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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Kleider nicht zu verknittern, während sie sich gegenseitig abcheckten und tratschten.
    Alle hatten sich für diesen Anlass ziemlich in Schale geworfen. Sie trugen lange, enge, glitzernde Kleider, denen man sofort ansah, wie teuer sie gewesen waren, und teuren Schmuck, der einfach zu sehr funkelte, um nicht echt zu sein. Auf Mythos trug niemand Modeschmuck, das war mal sicher. Auch die Frisuren waren schon fertig und das Make-up perfekt. Die Schuhe, Taschen und Handys passten farblich zu den Kleidern. Alles perfekt Ton in Ton.
    Ich starrte das Meer aus Diamanten, Spitze und glänzenden Schmolllippen an. Ich hatte nicht gedacht, dass dieser Ball ein so formeller Anlass war. Das hier sah aus wie alle Abschlussbälle meiner alten Schule gleichzeitig – hoch zehn. Es war … überwältigend. Es kostete mich ein paar Sekunden, um nicht mehr blinzelnd all den glitzernden Schmuck anzustarren.
    Ein paar der Mädchen sahen zu mir, aber sobald sie erkannten, dass ich nicht für den Ball angezogen war und sie dementsprechend mein Designerkleid nicht kritisieren konnten, wandten sie sich wieder ihren Freundinnen zu. Ich senkte den Kopf, eilte durch den Raum und zur Treppe.
    Und wäre fast mit Morgan McDougall zusammengestoßen.
    Die Walküre kam gerade die Stufen herunter, als ich hochgehen wollte. Morgan sah gleichzeitig phantastisch und absolut nuttig aus. Ihr hautenges Kleid hatte dieselbe Farbe wie ihr tiefschwarzes Haar, während sie ihre haselnussbraunen Augen mit rauchigem Lidschatten betont hatte. Ihre Lippen wirkten wie ein rotes Herz in ihrem hübschen Gesicht. Vorne im Kleid musste irgendein Drahtgestell eingearbeitet sein, das ihre Titten in erstaunliche Höhen hob, während der Schlitz in ihrem Rock fast bis zum Gelobten Land reichte. Ich war mir sicher, dass es Samson Sorensen gefallen würde – und auch jedem anderen Mann auf dem Ball.
    Zwei andere Mädchen – Morgans übliches Gefolge – umringten sie. Sie sahen genauso glamourös aus wie sie, wenn auch nicht ganz so nuttig. Die drei hatten ein paar Stufen vom Fuß der Treppe entfernt angehalten, und ihr Gespräch drang zu mir nach unten.
    »Natürlich werde ich die Prinzessin für den zweiten Jahrgang«, sagte Morgan mit lauter Stimme, in der mehr als nur ein wenig Stolz mitschwang. »Das hat mir Professor Metis während Mythengeschichte quasi verraten, als sie gesagt hat, dass die Profs sich entschieden haben, an Jasmines Stelle eine Ersatz-Prinzessin zu küren. Sie wollen nicht alle deprimieren, indem sie sie heute Abend erwähnen. Und natürlich wird Samson Prinz. Das ist nur angemessen, wo er doch mein Date ist. Der heutige Abend wird absolut perfekt und genau so, wie er sein sollte.«
    Die zwei Walküren nickten und stimmten allem zu, was sie sagte. Und das, obwohl Jasmine, ihre frühere, furchtlose Anführerin, erst seit ein paar Tagen tot war.
    Morgan warf das Haar über die Schulter, nahm eine Model-Pose ein und glitt die letzten Stufen hinunter. Sie war bereit, ihre Krone, ihren neuen Freund für sich zu beanspruchen und ihren rechtmäßigen Platz als Königin der Mythos Academy einzunehmen. Die Walküre schwebte an mir vorbei, als hätte sie nicht mal bemerkt, dass ich auf der ersten Stufe stand. Vielleicht hatte sie das wirklich nicht. Meiner Überzeugung nach musste es Morgan sehr schwerfallen, irgendetwas zu sehen außer ihrer eigenen Perfektion.
    »Tut es dir denn nicht mal leid, dass sie tot ist?«, rief ich.
    Ich hatte noch nie mit Morgan gesprochen, und ich hatte sicherlich auch jetzt keinen guten Grund dafür. Aber das Bild, wie Jasmine mit weit von sich gestreckten Gliedmaßen in Pfützen ihres eigenen Blutes auf dem Boden der Bibliothek lag, blitzte in mir auf, und die Worte waren schon aus meinem Mund, bevor ich sie aufhalten konnte.
    Morgan drehte sich um und starrte mich zusammen mit ihrem Gefolge an. »Redest du mit mir?«
    »Natürlich rede ich mit dir, Morgan. Du warst Jasmines beste Freundin. Tut es dir nicht leid, dass sie tot ist? Nur ein winziges bisschen?«
    Morgan runzelte die Stirn und verzog ihre roten Lippen zum perfekten Schmollmund. »Na ja, natürlich tut es mir leid . Ich meine, sie war meine beste Freundin und alles, und ich kannte sie seit, na ja, schon immer. Aber nur weil sie tot ist, müssen wir uns doch nicht alle benehmen, als wären wir es auch. Wenn du Jasmine gekannt hättest, wüsstest du, was sie gewollt hätte. Sie hätte sich gewünscht, dass wir uns alle zusammenreißen, zum Ball gehen und auch ohne sie

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