummer«, stöhnte Cornelius und folgte ihr.
    Anne hatte schweißnasse Finger, als sie wieder im Kinofoyer standen. Die verstörenden Bilder, die suggestive Musik, die emotionale Wucht des Films ließen sie so schnell nicht los. Auch Cornelius wirkte aufgewühlt. Gebannt hatten sie auf ihren Plätzen gesessen, ihre spöttischen Kommentare über dämliche Kinowerbung waren nach den ersten Filmminuten vergessen gewesen. Noch düsterer, noch beklemmender als das übrige Lynch-Universum war dieser alte Streifen gewesen. Und wie immer in den Filmen des Meisters waren die schlimmsten Bilder im eigenen Kopf entstanden und nicht auf der Leinwand.
    Anne sah auf die Uhr. Kurz vor halb elf schon, es war höchste Zeit, dass Cornelius sie nach Hause brachte.
    »Kommst du?«, fragte sie, aber Cornelius spähte über ihren Kopf hinweg in Richtung Kinosaal.
    »Ich fass es nicht«, sagte er, ohne auf sie zu achten.
    »War der Regisseur auch im Kino?«, frotzelte Anne.
    Cornelius sah sie ernst an. »Nein, aber dein Vater.«
    Annes Kopf fuhr herum, suchend sah sie in den halbdunklen Raum. »Wo?«
    »Ich habe ihn gerade dahinten gesehen. Ich glaube, er steht gleich rechts vom Eingang. Na, warte! So ein Mistkerl!« Cornelius packte Annes Hand und zog sie mit sich. Aus den Augenwinkeln bemerkte Anne, dass ein zierlicher Mann aus dem Saal trat – keine Frage, ihr Vater. Einen kurzen Moment begegneten sich ihre Augen. Anne stolperte beinah, so sehr zog Cornelius an ihr.
    »Langsam«, rief sie, aber er beachtete sie nicht weiter. Draußen schob er sie schnell um die Ecke, ohne groß aufzupassen, überquerte er mit ihr die Straße und schon waren sie im Stadtpark gelandet, hinter dessen Mauern große, undurchdringliche Büsche wuchsen.
    »Der hat uns echt ins Kino verfolgt!« Cornelius japste ein wenig. Mehr vor Wut als vor Anstrengung. »Anne!« Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Das ist nicht normal, begreif das doch endlich! Du musst diesem Zirkus ein Ende machen.«
    Anne fühlte sich schwach. Gleich würden ihre Beine nachgeben. »Aber, aber«, stammelte sie. »Er will mich doch nur beschützen! Es gibt doch so viel schlimme Dinge in der Welt.«
    »Deswegen kann er dich doch nicht einsperren und bevormunden! Wie du lebst, das ist echt krank!«
    Anne drehte sich von ihm weg. Sie wusste, dass sie aussah wie eine trotzige Fünfjährige. Was hätte sie denn sagen sollen?
    »Ich muss jetzt heim«, war das Einzige, was ihr einfiel. »Lass uns gehen.«
    »Nein.« Er spähte über ihren Kopf hinweg in Richtung Straße.
    »Wie – nein?«
    Ohne eine Antwort zu geben, packte er erneut ihre Hand und zog sie mit sich.
    »Dahinten lauert er schon wieder«, flüsterte er endlich und drückte sie ins Gebüsch.
    »Aua, lass mich«, zischte Anne, die sich an Dornen den Unterarm aufgekratzt hatte. »Meine Bluse!« Mit einem Ratsch war sie am Ärmel aufgerissen.
    »Bück dich«, sagte Cornelius, drückte sie nach unten und hielt ihr den Mund zu. Ganz leicht lagen seine Finger auf ihrem Mund. Ich will dir nicht wehtun, sagten sie und Anne glaubte ihm.
    Sie sah ihren Vater, der hektisch, sich immer wieder in alle Richtungen umsehend, den Hauptweg entlangkam. Lächerlich wirkt er, dachte sie einen winzigen Moment. Und doch klopfte ihr Herz bis zum Hals, feine Tropfen ihres Atems benetzten Cornelius’ Hand. Seinen freien Arm hatte er um ihre Schulter gelegt, mit der Hand streichelte er ihren Oberarm.
    »Anne«, rief nun ihr Vater und in ihren Beinen zuckte es. Sie wollte folgen. Cornelius presste sie nieder.
    »Anne, ich weiß, dass ihr hier irgendwo seid. Kommt doch raus, das ist doch lächerlich.« Missmutig ging er weiter. Ein Spaziergänger mit einem Hund beobachtete ihn irritiert. Johann war das vollkommen egal.
    »Es ist doch nur zu deinem Besten.« Seine Stimme klang leicht brüchig. »Ich will dich doch nur beschützen!«
    Anne versuchte, Cornelius’ Arm abzuschütteln, aber er war einfach zu stark.
    »Pscht«, machte er, zog

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