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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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der Schnitter. »Aber was ist mit ihnen? Sollen wir sie nicht durchsuchen? Vielleicht finden wir einen Hinweis darauf, wohin Vivian und Agrona verschwunden sind.«
    Ajax schüttelte den Kopf. »Uns bleibt keine Zeit. Vivian und Agrona könnten mit Verstärkung zurückkehren, ganz zu schweigen von dem Schneesturm, der bald losbrechen wird. Wir müssen so schnell wie möglich vom Berg runter und zurück in die Akademie. Also lasst uns gehen.«
    Eilig sammelten wir unsere Rucksäcke und die restliche Ausrüstung ein, die wir einfach hatten fallen lassen. Fünf Minuten später verließen wir die Ruinen und ließen nichts zurück als tote Schnitter, tote Rocks und einen Hof voller zertrampelter, zerstörter, mit Blut befleckter Blumen.

Wir gingen mit gezogenen Waffen in Richtung der Hängebrücke am Rand der Ruinen. Ständig sahen wir uns um, für den Fall, dass die Schnitter einen zweiten Hinterhalt planten. Trotz der drohenden Gefahr reihte ich mich am Ende der Gruppe neben Logan ein.
    Er trug ein gebogenes, blutiges Schwert, das er einem der toten Schnitter abgenommen hatte. Ihn mit dieser Waffe zu sehen sorgte dafür, dass ich daran denken musste, wie er mir im Aoide-Auditorium eine ähnliche Waffe in die Brust gerammt hatte. Doch ich schob die Erinnerung zur Seite. Logan war jetzt hier, und es gab so vieles, was ich ihn fragen wollte – und so vieles, was ich ihm sagen wollte.
    »Ich denke, wir können gleichzeitig laufen und reden«, meinte ich. »Findest du nicht auch?«
    Für einen Moment fürchtete ich, er würde an mir vorbeieilen, doch schließlich nickte er mit einem Seufzen. Zusammen gingen wir ein paar Schritte hinter den anderen.
    »Also«, meinte ich. »Du bist hier.«
    »Ja. Ich bin hier.«
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Logan seufzte wieder. »Metis hat an dem Abend, an dem Nickamedes vergiftet wurde, meinen Dad angerufen und uns wissen lassen, was passiert ist. Ich konnte nicht einfach herumsitzen und nichts tun … besonders nicht, als Oliver mir erzählte, dass du herkommen würdest, um nach einem Heilmittel zu suchen – und dass sich das Ganze wahrscheinlich als Falle der Schnitter entpuppen würde. Also habe ich einen der Privatjets des Protektorats genommen und bin hergeflogen. Ich bin ein paar Stunden vor euch angekommen.«
    »Und was sagt dein Dad dazu?«
    Logan zuckte mit den Schultern. »Die Idee hat ihm nicht besonders gefallen, aber er hat mich gehen lassen. Hauptsächlich, weil er genau wusste, dass ich sonst einfach zum nächsten Flughafen gefahren wäre und mir mein eigenes Ticket gekauft hätte.«
    »Und dann? Bist du uns die ganze Zeit gefolgt?«
    Er nickte. »Ich war bereits am Bahnhof, als ihr aufgetaucht seid. Ich saß sogar in eurem Waggon, aber ich bin aufgestanden und habe das Abteil gewechselt, bevor ihr mich entdecken konntet. Mein Dad hat mir ein Gästezimmer in einem der Wohnheime der Akademie besorgt und einen Wagen, der mich zum Eingang des Parks gefahren hat. Es gibt noch einen Pfad, der parallel zu dem verläuft, den ihr genommen habt, also fiel es mir nicht schwer, euch zu folgen. Letzte Nacht habe ich mein Lager auf der anderen Seite der Brücke aufgeschlagen, für den Fall, dass die Schnitter aus dieser Richtung angegriffen hätten. Ich habe gerade mein Zeug zusammengepackt, um aufzubrechen, als ich die Schwarzen Rocks gehört habe. Also bin ich über die Brücke gerannt, um euch zu helfen.«
    Ich dachte an all die Gelegenheiten in den letzten Tagen, als ich das Gefühl gehabt hatte, dass jemand mich beobachtete. »Also warst du am Bahnhof. Und du warst es auch, den ich zwischen den Regalen in der Bibliothek gesehen habe. Und als wir gestern den Berg hinaufgestiegen sind, hast du mich durch die Bäume beobachtet.«
    »Schuldig im Sinne der Anklage.«
    Ich hob den Arm und schlug ihm gegen die Schulter. »Hey, du hast mir eine Heidenangst eingejagt. Ich dachte, du wärst irgendein Spion der Schnitter. Warum solltest du das tun? Warum hast du uns nicht einfach wissen lassen, dass du da bist? Und dass du helfen willst? Warum hast du mir nichts gesagt?«
    Logan sah mich mit bekümmertem, gehetztem Blick an. »Weil ich mir selbst immer noch nicht vertraue. Besonders nicht, wenn es um dich geht, Gypsymädchen.«
    Schuldgefühle standen deutlich in sein Gesicht geschrieben, und er senkte den Blick. Ich hatte mich so auf meine eigenen Albträume, auf meine eigene Wut konzentriert, dass ich nicht einmal darüber nachgedacht hatte, dass Logan vielleicht Ähnliches

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