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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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umzustimmen.«
    »Vic hat recht«, schaltete Oliver sich ein. »Der Schnitter hat die Entscheidung getroffen – nicht du.«
    Nyx gab ein leises, ernsthaftes Japsen von sich, um den beiden zuzustimmen. Die kleine Wölfin ruhte immer noch im Arm des Spartaners.
    Ich zuckte mit den Achseln. Vielleicht stimmte das sogar, aber ich konnte es nicht so sehen. Ja, ich hatte Jason töten wollen, aber jetzt, da er tot war, fühlte ich mich einfach nur leer. Es war ein Junge gestorben – aber nicht auf die Art, die ich erwartet hatte.
    Oh, ich hatte schon öfter im Kampf Schnitter getötet, und ich hatte sogar meine Psychometrie eingesetzt, um alle Magie, alles Leben aus Preston Ashton zu saugen, um damit die tödliche Wunde zu heilen, die er mir zugefügt hatte. Ich hatte diese Dinge in der Hitze des Gefechts getan, weil ich keine andere Wahl gehabt hatte. Ich hatte überleben wollen, genau wie Vic gesagt hatte. Aber das hier – das war etwas anderes. Jason hatte einen freien Willen besessen, genau wie wir alle ihn besaßen; denselben freien Willen, über den Nike und Metis ständig und ununterbrochen und immer wieder sprachen. Aber ich hatte ihn dazu gezwungen, eine Wahl zwischen Kapitulation und Tod zu treffen – und er hatte sich für den Tod entschieden. Ich hatte keine Ahnung, ob es das besser oder schlimmer machte, aber im Moment kam es mir wie die schlimmere Variante vor.
    »Gwendolyn.« Nickamedes winkte mich heran. »Komm bitte her.«
    Ich seufzte, bevor ich erst Vic, dann Oliver und schließlich Nyx ansah. »Super. Nicht nur ist dieser Junge tot, sondern ich darf mir jetzt wahrscheinlich die nächste Gardinenpredigt von Nickamedes abholen, weil ich die Ruhe und den Frieden seiner geliebten Bibliothek gestört habe.«
    Oliver grinste mich an. »Das scheint einfach dein Ding zu sein, Gypsy.«
    Ich boxte ihn im Vorbeigehen in die Schulter. »Klappe, Spartaner.«
    Ich ging zu Nickamedes. Er murmelte noch etwas in sein Handy, klappte das Gerät zu und legte es auf den Tresen. Dann wischte er sich ein wenig Schweiß von der Stirn, als wäre ihm heiß.
    »Ich habe gerade mit Aurora gesprochen«, sagte er und meinte damit Professor Metis. »Sie ist auf dem Weg hierher. Was ist passiert? Woher wusstest du, dass dieser Junge ein Schnitter war? Und musstest du ihn wirklich mitten durch die Bibliothek jagen?«
    Ich seufzte. Jetzt ging es los. Das war der Anfang der Standpauke. Ich konnte ihm nur zuhören, also wanderte ich um den Tresen, schob Vic wieder in seine Scheide und lehnte das Schwert an Nyx’ Körbchen.
    Nickamedes holte tief Luft. »Denn ich muss sagen, du hast nicht nur deine Mitschüler aufgeregt, sondern auch …«
    Und ab ging’s. Er erklärte, ich hätte die friedliche, gelehrte Atmosphäre der Bibliothek gestört. Die anderen Schüler verängstigt. Meine Mitschüler in Gefahr gebracht, indem ich den Schnitter jagte, statt unauffällig jemanden darüber zu informieren, dass ich glaubte, einen Bösewicht in der Bibliothek entdeckt zu haben.
    »Und am wichtigsten, du hast nicht auf mich gewartet«, sagte Nickamedes. »Ich wäre gekommen und hätte dir geholfen, wenn du nur gewartet …«
    Der Bibliothekar brach mitten im Satz ab. Ich starrte weiterhin auf den Ausleihtresen und rieb mit dem Daumen über eine raue Stelle im Holz. Ich hatte gelernt, dass es besser war, den Mund zu halten, bis Nickamedes seine Standpauke zu Ende gebracht und sich alles von der Seele geredet hatte. Wie Daphne bellte er gerne, biss aber selten.
    Doch statt seinen Gedankengang wieder aufzunehmen und mir zu erzählen, wie leichtsinnig ich mich mal wieder verhalten hatte, stand Nickamedes einfach nur da, schweigend und unbeweglich. Ich trommelte mit den Fingern auf den Tresen, weil ich wollte, dass er endlich in die Gänge kam. Denn zusätzlich zu seiner Standpauke würde ich mir wahrscheinlich noch ein paar andere anhören müssen, eine davon von Alexei. Der Bogatyr würde sich aufregen, weil er nicht da gewesen war, um mich vor Jason und seinem giftigen Plan zu beschützen …
    Nickamedes holte Luft. Ich dachte, er würde endlich weitermachen, doch auch diesmal schwieg er wieder.
    »Gwendolyn …«, sagte er schließlich, seine Stimme noch rauer und härter als zuvor. »Du musst mich bitte entschuldigen. Ich fühle mich nicht … allzu gut …«
    Mein Blick huschte zu seinem Gesicht. Ich bemerkte weitere Schweißperlen auf seiner Stirn, die Rötung seiner Wangen und ein leises, beunruhigendes Gurgeln in seinem Bauch. Seine

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