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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Daphne, schloss sich mir aber an.
    Es war ein kalter Samstagnachmittag Ende Januar, kurz bevor das Museum die Pforten schloss. Wegen der winterlichen Kälte und dem dauerhaften Schneefall draußen waren wir die einzigen Besucher des Kolosseums. Sonst hielten sich nur noch ein paar Angestellte in weißen Togen im Eingangsbereich auf, die damit beschäftigt waren, im Souvenirladen Inventur zu machen.
    Keiner der Angestellten schenkte uns einen zweiten Blick trotz der Magiefunken, die immer noch um Daphne in der Luft tanzten. Es kamen ständig Schüler von der Mythos Academy ins Kolosseum, um sich die Ausstellungsstücke anzusehen und Informationen für Aufsätze, Facharbeiten und andere Hausaufgaben zu sammeln. Der Großteil des Personals bestand aus ehemaligen Mythos-Schülern, also wussten sie alles über die mythologische Welt und die Walküren, Spartaner, Amazonen und anderen Krieger, die zu ihr gehörten.
    Wir durchquerten den Hauptraum des Kolosseums, in dem ebenfalls eine Menge Glasvitrinen standen. Das Metall der Schwerter und Speere glänzte in trübem, rötlichem Licht, während die Juwelen an Ringen und Armbändern glitzerten wie bösartige Augen, die sich öffneten und schlossen und jede meiner Bewegungen verfolgten. Durchscheinende Kleidungsstücke aus Seide hingen in der Luft wie Geister. Es war, als wollten sie sich jeden Moment von den Drähten befreien, die sie hielten, das Glas ihrer Schaukästen durchbrechen und angreifen.
    Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken, und ich beschleunigte meine Schritte. Blutige Waffen. Zwinkernde Augen. Unheimliche Kleidungsstücke. Meine Gypsygabe tickte mal wieder aus.
    »Himmel, Gwen«, murmelte Daphne wieder. »Geh langsamer. Das ist kein Wettrennen.«
    Ich biss mir auf die Lippen, um mich davon abzuhalten, ihr zu erklären, dass es sehr wohl ein Wettrennen war – wir gegen die Schnitter. Stattdessen zwang ich mich, meine Schritte zu verlangsamen. Wir ließen den Hauptraum hinter uns und traten in einen langen Flur.
    »Es befindet sich im Raum neben der Bibliothek«, sagte ich und deutete den Gang entlang.
    Daphne seufzte, und eine weitere Kaskade von rosafarbenen Funken ergoss sich aus ihren Fingerspitzen.
    »Hör mal«, sagte ich. »Ich weiß, dass du es langsam leid bist, hinter Artefakten herzujagen. Aber das Netz, das ich auf der Website des Kolosseums entdeckt habe, sah aus wie das in meiner Zeichnung. Also dachte ich, wir könnten genauso gut vorbeischauen und es uns mal ansehen. Außerdem ist es ja nicht so, als hättest du etwas Wichtigeres vorgehabt.«
    »O nein«, moserte sie. »Es ist ja nicht so, als hätte ich den Nachmittag mit meinem Freund verbringen wollen oder so.«
    »Ich habe auch Carson gefragt, ob er mitkommen will«, sagte ich und meinte damit ihren Freund, Carson Callahan, »aber er hat ein Treffen mit der Band, um einen neuen Termin für das Winterkonzert zu finden, das die Schnitter gestört haben.«
    Daphne schnaubte. » Gestört ist eine ziemliche Untertreibung, findest du nicht auch?«
    Ich verzog das Gesicht. Sie hatte recht. Gestört beschrieb nicht mal ansatzweise die Horrorshow, zu der sich das Konzert entwickelt hatte, als die Schnitter das Event gestürmt, Mitglieder des Protektorats getötet und andere zusammen mit unzähligen Mythos-Schülern als Geiseln genommen hatten. Die Schnitter hatten vorgehabt, jeden im Aoide-Auditorium zu töten als Blutopfer für ihren Herrscher, den nordischen Gott Loki. Ich hatte ihren bösartigen Plan durchkreuzt, aber die Aktion war mich teuer zu stehen gekommen – so teuer, dass ich nicht mal drüber nachdenken wollte.
    »Nun, zumindest hat Gwen entschieden, tagsüber nach dem Artefakt zu suchen«, schaltete sich eine Stimme mit russischem Akzent ein. »Statt mich mitten in der Nacht in die Bibliothek der Altertümer zu schleppen, wie sie es letzte Woche getan hat.«
    Ich schaute nach links zu Alexei Sokolov. Mit seinen dunkelbraunen Haaren, der gebräunten Haut und den fein geschnittenen Gesichtszügen war Alexei so attraktiv wie ein Filmstar, aber gleichzeitig schob der Bogatyr-Krieger auch Dienst als mein Bodyguard.
    »Du bist doch nur schlecht drauf, weil Oliver heute nicht mitkommen konnte«, antwortete ich.
    Alexei lächelte. Bei dem Gedanken an Oliver Hector, dem Spartaner, mit dem er zusammen war, wurde der Blick seiner haselnussbraunen Augen sanft. »Vielleicht.«
    »Und du bist nur so mies drauf, weil Logan nicht hier ist«, motzte Daphne wieder.
    Ihre Worte überraschten mich.

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