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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Nickamedes erinnerte, auch wenn dieser Mann ihn mit robusten Wanderstiefeln kombinierte anstelle der glänzenden Lederschuhe, die der Bibliothekar gewöhnlich bevorzugte.
    Das Lächeln des Mannes wurde breiter, während er mich ansah. »Bist du neu hier? Ich glaube nicht, dass ich dich schon mal gesehen habe. Kann ich dir helfen, etwas in der Bibliothek zu finden?«
    Ich wollte gerade den Mund öffnen, um ihm zu antworten, als jemand mich unterbrach.
    »Covington! Da bist du ja!« Ajax’ Stimme grollte durch die Bibliothek, und der Trainer kam durch den Gang zwischen den Regalen auf uns zu.
    Zu meiner Überraschung schlug Ajax dem Mann herzlich auf die Schulter, sodass Covington fast in eines der Bücherregale gestolpert wäre, bevor es ihm gelang, sich zu fangen.
    »Ajax! Was für eine Überraschung! Schön, dich zu sehen«, antwortete Covington und erwiderte Ajax’ freundschaftlichen Schlag, wenn auch viel schwächer. »Wie läuft es in North Carolina? Als ich deine Nachricht erhielt, dass ihr kurz entschlossen herfliegen würdet, habe ich mir Sorgen gemacht, etwas könnte nicht stimmen.«
    Ajax zog eine Grimasse. »Unglücklicherweise haben wir tatsächlich ein Problem. Können wir irgendwo ungestört reden?«
    Covington nickte. »Natürlich. Lass mich nur noch kurz dieser jungen Dame helfen, dann bin ich für dich da.«
    »Tatsächlich gehöre ich zu ihm.« Ich zeigte auf Ajax. »Genauso wie meine Freunde.«
    Die anderen bemerkten, dass Ajax und ich uns mit jemandem unterhielten, und kamen in unsere Richtung. Covington musterte unsere Gruppe. Er lächelte weiter, doch ich bemerkte, dass er sich fragte, wer wir sein sollten und warum wir hier waren. Ich stellte mir in Bezug auf ihn dieselben Fragen. Sicher, er schien nett zu sein, aber ich hatte auf die harte Tour gelernt, dass sich Schnitter genau so verhielten – dass sie Freundschaft vorspielten, bevor sie einem das Schwert in den Rücken rammten. Vivian hatte mir das angetan, und Agrona hatte dasselbe mit Logan gemacht, indem sie seinen Vater geheiratet und vorgegeben hatte, ihn zu lieben.
    »Covington ist ein Freund«, erklärte Ajax, als er meinen fragenden Blick bemerkte. »Wir brauchen sein Wissen, um uns auf den nächsten Teil unserer Reise vorzubereiten.«
    »Reise?«, fragte Covington. »Was für eine Reise?«
    Ajax seufzte. »Nicht hier. Lass uns an einen weniger öffentlichen Ort gehen.«
    »Sicher. Ich weiß genau das Richtige.«
    Covington warf uns allen noch einen neugierigen Blick zu, bevor er uns bedeutete, ihm zu folgen.
    Covington führte uns tiefer in die Bibliothek. Doch statt auf den Ausleihtresen zuzuhalten, wie ich erwartet hatte, umrundete er den Bürobereich und bog nach links in einen der Flügel der Bibliothek ab. Schließlich erreichten wir eine Tür. Er schloss sie auf, öffnete sie und scheuchte uns alle hinein. Es war ein Konferenzzimmer. Ein langer Tisch umgeben von einer Vielzahl von Stühlen stand in der Mitte des Raums, während am Rand auf einer Art Buffet eine Kanne Wasser und Gläser auf einem silbernen Tablett aufgebaut waren. Nichts allzu Interessantes – bis auf das Greifenrelief.
    Es nahm fast die gesamte hintere Wand ein und zeigte einen Greifen mit weit ausgebreiteten Flügeln. Den Kopf hatte er in den Nacken geworfen, und sein Schnabel war weit geöffnet, als wollte er jeden Moment einen Schrei erklingen lassen, aus dem Himmel herabstoßen und angreifen. Und er war nicht der einzige Greif im Raum. Überall an den Wänden entdeckte ich weitere Bilder der Kreaturen. Auch wenn diese Schnitzereien viel kleiner waren, strahlten sie doch alle dieselbe Wildheit aus.
    Sobald ich den Raum betreten hatte, schien es, als würden alle Greifen die Köpfe in meine Richtung drehen. Mir lief ein Schauder über den Rücken, und ich setzte mich ans Ende des Tisches, so weit wie möglich von den Schnitzereien entfernt.
    »Also«, meinte Covington, als wir uns alle gesetzt hatten, »willst du mir erzählen, was du hier tust? Mit fünf Schülern im Gepäck? Ich habe ein Gerücht gehört, dass ein paar Schüler im Zug heute Morgen Ziel eines Schnitterangriffes waren. Ich nehme an, das waren du und deine Schützlinge hier?«
    Ajax nickte. »Wir sind für einen Freund unterwegs. Nickamedes.«
    Covington nickte ebenfalls. »Ich kenne ihn. Er ist mein Gegenstück in der Bibliothek der Altertümer an der Akademie in North Carolina. Ab und zu schreiben wir uns E-Mails oder tauschen Bücher oder sogar Artefakte aus.«
    »Er wurde vergiftet.

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