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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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nicht. »Ja, das bin ich. Fremdenführerin über den Campus.«
    Covington runzelte die Stirn, als suche er nach einem Grund, ihr nicht zu glauben. Rory starrte ihn böse an und ballte die Hände zu Fäusten, als könnte sie sich nichts Schöneres vorstellen, als vorzutreten und den Bibliothekar zu schlagen. Ich fand ihre feindselige Reaktion seltsam. Was hatte sie gegen den Mann?
    Doch letztendlich entspannte sich Covingtons Miene. »Nun, führ Gwen und die anderen ruhig ein wenig herum, und dann geht doch zusammen in den Speisesaal und holt euch Mittagessen. Bis ihr damit fertig seid, sollten auch Ajax und ich unsere Arbeit abgeschlossen haben.«
    Rory verdrehte die Augen, sagte aber nichts mehr. Stattdessen wandte sie Covington demonstrativ den Rücken zu, als hätte er gar nicht mit ihr gesprochen.
    Ich blickte zu Ajax, der zustimmend nickte. Während meine Freunde und ich unsere Sachen einsammelten, winkte Ajax mich heran.
    »Sei vorsichtig«, sagte er. »Du kennst dieses Mädchen nicht. Wir mögen uns ja im Moment auf einem Schulgelände aufhalten, aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir sicher sind.«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Ich werde aufpassen. Und wir bleiben zusammen. Wir wandern einfach eine Weile über den Campus, und dann besorgen wir uns etwas zum Mittagessen, genau wie Covington vorgeschlagen hat. Das läuft schon.«
    »Okay«, brummte der Trainer. »Bleibt auf jeden Fall zusammen und haltet die ganze Zeit eure Waffen griffbereit. Und falls ihr etwas braucht … Was auch immer es ist, Covington und ich werden die ganze Zeit hier in der Bibliothek sein.«
    »Verstanden.«
    Ajax bot uns an, unser Gepäck in einem der Bibliotheksbüros unterzubringen, auch wenn wir unsere Waffen mitnahmen. Ich warf mir außerdem meine Umhängetasche über die Schulter, weil ich darin Rans Netz aufbewahrte, zusammen mit Olivers Zeichnung der Artefakte.
    »Kommt schon«, murmelte Rory, als wir endlich alles verstaut hatten. »Lasst es uns hinter uns bringen.«
    Sie verließ die Bibliothek, und wir reihten uns hinter ihr ein.

Wir hatten kaum die Bibliothek verlassen, als Daphne schon neben mich eilte.
    »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist, Gwen?«, fragte sie. »Wir wissen gar nichts über dieses Mädchen. Sie könnte ein Schnitter sein, genau wie Vivian einer war.«
    »Ich glaube nicht, dass sie ein Schnitter ist«, antwortete ich leise.
    »Warum nicht?«
    Ich erzählte ihr, was Grandma Frost und Rory gesagt hatten. Für einen Moment schwieg Daphne nachdenklich. Helle Magiefunken troffen von ihren Fingerspitzen. Der Winterwind wirbelte sie durch die Luft wie leuchtende pinkfarbene Schneeflocken.
    »Dass sie zufällig mit dir verwandt ist, heißt noch lange nicht, dass ihr automatisch beste Freunde werdet«, merkte Daphne dann an.
    »Ist mir klar. Aber sie weiß etwas über meinen Dad – etwas Wichtiges. Grandma Frost hat so etwas angedeutet, und ich will erfahren, was es ist. Außerdem ist es immer noch besser, als den ganzen Tag in der Bibliothek herumzusitzen, oder?«
    Daphne zuckte mit den Achseln. Dem konnte sie nicht widersprechen.
    Wir folgten Rory über den Hof. Sie führte uns einmal in einem weiten Kreis an allen Gebäuden vorbei. Durch die Fenster konnte ich die anderen Schüler im Unterricht sitzen sehen, die Köpfe über ihre Bücher gebeugt oder den Blick auf die Professoren gerichtet, die ihnen etwas erklärten. Sie taten dasselbe, was auch die Schüler der Akademie in North Carolina im Moment taten – dasselbe, was wir eigentlich im Moment tun sollten. Ich war überrascht, wie viel Heimweh ich bei dem Anblick empfand.
    Ich wollte Rory gerade fragen, ob sie vorhatte, uns den gesamten Tag in Kreisen herumzuführen, als einige Glockenschläge erklangen. Augenblicke später ergossen sich die ersten Schüler aus den Gebäuden. Ein paar der Jugendlichen wanderten den Hügel hinunter in Richtung ihrer Wohnheime, aber der Großteil hielt direkt auf den Speisesaal zu.
    »Kommt«, sagte Rory. »Zeit fürs Mittagessen. Hurra.«
    Sie führte uns zum Speisesaal. Meine Freunde sahen mich fragend an, aber ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung, was Rory vorhatte, aber zumindest würden wir etwas zwischen die Zähne bekommen.
    Wir betraten den großen Saal, der mir erstaunlicherweise nicht dasselbe Déjà-vu-Gefühl vermittelte wie die restlichen Gebäude. Ich hatte erwartet, einen Raum voller runder Tische vorzufinden, die wie zu Hause mit weißem Leinen, feinem Porzellan und

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