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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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dämlichen Gypsygabe und wegen dem, was ich vielleicht sehen und fühlen würde, wenn ich ihn küsste.
    »Also«, sagte ich verlegen und trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich denke, ich sollte jetzt reingehen. Es wird, ähm, kalt hier draußen.«
    »Genau«, meinte Logan. »Kalt.«
    Ich starrte ihn an und fragte mich, was ich tun konnte, um die Sache zwischen uns wieder ins Lot zu bringen. Wir hatten am Rande von … etwas gestanden, und ich hatte das Gefühl, es wäre etwas Schönes gewesen. Aber ich hatte es ruiniert, und ich hatte keine Ahnung, wie ich es wiedergutmachen sollte.
    »Also, danke dafür, dass, ähm, du mir heute Abend das Leben gerettet hast.«
    »Okay«, sagte er mit dieser harten, kalten Stimme. »Gute Nacht, Gypsymädchen.«
    Logan drehte sich um, ging die Stufen hinunter und verschwand in der Dunkelheit. Er sah nicht zurück.
    »Gute Nacht, Logan«, flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass er mich weder hören noch die Tränen in meinen Augen sehen konnte.
    Ich fühlte mich wie ein dämlicher, dämlicher Verlierer, als ich die Stufen zu meinem Wohnheimzimmer nach oben schlurfte, duschte und mich fürs Bett fertig machte. Vielleicht lag es ja an der Tatsache, dass ich fast von einem Killer-Kätzchen getötet worden wäre, oder es lag an dem Fast-Kuss mit Logan. Auf jeden Fall konnte ich nicht schlafen.
    Aber ich konnte auch nicht einfach nur im Bett liegen, zu einem Punkt an der Decke hochstarren und nichts tun. Zumindest nicht, ohne im Kopf die Sache mit Logan wieder und wieder durchzuspielen. Dank meiner Psychometrie konnte ich mich glasklar an jedes noch so demütigende Detail davon erinnern, konnte genau sehen, wie ich ausgetickt war, weil er mich küssen wollte. Ich hatte Glück, wenn er überhaupt noch mit mir redete.
    Ich musste etwas tun, um mich von all dem abzulenken, also zog ich die Reste von Grandma Frosts Kürbiskuchen aus dem kleinen Kühlschrank, fuhr Jasmines Laptop hoch und surfte durch die Dateien, die Daphne für mich zugänglich gemacht hatte. Aber ich fand nichts, das mir mehr darüber verriet, was hier los war, welches dunkle Geheimnis Jasmine vielleicht mit sich herumgetragen hatte oder wer sie umgebracht hatte.
    Ich stopfte mir noch einen Bissen Kürbiskuchen in den Mund und dachte nach. Vielleicht hatten alle anderen ja recht. Vielleicht war einfach ein Schnitter in die Bibliothek eingedrungen, um die Schale der Tränen zu stehlen. Vielleicht hatte er Jasmine nur umgebracht, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.
    Die Gedanken an die Bibliothek und die Schale erinnerten mich an das Mythologiebuch, das ich ebenfalls aus Jasmines Zimmer mitgenommen hatte. Mein Blick huschte zu dem dicken Band, der am Rand meines Schreibtisches lag. Es war das Einzige aus dem Raum der Walküre, das ich mir noch nicht angeschaut hatte.
    Vorsichtig berührte ich das Buch und ließ die Fingerspitzen über die Oberfläche gleiten, nur für den Fall, dass ich wieder einen wütenden, hasserfüllten Visionsblitz empfing wie bei dem Foto von Morgan und Samson. Ich wollte nicht wieder anfangen, vor mich hin zu reden – oder schlimmer, so laut zu schreien, dass alle in mein Zimmer kamen, um zu sehen, wie das Gypsymädchen seinen nächsten Nervenzusammenbruch erlitt. Einer hatte mir vollkommen gereicht.
    Ich empfing keinerlei richtige Gefühle, als ich das Buch berührte – nur die Ausstrahlung von altem Wissen und den sanften Eindruck von Hunderten von Händen, die die Seiten blätterten und blätterten und blätterten, bis sie die Informationen fanden, nach denen sie suchten. Ich konnte nicht genau sagen, wie alt das Buch war, aber es war schon eine Weile unterwegs.
    Ich blätterte zu der Stelle, die Jasmine markiert hatte. Zu meiner Überraschung war sie der Anfang eines gesamten Kapitels, das sich nur mit Lokis Schale der Tränen beschäftigte. Ich ging zum Bett, schob mir ein paar Kissen hinter den Rücken und fing an zu lesen.
    Mit der Schale der Tränen hat Sigyn, Lokis Ehefrau, das Schlangengift aufgefangen, um es davon abzuhalten, auf das einst gut aussehende Gesicht des angeketteten Gottes zu tropfen …
    Blablabla. Die nächsten paar Absätze gaben so ziemlich dieselbe Story wieder, die Metis uns in Mythengeschichte erzählt hatte, also übersprang ich sie. Danach wurde es allerdings ein wenig interessanter, weil das Buch dazu überging, eine Menge Dinge zu erläutern, die Metis aus irgendwelchen Gründen ausgelassen hatte.
    Gerüchten zufolge gehört die Schale der

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