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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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fallen gelassen hat …«, hörte ich ihn murmeln.
    Auf Händen und Knien kroch ich hinter der Waffe her, aber sie rutschte immer weiter weg. Schließlich blieb sie liegen, und ich sah, wie Vic mich missbilligend anstarrte.
    Ich streckte gerade die Hand nach dem Schwert aus, als sich zwei schwarze Stilettostiefel in mein Blickfeld schoben. Oh, oh. Ich sah auf und entdeckte Jasmine über mir.
    »Zeit zu sterben, Gypsy«, murmelte sie und hob ihr Schwert, bereit, die Klinge in meinem Kopf zu versenken und mich diesmal wirklich zu töten …
    Ein Speer flog durch die Luft und traf Jasmine mitten in der Brust. Der Mund der Walküre formte ein perfektes O der Überraschung, und Entsetzen blitzte in ihren Augen auf. Das Schwert glitt ihr aus den Fingern, und sie stolperte nach hinten gegen den Tisch, auf dem Morgan lag. Jasmine starrte mich an, ihr schönes Gesicht voller Schmerz und Unglauben, dann sackte sie auf dem Boden zusammen. Tot. Dieses Mal wusste ich, dass das dickflüssige rote Blut, das sich in Pfützen auf dem Boden unter ihr sammelte, real war.
    Es war schrecklich.
    »So sollte das laufen«, flötete Vic fröhlich.
    »Schnauze, Vic«, flüsterte ich.
    Ich hob das Schwert auf, kam auf die Beine und drehte mich um.
    Hinter mir stand Logan Quinn.
    Tiefe, hässliche rote Striemen zogen sich über seine Wange, wo ihn die Klauen des Nemeischen Pirschers getroffen hatten, und sein schwarzes Smokingjackett und das weiße Hemd hingen ihm in Fetzen vom Körper. Weitere Kratzspuren bedeckten seine Brust, und ich konnte das Blut aus den Wunden tropfen sehen. Der Spartaner trug immer noch den Schild am Arm, obwohl der Pirscher das silberne Rund in zwei Stücke gerissen hatte. Trotz seiner Verletzungen leuchtete warmer Stolz in Logans eisblauen Augen.
    In diesem Moment war er das Schönste, was ich je gesehen hatte.
    Ich lief zu ihm und breitete die Arme aus. Ich wollte ihn umarmen, ihn küssen, ihn berühren – doch dann erinnerte ich mich daran, dass ich das nicht konnte. Dass meine Gypsygabe, meine Psychometrie das nicht zuließ. Nicht ohne dass Visionen in mir aufblitzten. Nicht ohne genau zu sehen, was gerade zwischen ihm und dem Pirscher geschehen war. Nicht ohne jedes von Logans Geheimnissen zu erfahren. Und das wollte ich nicht. Nicht jetzt, nicht so.
    Ich blieb stehen, die Arme noch für einen Moment ausgebreitet. Dann ließ ich sie langsam sinken.
    »Geht es dir gut?«, flüsterte ich. »Wo ist der Pirscher?«
    »Tot. Sein Kadaver liegt hinten zwischen den Regalen. Er hat sich nicht aufgelöst, weil er diesmal real war und nicht nur eine Illusion.« Logan betastete die blutigen Wunden in seiner Wange mit einem Finger und verzog das Gesicht. »Na ja, da ich noch lebe und Jasmine und der Pirscher nicht, würde ich sagen, es geht mir gut. Und dir?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Auf keinen Fall konnte ich von den ganzen verrückten Sachen erzählen, die heute Abend in der Bibliothek passiert waren, oder von dem, was ich empfand, besonders wenn ich in seine Augen sah.
    »Danke«, sagte ich leise. »Ich weiß nicht, wie du mich gefunden hast oder warum, aber danke. Wenn du nicht gewesen wärst, hätten Jasmine und ihr Pirscher mich umgebracht.«
    Er schenkte mir ein schiefes Lächeln, das dafür sorgte, dass mein Herz ein wenig schneller schlug. »Ich konnte dich doch nicht einfach sauer vom Ball verschwinden lassen, oder?«
    »Aber … aber warum bist du mir überhaupt gefolgt?«, fragte ich und blickte ihm dabei die ganze Zeit in die Augen.
    Logan sah mich an. Dann holte er tief Luft. »Weil ich …«
    »Was geht hier vor?«, rief eine scharfe Stimme.
    Erschrocken riss ich den Kopf herum, bis ich die Flügeltür im hinteren Teil der Bibliothek im Blick hatte. Gleichzeitig hob ich das Schwert. Zu meiner Überraschung stand sie wieder offen, und drei Leute drängten sich im Türrahmen – Professor Metis, Trainer Ajax und Nickamedes. Hinter ihnen entdeckte ich Daphne und Carson, die versuchten, einen Blick ins Innere der Bibliothek zu erhaschen.
    Nickamedes trat in die Bibliothek und kam auf mich zu. Sein Gesicht war noch bleicher als sonst, und sein Mund stand vor Entsetzen offen. Der Bibliothekar hatte jedes Recht, fassungslos zu sein. Es sah aus, als wäre eine Bombe explodiert. Tausende Bücher lagen auf dem Marmorboden verstreut, Dutzende Regale waren umgefallen, Tische und Stühle lagen auf der Seite und waren von dem Nemeischen Pirscher zu Kleinholz verarbeitet worden – und das war nur der Schaden, den ich

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