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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Artefakte!«
    Ich sah auf ihn hinunter. »Ehrlich?«, flüsterte ich. »Du willst ernsthaft jetzt, in einem solchen Moment, damit angeben, wie toll du bist?«
    »Aber sicher«, antwortete Vic. »Wieso sollte ich nicht?«
    Ich verdrehte die Augen.
    »Wir wussten, dass ihr alle panisch nach einem Gegengift suchen würdet, wenn wir Nikes Champion vergiften«, erklärte Agrona. »So panisch, dass ihr alles andere vergessen würdet … wie die Tatsache, dass ihr in eine offensichtliche Falle rennt. Es ging einfach nur darum, das richtige Gift zu finden und sicherzustellen, dass ihr genau dorthin lauft, wo wir euch haben wollten. Narren. Ist euch nicht bewusst, dass wir euch beobachtet haben, seit ihr North Carolina verlassen habt?«
    »Es war uns bewusst«, erklärte Ajax. »Aber wir mussten trotzdem gehen. Dafür hast du gesorgt.«
    »Genau«, meldete sich Daphne zu Wort. »Wir kümmern uns um unsere Freunde, egal was passiert. Das ist etwas, wovon ihr beide sicherlich nichts versteht.«
    Vivian schlug eine Hand übers Herz. »Oh, Walküre. Deine Worte treffen mich tief.«
    Daphne zielte mit dem Pfeil auf das Mädchen. »Tief treffen wird dich mein Pfeil, und zwar in deinem schwarzen Herzen.«
    Vivian hob Lucretia. »Versuch es doch.«
    Agrona warf Vivian einen warnenden Blick zu, und das Schnittermädchen senkte das Schwert, auch wenn es Daphne weiterhin böse anstarrte.
    »Und natürlich wart ihr alle freundlich genug, eure Artefakte auf euren Ausflug in die Ruinen mitzubringen. Und nicht nur das, ihr habt auch tatsächlich die Ambrosia-Blüte gefunden. Das ist eine nette Dreingabe«, sagte Agrona. »So traurig, dass ihr sie nur auf Nickamedes anwenden wollt. Die Pflanze ist sehr mächtig, wisst ihr? Man kann sie für alles Mögliche verwenden. Der Legende zufolge kann man damit sogar die Götter selbst heilen.«
    Ihre Worte sorgten dafür, dass ich an die Nacht denken musste, in der Vivian mein Blut benutzt hatte, um Loki am Garm-Tor aus seinem Gefängnis zu befreien. Der böse Gott war mächtig, aber gleichzeitig hatte ich auch eine gewisse Schwäche in ihm gespürt – weil all diese langen Jahrhunderte seiner Gefangenschaft in Helheim ihren Tribut gefordert hatten. Lokis Schwäche war der Grund, warum die Schnitter versucht hatten, seine Seele in Logan zu transferieren – damit der böse Gott einen jungen, gesunden Körper erhielt.
    Taubheit breitete sich in mir aus. »Ihr wollt die Ambrosia-Blüte einsetzen, um Loki zu stärken.«
    »Also, also, Gwen. Schon wieder so ein cleverer Gedanke. Aber du hast recht«, schnurrte Agrona. »Wir werden die Ambrosia-Blüte unserem Herrn geben. Auch damit wird er nicht seine volle Stärke zurückgewinnen, doch es wird einige seiner … Schwierigkeiten beheben, die ihn plagen, seit er sich wieder in der Welt der Sterblichen aufhält.«
    Ich musste die anderen nicht ansehen, um zu wissen, dass sie genauso entsetzt waren wie ich. Wir hatten gedacht, bei der Falle der Schnitter ginge es nur darum, uns zu töten. Aber wie üblich versteckte sich in ihrem Plan gleich der nächste Plan. Was auch immer geschah, ob wir lebten oder starben, wir durften nicht zulassen, dass die Schnitter unsere Artefakte in die Finger bekamen – und auf keinen Fall durften wir ihnen die Ambrosia-Blüte überlassen.
    »Zu dumm, dass nichts davon passieren wird«, sagte ich und versuchte dabei stärker und selbstbewusster zu klingen, als ich mich fühlte. »Du kriegst nichts. Gar nichts. Nicht unsere Artefakte, nicht die Ambrosia-Blüte, nicht unsere Leben.«
    Agrona lachte wieder. »O Gypsy. Du spielst immer so wunderbar den Narren, nicht wahr?«
    Ich packte Vics Heft fester. »Vielleicht. Aber ich würde gerne sehen, wie du versuchst, mir mein Schwert wegzunehmen.«
    Agrona lächelte. »Nur zu gerne.«
    Sie nickte Vivian zu. Ich verspannte mich, weil ich damit rechnete, dass das Schnittermädchen endlich das Schwert hob, sich auf mich stürzte und den Kampf begann. Stattdessen steckte Vivian die Finger in den Mund und gab einen lauten, ohrenbetäubenden Pfiff von sich.
    Oliver musterte sie höhnisch. »Was soll das denn bringen? Glaubst du …«
    Krächz-krächz-krächz.
    Krächz-krächz-krächz.
    Krächz-krächz-krächz.
    Laute, krächzende Schreie erklangen und übertönten seine Stimme. In einem Moment sah man am Himmel nur Sturmwolken. Im nächsten kreisten Schwarze Rocks über den Ruinen. Einer nach dem anderen sanken sie neben Vivian und Agrona zu Boden und bildeten eine Mauer vor uns. Es

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