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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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mit Vics Heft gebrochen hatte. Die Verletzung war unheilbar, weil Vic ein mächtiges Artefakt darstellte. Düstere Befriedigung breitete sich in mir aus, auch wenn es vielleicht falsch war, sich darüber zu freuen, dass ich Agrona so hatte verletzen können. Doch sie hatte es verdient für das, was sie Logan und seinem Dad angetan hatte. Sie hatte es wirklich verdient – das und noch viel Schlimmeres.
    »Agrona«, knurrte Ajax. »Ich hätte wissen müssen, dass du dahintersteckst.«
    Sie lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Ajax. Erzähl doch mal, wie geht es meinem lieben Stiefsohn? Ich bin sehr enttäuscht, Logan nicht in den Reihen eurer kleinen Kriegerbande zu entdecken.«
    »Es geht ihm gut«, schaltete ich mich ein, bevor irgendwer anderes etwas sagen konnte. »Trotz allem, was du ihm angetan hast.«
    Agrona lachte. »Natürlich geht es ihm gut. Es geht ihm so gut, dass er nicht an deiner Seite ist, wo du ihn haben willst. Nicht wahr, Gypsy?«
    Ich antwortete nicht, aber wieder verkrampfte sich mein Magen vor Sorge, dass die Schnitter Logan gefangen genommen hatten, wie Vivian behauptet hatte. Ich hielt den Atem an, während ich darauf wartete, dass Agrona triumphierend verkündete, Logan werde in diesem Moment zu Tode gefoltert.
    Agrona musste den Schmerz, die Wut und die Angst in meinem Gesicht erkannt haben, denn sie lachte wieder und wedelte mit ihrer gesunden Hand in der Luft herum. »Ist egal. Logan ist sowieso nicht wichtig. Nicht mehr. Aber einige von euch schon – oder vielmehr die Dinge, die ihr mitgebracht habt.« Ihr Blick richtete sich auf Vic, und in ihren grünen Augen glomm ein Funke von Eifersucht auf.
    Vielleicht lag es an Agronas begehrlichem Blick oder auch daran, wie die schwache Wintersonne auf Vics Klinge glänzte, aber plötzlich fiel mir ein, wie ich gestern an die Decke der Bibliothek der Altertümer hier in Colorado gestarrt hatte. Statt das Fresko zu sehen, auf dem ich und meine Freunde gegen die Schnitter kämpften, hatte ich nur die Waffen erkennen können – nicht, wer sie tatsächlich hielt.
    Mein Blick glitt von einem meiner Freunde zum nächsten. Daphne hielt Sigyns Bogen, bereit, den Pfeil von der goldenen Sehne abzuschießen. Alexei ließ langsam Ruslans Schwerter herumwirbeln. An Carsons Rucksack hing das Horn von Roland. Und dann war da noch ich mit Vic in der Hand und Rans Netz tief in meinem Rucksack.
    »Artefakte«, flüsterte ich. »Darum geht es hier.«
    Agrona zog eine Augenbraue hoch, offensichtlich überrascht, dass ich das Rätsel gelöst hatte. Sie warf einen Blick zu Vivian, die nur mit den Achseln zuckte.
    »Ich habe nichts gesagt«, erklärte Vivian. »Ich habe auf deinen großen Auftritt gewartet.«
    Agrona warf ihr einen spitzen Blick zu, aber Vivian schenkte ihr als Antwort nur ein süßliches Lächeln. Einen Moment später wandte Agrona sich wieder mir zu.
    »Nun, ich verderbe nicht gerne die Überraschung, aber ja, Gypsy, hier geht es tatsächlich um Artefakte«, sagte sie. »Meinen Spionen zufolge hast du in letzter Zeit nach Artefakten gesucht – Artefakten, für die auch ich mich dringend interessiere. Und – Überraschung, Überraschung – du hast es tatsächlich geschafft, mindestens eines davon in die Finger zu bekommen – Rans Netz. Was hat dich dazu bewogen, dich auf die Suche nach Artefakten zu begeben?«
    Ich hielt meine Miene ausdruckslos. Ich würde ihr kaum von der Mission erzählen, mit der Nike mich betraut hatte.
    Agrona zuckte mit den Schultern, als sie verstand, dass ich nicht vorhatte, ihr zu antworten. »Eigentlich spielt deine Antwort keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ihr direkt in meine Falle getappt seid, genau wie ich es geplant hatte.« Sie suchte meinen Blick. »Zuerst war ich enttäuscht, dass du das Gift nicht geschluckt hast, das ich so fürsorglich in deine Richtung geschickt habe. Aber so funktioniert mein Plan noch besser. Jetzt muss ich keinen Weg mehr finden, wie ich dein Schwert aus der Akademie stehlen lassen kann. Wir ziehen es einfach aus deinen kalten, toten Fingern.«
    »Deswegen hast du Nickamedes vergiftet?«, fragte Carson und schob sich die Brille höher auf die Nase. »Um uns hierherzulocken? In der Hoffnung, dass wir unsere Waffen mitbringen?«
    »Nicht eure Waffen«, höhnte Agrona. »Eure Artefakte. Sigyns Bogen. Das Horn von Roland. Ruslans Schwerter. Und natürlich Vic.«
    »Natürlich«, krähte das Schwert stolz. »Ich bin das Artefakt der

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