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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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oder?«
    »Natürlich ist das das Wichtigste«, sagte Vic. »Findest du nicht auch, Fellknäuel?«
    Nyx japste knurrend, um ihm zuzustimmen.
    Oliver legte mir einen Arm um die Schultern. Ich trat näher an ihn heran, froh, dass er bei mir war. Nach einem Moment löste ich mich wieder von dem Spartaner und starrte erneut auf Jasons Leiche hinunter.
    »Denkst du … denkst du, ich sollte ihn berühren?«, fragte ich. »Bevor seine Erinnerungen ganz verblassen?«
    Oliver schüttelte den Kopf und zeigte auf die rote Papiertüte in Jasons Hand. »Nein. Wir wissen nicht, wie dieses Gift wirkt oder ob er vielleicht noch mit weiterem Gift präpariert ist. Es könnte an seiner Haut kleben oder in seiner Kleidung. Das ist das Risiko nicht wert. Die Protektoratswachen werden seinen Rucksack durchwühlen und sein Handy und den Laptop untersuchen. Wenn wir Glück haben, verrät ihnen das genau, was er vorhatte und mit wem er zusammengearbeitet hat. Vielleicht erhält das Protektorat so sogar einen Hinweis darauf, wo Vivian und Agrona sich verstecken.«
    »Und wenn das nicht ausreicht?«
    Oliver zuckte mit den Achseln. »Es wird ausreichen müs…«
    Plötzlich klingelte ein Handy. Oliver und ich sahen einander an, dann den toten Jungen. Es war sein Handy. Ich zögerte, dann fiel ich neben ihm auf die Knie.
    »Gwen? Was tust du da?«, fragte Oliver.
    »Keine Sorge. Ich bin vorsichtig.«
    Ich zog den Ärmel meines Kapuzenshirts nach unten und nutzte ihn, um Jasons Handy aus seiner Jackentasche zu fischen, wobei ich sorgfältig darauf achtete, das Gerät nicht mit bloßer Haut zu berühren. Dann stand ich auf, tippte immer noch mit dem Ärmel auf den Bildschirm, um abzuheben, und hielt mir das Telefon ans Ohr.
    »Endlich!« Vivian Hollers Stimme hallte in meinem Ohr wider. »Ich dachte schon, du gehst gar nicht dran. Ist es schon erledigt?«
    Ich habe keine Ahnung, mit wem ich am anderen Ende der Leitung gerechnet hatte, doch die Stimme des Schnittermädchens zu hören, überraschte mich so sehr, dass mir fast das Handy aus der Hand gefallen wäre. Für einen verrückten Moment fragte ich mich, ob ich mich gerade in einer verschrobenen neuen Version meines Albtraums befand. Aber das konnte nicht sein – sonst wäre Logan hier, um mir wieder einmal das Schwert in die Brust zu rammen.
    »Jason?«, fragte Vivian wieder. »Bist du da? Hat Gwen das Gift getrunken?«
    Endlich fand ich meine Stimme. »Es tut mir ja so leid, dich enttäuschen zu müssen, Viv. Aber ich bin immer noch nicht tot.«
    Olivers Augenbrauen schossen nach oben, als er verstand, mit wem ich mich unterhielt.
    Doch Vivian musste genauso überrascht sein, meine Stimme zu hören, denn sie sagte gar nichts. Stattdessen hörte ich ein leises, raschelndes Geräusch. Ich runzelte die Stirn. Es hörte sich fast an, als laufe sie über eine Rasenfläche oder etwas in der Art.
    »Nun, das ist zu dumm«, stichelte Vivian schließlich. »Aber tu mir doch bitte einen Gefallen. Hol Jason ans Telefon. Ich möchte ihm erklären, was genau ich mit ihm vorhabe, weil er versagt und dich nicht vergiftet hat.«
    Ich starrte auf die Leiche hinunter. »Das wird ein wenig schwierig, da er schon tot ist.«
    »Gut«, knurrte sie. »Damit hast du mir die Mühe erspart, ihn selbst umzubringen.«
    Ich antwortete nicht. »Oh, komm schon, Gwen«, meinte Vivian. »Warum schaust du denn so bedrückt? Du hast mal wieder einen Tag überlebt. Selbst wenn nur Oliver neben dir steht anstelle deines geliebten Logan.«
    Ich wirbelte herum, während mein Blick den gesamten Hof absuchte. Die Laternen an den gepflasterten Wegen bildeten goldene Lichtinseln, doch der Rest des Platzes lag im Schatten. Trotzdem wusste ich, dass Vivian sich hier irgendwo aufhielt – und mich beobachtete. Nur so konnte sie wissen, dass Oliver neben mir stand.
    Oliver tippte mir auf die Schulter. Was ist los? , formte er mit den Lippen. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht, dass er davoneilte und versuchte, Vivian zu finden. Damit würde es ihr viel zu leichtfallen, ihm aufzulauern – und mir auch.
    »Logan geht es gut«, sagte ich und versuchte meine Stimme fest und selbstbewusst klingen zu lassen. »Er wartet in der Bibliothek auf mich.«
    »Lügnerin«, hielt Vivian dagegen. »Ich weiß genau, dass er die Akademie nicht mehr besucht. Tatsächlich weiß ich sogar, wo er sich gerade befindet – bei Agrona und den restlichen Schnittern. Sie haben ihn gestern Morgen gefangen.«
    »Du lügst.«
    Vivian lachte. »Sicher,

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