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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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im Moment konnte ich nichts anderes tun, als zu meinen Freunden zurückzukehren.
    »Gwen?«, fragte Vic wieder. »Stimmt etwas nicht?«
    »Alles okay«, antwortete ich dem Schwert. »Es ist nichts. Nur ein falscher Alarm. Schlaf weiter.«
    Vic gähnte wieder, dann schloss er sein Auge.
    Ich seufzte. Ich hatte keine Ahnung, was schlimmer war – die Schnitter oder mein Verfolgungswahn. Mit Vic immer noch in der Hand wandte ich mich ab, um zu meinen Freunden zurückzukehren – und stieß gegen jemanden, der sich von hinten an mich herangeschlichen hatte.

Da ich in Gedanken immer noch bei meinem mysteriösen Verfolger war, schaltete ich sofort in Angriffsmodus und riss Vic hoch. Das einzige Problem war, dass ich durch den Zusammenstoß aus dem Gleichgewicht geraten war und nach hinten stolperte. Ich rammte mit der Schulter gegen eines der Regale. Schmerzerfüllt verzog ich das Gesicht – und ließ Vic fallen.
    Das Schwert rutschte über den Boden. Ich warf mich nach vorne und streckte den Arm nach Vic …
    Ein schwarzer Stiefel senkte sich auf die Klinge und stoppte ihren Weg über den Boden. Ich riss den Kopf hoch, und in dem Moment ging mir auf, dass es kein Schnitter war, der über mir aufragte – sondern Rory Forseti.
    »Himmel, Prinzessin! Auf den Knien ist Kämpfen doch irgendwie schwierig, oder?«, höhnte Rory.
    Ich atmete tief durch und kämpfte mich wieder auf die Beine. »Du hast mich erschreckt.«
    Rorys Blick fiel auf Vic. »Offensichtlich.«
    Sie beugte sich vor und griff nach dem Schwert. Doch statt mir Vic zurückzugeben, hielt sie die Waffe hoch und musterte das Heft. Ich verspannte mich, weil ich mich fragte, ob sie vielleicht doch ein Schnitter war – und ob sie kurz davorstand, meine eigene Waffe gegen mich zu wenden.
    Vics Auge klappte auf, und er musterte Rory mit kaltem, misstrauischem Blick. »Was starrst du so, Kleine?«, fragte er.
    Rory zuckte zusammen und hätte die Klinge fast fallen lassen. Ihre Augen traten aus den Höhlen, und ihr Gesicht wurde kreidebleich. Vic hatte sie ordentlich erschreckt. Ich kicherte.
    Das riss Rory aus ihrer Überraschung, und sie starrte mich böse an. Trotzdem kostete es sie einen Moment, den Mut zu finden, Vic wieder zu heben und sich die Waffe genauer anzusehen.
    »Da ist … da ist das Gesicht eines Kerls im Heft deines Schwerts«, sagte sie ehrfurchtsvoll.
    Vic verdrehte sein einzelnes Auge. »Oh, wie aufmerksam du bist.«
    Ich hob die Hand. »Sein Name ist Vic, er spricht, und er gehört mir.«
    »Ja, und wenn es dir nichts ausmacht, Kleine, gib mich bitte zurück an die Gypsy«, sagte er. »Ich möchte mein Schläfchen gerne wieder aufnehmen, nur für den Fall, dass wir später noch Schnitter begegnen.«
    Rory betrachtete Vic noch einen Moment mit weit aufgerissenen Augen, bevor sie mir das Schwert zurückgab. Ich nahm die Klinge und schob sie wieder in die Scheide an meiner Hüfte.
    Dann standen wir einfach da und starrten einander an. Ich musterte sie noch einmal ganz genau – schwarzes Haar, grüne Augen, rundes, hübsches Gesicht – und fragte mich, ob sie wohl mehr ihrer Mom oder ihrem Dad ähnelte – meinem Onkel.
    »Was machst du hier?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe mich vom Waffentraining aus der Turnhalle weggeschlichen, weil ich mich gelangweilt habe.«
    Natürlich langweilte sie sich im Training. Rory war wie Logan, Oliver, Kenzie, Nickamedes und Trainer Ajax; sie brauchte keine Waffe, um zu kämpfen – oder zu töten. Das hatte sie bereits im Zug bewiesen, als sie all diese Schnitter mit nur einer Armbrust und ihren zersplitterten Teilen verdroschen hatte.
    Rory sah mich weiter an. Ihr Blick huschte über mein Gesicht wie meiner gerade über ihres. Ich lehnte mich an das Regal neben mir und erwiderte ihr Starren. Es gab so viele Dinge, die ich sie fragen wollte – über ihre Eltern, über meinen Dad. Und warum all die anderen Schüler sie wie Luft behandelten. Aber ich beschloss, auf cool zu machen, also hielt ich den Mund, obwohl ich eigentlich all ihre Geheimnisse – alle die Geheimnisse unserer Familie – erfahren wollte.
    »Also du bist die berühmte Gwen Frost«, sagte Rory schließlich.
    »Und du bist eine Forseti.«
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Hast du etwas gegen die Forsetis?«
    »Das kommt darauf an. Hast du etwas gegen mich?«
    Ihre Miene wurde noch grimmiger. »Wieso sagst du das?«
    »Weil du scheinbar alles über mich weißt und ich über dich so gut wie nichts.« Ich holte tief Luft. »Bis

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