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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Spaß haben.«
    Es klang wie eine Rede, die Morgan vor dem Spiegel geübt hatte, während sie den Lippenstift auflegte. Die perfekte Antwort, die sie einfach herausziehen und als emotionalen Holzhammer einsetzen konnte, falls jemand genau die Frage an sie herantrug, die ich gestellt hatte. Natürlich war es so ziemlich dasselbe, was Grandma Frost mir gesagt hatte, aber zumindest wusste ich bei ihr, dass sie es ernst meinte. Morgan dagegen? Eher nicht.
    Ich verdrehte die Augen. Ich hätte darauf gewettet, dass ich Jasmine um einiges besser kannte, als es Morgan je getan hatte. Morgan war nicht mal auf die Idee gekommen, dass Jasmine wusste, was sie hinter deren Rücken mit Samson trieb. Aber ich wusste es dank der Visionen, die bei der Berührung des Fotos aus dem Mülleimer in mir aufgeblitzt waren. Wenn man eine beste Freundin wie Morgan hatte, wer brauchte da noch Feinde?
    Aber ich sagte nichts davon. Es hatte keinen Zweck, Morgan das zu sagen. Mädchen wie sie hörten niemals auf Freaks wie mich.
    Morgan warf mir einen hochmütigen, überlegenen Blick zu, als hätte sie mit ihrer schnellen Antwort gerade eine Art Krieg der Worte gewonnen. Dann drehte sie sich um und klapperte auf ihren hohen Stilettoabsätzen aus dem Wohnheim, während ihre zwei neuen besten Freundinnen ihr folgten.
    Ich schüttelte den Kopf und ging die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo Daphnes Zimmer lag. Ich klopfte einmal, und einen Moment später riss die Walküre auch schon die Tür auf.
    Daphne hatte ihr Kleid bereits angezogen – ein rosafarbenes Prinzessinnen-Ballkleid mit Spaghettiträgern, einem Herzausschnitt und einem ausladenden Rock, der mit glitzernden rosa Schleifen verziert war. Sie hatte ihr blondes Haar auf dem Kopf zu einem Knoten hochgesteckt, und ihr pinkfarbener Lipgloss passte perfekt zum Kleid. Die Walküre sah aus, als wäre sie direkt einem Disney-Film entsprungen. Halb erwartete ich, singende Vögel zu entdecken und Zeichentrick-Mäuse zu sehen, die aus ihrem Zimmer eilten, nachdem sie ihre Aufgabe zu ihrer vollen Zufriedenheit erledigt hatten.
    »Ähm, wofür brauchst du mich überhaupt?«, fragte ich. »Weil du in meinen Augen schon ziemlich perfekt aussiehst.«
    Auf Daphnes Gesicht erstrahlte ein Lächeln. »Findest du wirklich? Gefällt dir das Kleid?«
    Ich trat in den Raum und machte die Tür hinter mir zu. »Es gefällt mir wirklich. Und ich glaube, Carson wird das ähnlich sehen.«
    Daphne strahlte mich an, dann wirbelte sie herum, um sich noch einmal im Spiegel über ihrer Schminkkommode zu betrachten.
    Ich nutzte die Gelegenheit, mich im Zimmer der Walküre umzusehen. Sie besaß grundsätzlich dieselbe Einrichtung wie alle in den Wohnheimen. Ein Bett, eine Schminkkommode, ein Schreibtisch, ein Fernseher, ein paar Bücherregale. Aber Daphne hatte es ernst gemeint, als sie mir beim Mittagessen erklärt hatte, dass sie Rosa mochte. Die Farbe war überall . Die Bettdecke, die Kissen, die Vorhänge – sie waren alle in Rosatönen gehalten. Selbst die Wände und die Decke waren in einem fahlen Pink gestrichen.
    Aber das Seltsame war, dass im Zimmer außerdem massenweise Computer herumstanden. Ich zählte drei Monitore, ein paar Laptops und entdeckte einige Plastikboxen, die aussahen wie Server – und das war nur das, was auf ihrem riesigen Schreibtisch in der hinteren Ecke stand. Wow. Ich hatte gedacht, sie sei nur zum Zeitvertreib im Technik-Club, aber es sah aus, als stände Daphne wirklich auf Computer. Ein Walkürenprinzessin-Computerfreak, wer hätte das gedacht? Ich hätte ja nicht geglaubt, dass all das Zeug wirklich ihr gehörte – wenn die Computer, Monitore und Server nicht alle rosa Gehäuse gehabt hätten und mit Hello-Kitty-Stickern übersät gewesen wären.
    Daphne strich sich das Kleid glatt und drehte sich wieder zu mir um. Ich stand in der Mitte ihres Zimmers und fühlte mich wieder einmal unbehaglich und underdressed.
    »Also … wofür genau brauchst du mich? Wo du doch schon angezogen und fertig bist.«
    Daphne zuckte mit den Schultern. »Eigentlich für nichts. Ich wollte einfach nur … jemanden haben, mit dem ich reden kann, bis Carson kommt und mich abholt.«
    »Er ist wirklich ein netter Kerl, Carson«, sagte ich und setzte mich aufs Bett. »Ihr beide gebt ein süßes Paar ab.«
    »Findest du wirklich?«
    »Absolut.«
    Dann schwiegen wir und versuchten beide, etwas zu finden, worüber wir uns unterhalten konnten. Diese Freundschaftssache war schwerer, als ich sie in Erinnerung

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