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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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wehtun. Ich wollte, dass sie sich schuldig fühlen. Dass die Schuld sie bei lebendigem Leib zerfrisst, bis sie es nicht mal mehr ertragen können, sich auch nur anzusehen . Nur … ist das nicht passiert.«
    Nein, das war nicht passiert. Ich dachte daran zurück, wie die gesamte Schule – auch alle anderen Schüler – nach Jasmines angeblichem Tod einfach weitergemacht hatten, als wäre nie etwas geschehen. Morgan und Samson hatten sich sogar gefreut, dass sie gestorben war, weil sie endlich öffentlich zusammen sein konnten. Alle anderen waren erleichtert gewesen, weil Jasmine sie nicht mehr terrorisieren konnte. Alle außer mir. Das Gypsymädchen, das Dinge sah und beschlossen hatte, seine Nase mal wieder in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken und Jasmines Geheimnisse aufzudecken. Man sah ja, wie toll das für mich gelaufen war.
    »Wie hast du es gemacht?«, fragte ich. »Und warum hier in der Bibliothek?«
    Jasmine zuckte mit den Schultern. »Illusionsmagie liegt in meiner Familie. Meine Mom ist wirklich gut darin, Illusionen zu erschaffen, und sie hat mir letzten Sommer, als meine Magie endlich erwacht ist, eine Menge beigebracht. Es war einfach, eine Illusion von meiner eigenen Leiche zu erschaffen, die mit aufgeschlitzter Kehle auf dem Boden lag. Als ich noch ein Kind war, hat meine Mom jedes Jahr zu Halloween Dutzende von Leichen- und Zombieillusionen geschaffen, und dann hatten wir ein Geisterschloss.«
    Also hatte ich richtig vermutet. Ich hatte an diesem Abend keine Schwingungen von Jasmines Leiche oder dem Blut empfangen, weil gar nichts da gewesen war. Zumindest nichts Reales.
    »Aber wenn es alles nur eine Illusion war, wieso war meine Kleidung dann blutverschmiert?«, fragte ich.
    Der purpurne Kapuzenpulli und die Jeans lagen immer noch zusammengeknüllt ganz unten in meinem Wäschekorb. Als ich mir die Klamotten das letzte Mal angesehen hatte, waren die Blutflecken noch da gewesen.
    »Weil Illusionen für eine Person real werden, sobald sie daran glaubt. Sobald du an etwas glaubst, gibst du ihm damit Leben und Form und Substanz. Du hast gedacht, du hättest mein Blut gesehen, also hat es dir die Kleidung dreckig gemacht. Genau wie Metis, Ajax und Nickamedes davon überzeugt waren, meine Leiche zu sehen, also haben sie meinen Körper hochgehoben und ihn in den Kühlkeller unter dem Mathegebäude gelegt. Dort heben sie alle Leichen auf, wusstest du das?«
    Nein, das hatte ich nicht gewusst, und in gewisser Weise wünschte ich mir, sie hätte es mir nie erzählt. Eine Leichenhalle im Mathegebäude. Gruselig.
    Ich nickte in Richtung des auf und ab tigernden Pirschers. »Was ist mit der Miezekatze hier? Wie hast du die aufs Schulgelände geschmuggelt? Wann? Und warum?«
    Jasmine zuckte wieder nur mit den Schultern. »Die nächste Illusion. Ich habe ihn heute Abend aussehen lassen wie eine hungrige, streunende Katze, die auf dem Campus nach etwas Essbarem sucht. Die Sphingen auf dem Haupttor haben ihm keinen zweiten Blick geschenkt, und noch weniger haben sie ihn angegriffen, wie sie es bei Eindringlingen angeblich tun sollen. Nickamedes ist nicht ganz so clever mit seinen Zaubern, wie er denkt. Was das Warum angeht, na ja, ich dachte, es wäre besser, das Original zur Verfügung zu haben, nachdem dein Spartanerfreund gestern meine Illusion getötet hat.«
    »Du redest über das, was mit der Statue passiert ist?«, fragte ich. »Also hast du sie über den Rand geschoben und versucht, Morgan und Samson damit zu treffen?«
    »Allerdings.« Jasmines Blick glitt für einen Moment zu Morgan. »Ich wollte einfach auf dem Balkon im dritten Stock ein bisschen frische Luft schnappen, als ich gesehen habe, was sie da treiben. Ich gebe zu, dass ich so wütend geworden bin, dass ich sie in diesem Moment töten wollte, statt die Vollendung meines Plans heute Abend abzuwarten. Aber zu ihrem Glück warst du ja da, um ihnen eine Warnung zuzurufen. Natürlich hat das dafür gesorgt, dass ich sauer auf dich wurde, also habe ich diese Pirscherillusion heraufbeschworen. Ich wollte dich von ihr in Fetzen reißen lassen, weil du dich eingemischt hast. Aber dann ist Logan Quinn aufgetaucht und hat an deiner Stelle den Großteil abgekriegt.«
    »Und die Schale der Tränen?«, fragte ich. »Warum hast du sie gestohlen?«
    Jasmine lachte auf eine Art und Weise, die mich an das Fauchen des Pirschers erinnerte. »Oh, ich habe sie überhaupt nicht gestohlen. Die Schale war die ganze Zeit in der Bibliothek, genau wie ich. Im

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