Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
glaubst du, wer wird jetzt Ballprinzessin, nachdem Jasmine aus dem Rennen ist?«, flüsterte das Mädchen vor mir in der vierten Stunde, in Chemie. »Der Ball ist am Freitag, und wir haben schon letzte Woche über alle Prinzen und Prinzessinnen abgestimmt.«
    Die winzige Amazone neben ihr zuckte nur mit den Schultern. »Oh, die Professoren werden den Titel an die Zweitplatzierte weiterreichen, und das muss einfach Morgan McDougall sein. Außerdem du weißt ja, wie Morgan ist. Sie wird überglücklich sein, diese kitschige Krone zu tragen, selbst wenn das Ding ursprünglich gar nicht für sie bestimmt war.«
    Die beiden kicherten bösartig.
    Dann lehnte sich das Mädchen direkt vor mir noch ein Stück weiter zu seiner Freundin hinüber. »Wo wir gerade über Sachen reden, die ihr eigentlich nicht gehören, ich habe gehört, dass Morgan und Samson Sorensen es sich beim Mittagessen heute sehr behaglich gemacht haben. Sie haben sich wirklich gegenseitig getröstet , wenn du verstehst, was ich meine.«
    Das erregte das Interesse der Amazone. »Wirklich? Das ging schnell, selbst für ein Flittchen wie Morgan. Erzähl mir mehr …«
    Das Gerede blieb den ganzen Tag über gleich. Wer wird Ballprinzessin? Kommen Morgan und Samson zusammen? Es kam sogar die Frage auf, wer in Jasmines schickes Zimmer einziehen würde, sobald ihre Eltern ihre Sachen ausgeräumt hatten. Anscheinend machten die Ashtons gerade Urlaub auf irgendeiner abgelegenen griechischen Insel, und die hohen Tiere der Akademie hatten sie noch nicht erreichen können, um ihnen vom Tod ihrer Tochter zu berichten. Dabei hatte doch jeder heutzutage ein Handy, selbst Eltern. Für mich klang es so, als wollten sich die Ashtons von dem Mord an Jasmine einfach nicht stören lassen. Wahrscheinlich hatten sie keine Lust, ihren tollen Urlaub abzubrechen, nur um sich um alles zu kümmern.
    Schließlich hielt ich es in Mythengeschichte nicht länger aus. Ich tippte Carson Callahan auf die Schulter und fragte ihn danach.
    »Was stimmt nicht mit den Leuten hier?«, raunte ich. »Dieses Mädchen wurde umgebracht . In der Bibliothek , wo wir alle quasi täglich hinmüssen. Und niemand redet darüber, außer um sich zu fragen, wer jetzt zur dämlichen Ballprinzessin gewählt wird und welche Walküre wohl als Nächstes ihre Klauen in Samson Sorensen schlägt. Es interessiert niemanden. Zumindest interessiert sich niemand für Jasmine oder dafür, wer sie umgebracht hat. Oder für die Tatsache, dass er immer noch irgendwo auf dem Campus sein könnte.«
    Carson warf mir einen traurigen Blick zu, als wüssten er und alle anderen ein Geheimnis, das mir verborgen blieb. »Weißt du, wie viele Kinder gestorben sind, mit denen ich aufgewachsen bin, Gwen? Viele. So viele, dass ich sie nicht mehr zählen kann. Wir besuchen Mythos aus gutem Grund. Wir sind Krieger, und Krieger sterben. So ist es einfach. Sicher, einige der Leute haben Autounfälle oder besaufen sich am Strand, um dann zu ertrinken oder so. Und manchmal sind sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und werden von Nemeischen Pirschern in Stücke gerissen oder von Schnittern ermordet. Manchmal sind sie sogar selbst Schnitter, und man muss sie umbringen, bevor sie einen zuerst erwischen.«
    Ich hätte nie gedacht, dass ein Musikfreak wie Carson in Bezug auf einen Mord so gleichgültig sein könnte. Dass er reden könnte, als wäre es okay, wenn andere Schüler starben oder man sie sogar selbst umbrachte. Als sollten die Dinge einfach so sein.
    Ich starrte ihn nur an. »Aber macht es dir nichts aus? Ich meine, was Jasmine passiert ist? Oder zumindest die Tatsache, dass es hier passiert ist?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sicher tut es das. Aber niemand hat je behauptet, dass Mythos hundertprozentig sicher wäre. Es schleichen ständig Schüler an den Sphingen vorbei nach draußen. Es ist nicht so schwer, sich vorzustellen, dass auch ein Schnitter hineinschleichen könnte, wenn er es wirklich will. Außerdem war Jasmine nicht gerade das netteste Mädchen der Welt. Um ehrlich zu sein, war sie ein ziemliches Miststück, das ständig auf anderen Leuten herumgetrampelt und sie heruntergeputzt hat, um cool auszusehen. Aber niemand hat je etwas gesagt oder etwas dagegen unternommen, weil ihre Eltern so reich und mächtig sind.«
    »Aber …«
    Carson seufzte. »Ich weiß, dass du neu hier bist, Gwen, aber so gut wie jeder auf Mythos hat schon jemanden verloren, den er geliebt hat, jemanden, der demjenigen um einiges mehr

Weitere Kostenlose Bücher