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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Hinterhalt liegen.«
    Ajax und Oliver überquerten die Brücke als Erste. Ich hielt den Atem an, doch sie erreichten sicher die andere Seite, und es stürzten auch keine Schnitter aus dem Wald, um sie anzugreifen.
    Als Nächstes folgte Rory, die Covington mit einem Dolch bedrohte, um ihn über die Brücke zu drängen. Sie hatte ihm die Hände mit einem Stück des Kletterseils gefesselt, das wir mitgebracht hatten. Der bösartige Bibliothekar hatte während unserer Wanderung kein Wort verloren, obwohl er uns ständig mörderische Blicke zuwarf.
    Rachel eilte hinter ihrer Nichte her, dann folgten Daphne und Carson. Alexei zögerte, doch ich winkte ihn vor.
    »Logan und ich gehen als Letzte«, sagte ich.
    Alexei sah erst mich an, dann Logan. Nach einem Moment nickte er und machte sich auf den Weg über die Brücke. Er schaffte es problemlos auf die andere Seite.
    »Du zuerst, Gypsymädchen«, sagte Logan.
    Ich wollte gerade den Fuß auf die Brücke setzen …
    Krächz-krächz-krächz.
    Ich erstarrte.
    Krächz-krächz-krächz.
    Wieder erklang der kreischende Schrei des Rocks, doch aus irgendeinem Grund schien der Ruf aus dem Boden unter meinen Füßen zu dringen und nicht aus den Wolken über uns. Ich zog mich von der Brücke zurück, hob Vic und drehte mich auf der Suche nach dem Rock – und den Schnittern, die auf ihm reiten würden – hin und her.
    Da stieg ein Schwarzer Rock aus der Schlucht vor meinen Füßen auf, statt vom Himmel herabzufallen. Die Kreatur rammte direkt durch die Mitte der Brücke und ließ mit ihrem Gewicht Planken splittern und Seile reißen, als wären sie nicht mehr als zerbrechliche Streichhölzer und dünner Faden. Die Splitter und Trümmer schienen für einen Moment in der Luft zu hängen, bevor sie lautlos in die tiefe Schlucht zu unseren Füßen fielen.
    Der Schwarze Rock schoss wieder nach unten. Auf seinem Rücken saßen Vivian und Agrona. Ich packte Vic fester, weil ich damit rechnete, dass die Kreatur Logan und mich angreifen würde, doch stattdessen schwebte der Rock einfach nur über der Schlucht.
    »Viel Glück beim Abstieg vom Berg, Gwen!«, schrie Vivian.
    Dann schlug sie die Zügel auf den Rücken des riesigen Vogels, und zusammen stiegen sie in den Himmel auf. Ein goldener Pfeil, von Daphne abgeschossen, folgte ihnen, doch der Wind blies ihn zur Seite, und das Geschoss segelte harmlos in die Ruinen.
    Wie erstarrt konnte ich nichts anderes tun, als abwechselnd in die Wolken und in die tiefe Schlucht vor mir zu starren. Langsam durchdrang der Ernst der Situation meine Überraschung.
    Jetzt befand sich nur noch leere Luft zwischen Logan und mir auf der einen und dem Rest unserer Gruppe auf der anderen Seite – und der Spartaner und ich waren auf der falschen Seite der Schlucht gefangen.

Ungläubig starrte ich in die Schlucht. Wir hatten die Ambrosia-Blüte gefunden, erfahren, dass Covington ein Verräter war, und den Angriff von Vivian, Agrona und den anderen Schnittern und ihren Schwarzen Rocks überlebt. Ich hatte wirklich gedacht, wir hätten es geschafft.
    Inzwischen hätte ich es besser wissen müssen.
    »Gwen!«, schrie Rachel. Der Wind trug ihre Worte zu mir. »Ihr müsst den zweiten Weg nehmen, am anderen Ende des Hofes! Nur so könnt ihr noch vom Berg absteigen!«
    Ich erinnerte mich daran, dass sie über diesen Weg gesprochen hatte – den steilen, gewundenen Weg, den sie schon seit Jahren nicht mehr benutzt hatte und der wahrscheinlich inzwischen durch Gerölllawinen verschüttet worden war. Super. Aber Rachel hatte recht – das war die einzige Möglichkeit, die uns blieb.
    »Wo ist er?«, schrie ich zurück.
    »Schau auf die Karte in deinem Rucksack! Geht ans südliche Ende des Hofes!«, antwortete sie so laut wie möglich. »Dort fängt der Weg an! Ihr könnt ihn nicht verfehlen!«
    »Steigt so weit ab, wie ihr könnt!«, brüllte Ajax. Seine Stimme donnerte über die Schlucht. »Wir kommen euch so schnell wie möglich entgegen!«
    Er sagte nicht dazu, dass das Stunden dauern würde – wenn nicht sogar länger. Meine Freunde konnten froh sein, wenn sie die Akademie bis zum Mittagessen erreichten. Bis sie eine Rettungsmannschaft zusammengestellt hatten, würde bald schon die Nacht hereinbrechen und es wäre zu spät, um nach uns zu suchen, ohne alle anderen in Gefahr zu bringen – was bedeutete, dass Logan und ich die Nacht wahrscheinlich auf dem Berg verbringen mussten.
    Panik stieg in mir auf, so kalt und beißend wie der Winterwind, der durch mein Haar

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