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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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der heldenhaften Taten anderer die Realität um mich herum auf magische Art verändern. Als könnten sie irgendwie mein Leben verbessern oder alles wieder so werden lassen, wie es vor dem Tod meiner Mom gewesen war.
    »Ich nehme an … ich lese seit dem Unfall meiner Mom mehr davon«, sagte ich und kämpfte darum, die richtigen Worte zu finden. »Ich nehme an … ich mag sie, weil in Comics nie jemand wirklich stirbt, nicht mal der Schurke. Zumindest nicht für längere Zeit. Ich hoffe wohl einfach, dass eines Tages meine Mom einfach wieder auftaucht, so wie es die Charaktere in den Comics immer tun. Dass es ihr gut geht und sie mir erklärt, dass das alles nur ein böser Traum war. Dass sie in einer anderen Dimension gefangen war oder dass die Person, die gestorben ist, in Wirklichkeit ein böser Klon war oder so was. Dass sie mich wieder von der Mythos Academy holt und alles so wird, wie es war. Ziemlich dämlich, hm?«
    Ich blinzelte ein paarmal und kratzte mich an der Nase, als würde sie jucken, obwohl ich eigentlich nur versuchte, nicht zu heulen. Ich wollte nicht vor Logan heulen.
    Logan sah mich an. »Ich finde es überhaupt nicht dämlich, Gwen.«
    Meine zugeschnürte Kehle wurde ein bisschen weniger eng, und ich lächelte.
    »Was?«
    »Weißt du, das war das erste Mal, dass du meinen Namen gesagt hast. Sonst bin ich für dich und alle anderen immer nur dieses Gypsymädchen .«
    Logan trat noch näher. »Wirklich? Dann muss ich es wohl noch mal sagen. Gwen«, flüsterte er. »Gwen.«
    Ich sah in seine eisblauen Augen, vollkommen fasziniert von der plötzlichen Sanftheit, die ich darin entdeckte, noch während sich Logans Kopf langsam senkte.
    »Nein! Nicht! Stopp!« Ich trat einen Schritt nach hinten und wäre dabei fast die Wohnheimstufen hinuntergefallen.
    Logan runzelte die Stirn, und sein Blick wirkte für einen Moment verletzt.
    »Es ist nicht, als würde ich nicht wollen … Ich meine, ich will. Ich will wirklich. Es ist nur … meine Gabe«, faselte ich kleinlaut.
    Er starrte mich nur an.
    »Meine Gypsygabe«, sagte ich in dem Versuch, mich zu erklären. »Meine psychometrische Magie. Wann immer ich … jemanden berühre, blitzen Visionen vor mir auf. Gefühle und Bilder. Ungefähr wie ein Filmtrailer, nur eben über das Leben desjenigen. Oder zumindest das, woran er in diesem Moment gerade denkt. Es hängt vom Einzelnen ab.«
    Die Sanftheit in Logans Blick verschwand, und plötzlich war sein Blick kalt wie Eis und sein Gesicht härter als jede Marmorstatue an der Bibliothek der Altertümer.
    »Und du willst mein Leben nicht sehen«, sagte er ausdruckslos. »Weil ich bin, wer und was ich eben bin. Ein Spartaner.«
    Er betonte »Spartaner«, als wäre es ein Schimpfwort. Mir war noch nicht ganz klar, wie es in Mythos wirklich lief, aber ich wusste, dass die meisten anderen Schüler Angst vor Logan und Leuten wie ihm hatten. Weil sie Spartaner waren, weil sie so gut kämpfen konnten, weil sie so wild, stark und voller Leben waren. Und jetzt dachte er, ich hätte auch Angst vor ihm. Dass ich ihn nicht einmal anfassen wollte, geschweige denn ihn küssen.
    »Nein! Nein! Darum geht es nicht. Ich wusste nur nicht, ob du … willst … dass ich all diese Dinge über dich erfahre«, erklärte ich schwach. »Manche Leute wollen es nicht.«
    Sie wollen nicht, dass ich ihre Geheimnisse erfahre. Das wollte ich sagen. Vielleicht hätte ich es auch sagen sollen.
    Oder vielleicht hätte ich auch einfach offen zugeben sollen, dass ich eine sagenhafte Loserin war, die bis jetzt in ihrem gesamten Leben nur einen einzigen Jungen geküsst hatte. Und das nur ein paarmal mit nur wenig Zunge. Dass ich mir Sorgen machte, ob meine mangelnde Erfahrung wohl deutlich zu spüren war und ob ich Logans Standards entsprechen würde. Dass ich ihn nicht zurückküssen konnte, wie er es wollte – wie ich es wollte. Dass ich nicht wollte, dass er mich auslachte oder mich verarschte. Und besonders, dass ich anfing, ihn zu mögen, viel mehr, als ich sollte, wenn man bedachte, dass er war, wer er war, und ich war, wer ich war. Gwen Frost, dieses Gypsymädchen, das Dinge sieht. Ich war weder etwas Besonderes noch aufregend oder auch nur ansatzweise interessant.
    Logan starrte mich weiterhin mit diesem kalten Ausdruck in den Augen an. Er machte keinen Versuch, mich noch mal zu küssen. Der Moment, was auch immer er gewesen war, war offiziell vorbei. Der Zauber gebrochen. Na ja, eher zerstört. Von mir und meinem Anfall wegen meiner

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