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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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rede dir das nur ein. Was auch immer dir nachts beim Schlafen hilft, Gwen. Auf jeden Fall muss ich jetzt weg. Ich sehe dich später. Oder sollte ich vielleicht sagen: Ich töte dich später? «
    Sie lachte noch einmal, dann legte sie auf.
    Wieder sah ich mich auf dem Hof um, suchte nach Bewegung in den Schatten, aber ich konnte Vivian nirgendwo entdecken.
    »Gwen?«, fragte Oliver. »Alles okay?«
    Ich wirbelte zu ihm herum. »Wo ist Logan? Wo ist er jetzt im Moment ?«
    Oliver zuckte mit den Schultern. »Er ist bei seinem Dad. Mehr weiß ich nicht. Warum?«
    Ich erzählte ihm alles, was Vivian gesagt hatte. Oliver hörte zu, dann schüttelte er den Kopf.
    »Entspann dich, Gwen. Natürlich hat sie gelogen. Sie wollte dich nur aus dem Konzept bringen. Ich habe vorhin mit Logan gesimst. Die Schnitter haben ihn auf keinen Fall.«
    »Aber wie kannst du dir sicher sein, dass er es wirklich war?«, beharrte ich.
    »Weil ich das an seinem Ton erkenne und daran, worüber wir uns unterhalten. Zeug, das nur Logan wissen kann. Also entspann dich, okay? Vivian will dich verwirren. Logan ist in Sicherheit. Vertrau mir.«
    Oliver legte die Hände auf meine Schultern. Der Blick seiner grünen Augen war aufrichtig und voller Überzeugung. Nach einem Moment zwang ich mich zu einem Nicken. Er hatte recht. Vivian wollte mich nur aus dem Konzept bringen – sonst nichts.
    Oliver beugte sich vor, hob Nyx hoch und legte sie in seine Armbeuge. Sie gab ein glückliches Japsen von sich und leckte ihm die Wange. Er kraulte dem kleinen Wolf kurz den Kopf, bevor er wieder mich ansah.
    »Und jetzt komm«, sagte er. »Hier können wir nichts mehr tun. Wir wissen beide, dass Vivian längst verschwunden ist. Also lass uns wieder reingehen, Nickamedes finden und ihm erzählen, was passiert ist.«
    Oliver hatte recht, aber das hielt mich nicht davon ab, mich ein letztes Mal intensiv auf dem Hof nach dem Schnittermädchen umzusehen, bevor ich seufzte und ihm über die Stufen zurück in die Bibliothek folgte.
    Oliver und ich gingen zurück in den Hauptteil der Bibliothek. Trainer Ajax, Aiko und ein paar andere Protektoratswachen hatten sich in der Mitte des Raums versammelt und untersuchten den Teil des Regals, vor dem ich mit dem Schnitter gekämpft hatte. Nickamedes stand hinter dem Tresen und sprach in sein Handy. Ajax nickte mir und Oliver zu, und wir winkten dem großen, stämmigen Trainer.
    Die meisten Schüler waren verschwunden, und die paar, die sich noch in der Bibliothek aufhielten, sammelten gerade ihre Sachen zusammen. Helena Paxton warf mir einen bösartigen Blick zu, als sie ihr Buch – das, mit dem ich den Schnitter geschlagen hatte – vom Boden aufsammelte. Ich ignorierte sie. Im Moment hatte ich andere Sorgen – wie die Frage, warum Jason versucht hatte, mich zu vergiften.
    Okay, okay, ich wusste, warum. Na ja, irgendwie. Die Schnitter wollten mich tot sehen, weil sie diese seltsame Vorstellung hatten, dass ich Loki töten würde – etwas, wovon auch Nike überzeugt war. Wäre ich tot, bekäme ich natürlich keine Chance, Loki umzubringen – selbst wenn ich mich immer noch fragte, wie ich das überhaupt anstellen sollte.
    Nein, eigentlich lautete die Frage Warum jetzt? Warum hier, heute Abend, in der Bibliothek? Warum war es plötzlich so wichtig geworden, mich zu ermorden? Doch letztendlich spielte es wahrscheinlich keine Rolle. Jason war nicht der erste Schnitter, der versuchte, mich umzubringen, und er würde nicht der letzte sein.
    Trotzdem beäugte ich meine Wasserflasche. Sie stand genau dort auf dem Tresen, wo Jason sie abgestellt hatte. Wäre ich nicht so durcheinander gewesen, wäre ich nicht auf die Galerie im ersten Stock gegangen, hätte ich nicht gesehen, was er getan hatte, hätte vielleicht den Rest des Wassers getrunken, bevor meine Psychometrie sich einschalten konnte. Dann wäre ich jetzt so tot wie Jason. Das war nicht das erste Mal, dass ich dem Tod nur knapp entkommen war, doch die Vorstellung, dass genauso gut ich jetzt tot auf dem Hof liegen könnte, jagte mir trotzdem einen kalten Schauder über den Rücken.
    Vic riss sein Auge auf, als ich mich schüttelte. Ich hielt das Schwert immer noch umklammert. Die Klinge sah erst mich an, dann die Wasserflasche.
    »Du hast heute Abend gut gekämpft, Gwen«, sagte Vic, weil er meine finsteren Gedanken scheinbar auffing. »Du hast getan, was du tun musstest, um zu überleben – das ist alles. Und es gab nichts, was du hättest unternehmen können, um diesen Jungen

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