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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Ich stolperte über meine eigenen Füße, und das Herz verkrampfte sich in meiner Brust.
    Daphne packte meinen Arm und stoppte meinen Fall mit ihrer Walkürenstärke. Als sie meine jämmerliche Miene sah, verzog sie das Gesicht.
    »Es tut mir leid, Gwen. So habe ich es nicht …«
    Ich hob eine Hand, um ihr das Wort abzuschneiden. »Nein, es ist okay. Ich bin wegen Logan schlecht drauf.«
    Das war noch eine ziemliche Untertreibung. Der Spartaner Logan Quinn war der beste Kämpfer der Mythos Academy. In den letzten Monaten hatte er mir alles beigebracht, was ich über Waffen und den bewaffneten Kampf wusste.
    Außerdem war er der Kerl, den ich liebte – derjenige, dessen Abwesenheit mich jeden Tag mehr schmerzte.
    »Gwen?«, fragte Alexei.
    Ich verdrängte meine finsteren Gedanken. »Es geht mir gut. Lasst uns sehen, ob das Netz hier ist.«
    Wir eilten den Flur entlang und zum letzten Ausstellungsraum in diesem Teil des Kolosseums. Einem Schild an der Wand zufolge war dieser Teil den Göttern und Göttinnen gewidmet, die über die See, den Himmel und die Stürme herrschten, die zwischen ihnen tobten. Ich stellte meine Umhängetasche in einer Ecke ab, um dann von einer Vitrine zur nächsten zu wandern und all die Artefakte zu betrachten. Es gab eine Vielzahl von Gegenständen, unter anderem gesplitterte Planken des Schiffes, auf dem der von den Göttern verfluchte griechische Held Odysseus nach Hause gesegelt war, und ein paar Dreizacke, die angeblich Poseidon, dem griechischen Meeresgott, gehört hatten. Endlich entdeckte ich eine Bronzeplakette, auf der Rans Fischernetz stand, und trat an die Vitrine heran.
    Unter dem Glasdeckel lag ein Netz, das aussah, als wäre es aus grauem Seetang geknüpft worden, und daneben entdeckte ich eine kleine Erklärungskarte. Ich würde daran denken müssen, diese Karte ebenfalls mitzunehmen. Sie würde mir hoffentlich verraten, was an dem Netz so wichtig war. Ich beugte mich tiefer über das Glas und musterte das Artefakt.
    Dank meiner Psychometrie vergaß ich niemals etwas, das ich gesehen hatte, daher konnte ich in meinem Kopf die Erinnerungen an das Fresko aufrufen, in dem die Artefakte abgebildet waren, die ich für Nike finden sollte. Ich verglich das Netz vor mir im Kopf mit der Zeichnung. Es passte perfekt.
    »Hier ist es!«, rief ich.
    Daphne und Alexei kamen herüber und stellten sich neben mich. Beide sahen auf das Netz herunter.
    »Was glaubst du, wofür es gut ist?«, fragte Daphne mit nachdenklich zusammengekniffenen Augen.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Aber Nike hat es mir gezeigt, also muss es wichtig sein.«
    »Und jetzt?«, fragte Alexei.
    Wieder zuckte ich mit den Schultern. »Das Übliche. Ich rufe Metis an, dann kommen sie und Nickamedes und holen das Netz …«
    Ein silbernes Aufblitzen erregte meine Aufmerksamkeit, und ich sprang instinktiv nach hinten.
    Das Schwert eines Schnitters sauste nur Zentimeter an meinem Kopf vorbei.
    Einen Moment zuvor hatten Alexei, Daphne und ich uns noch allein im Ausstellungssaal aufgehalten. Im nächsten tauchten sechs Schnitter auf. Sie trugen alle schwarze Roben und Gummimasken mit Lokis entstelltem Gesicht. Und jeder Einzelne hatte einen Säbel dabei.
    »Schnitter!«, schrie ich, als hätten meine Freunde sie noch nicht selbst entdeckt.
    Der Schnitter neben mir hob erneut seinen Säbel. Ich wirbelte herum und rammte ihm den Fuß in den Bauch. Mein Angreifer stolperte rückwärts. So konnte ich nach meiner eigenen Waffe greifen – dem Schwert in seiner schwarzen Lederscheide, das an meiner Hüfte hing.
    Ich hob die Klinge zum Angriff, und ein purpurnes Auge an ihrem Heft öffnete sich. Der Griff meines Schwertes bestand nicht einfach aus Metall – stattdessen bildete es die Hälfte eines männlichen Gesichtes, komplett mit Nase, Ohr und Mund. Ich fühlte, wie sich die Lippen bei der Aussicht auf einen Kampf unter meiner Handfläche zu einem Lächeln verzogen.
    »Schnitter!«, rief Vic, mein sprechendes Schwert, mit Begeisterung. »Lasst sie uns alle umbringen!«
    Neben mir ließ Daphne einen Onyxbogen von ihrer Schulter rutschen und legte schnell einen Pfeil auf die dünne, goldene Sehne, während Alexei zwei identische Schwerter aus der grauen Lederscheide zog, die er auf dem Rücken trug. Ich packte Vic fester und warf mich in den Kampf.
    Klirr-klirr-klonk!
    Wieder und wieder griff ich den Schnitter an, hackte erbarmungslos auf ihn ein und bemühte mich, seine Abwehr zu durchbrechen, bis es mir

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