Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frozen Time (German Edition)

Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
Vom Netzwerk:
vorsieht.«
    War ich auch schon bei einem DatingDay?
    Nach dem sechzehnten Geburtstag sind alle Juniors, die noch keinen Lebenspartner gefunden haben, angehalten, regelmäßig an diesen Veranstaltungen teilzunehmen. Denn zu einem erfüllten Leben gehört auch eine glückliche Partnerschaft.
    Habe ich meinen Lebenspartner schon gefunden? Und wenn ja: Wer ist er? Und wo ist er?
    »Wenn wir mit unserer Ausbildung fertig sind, werden wir ein Appartement in Block D-V-12 beziehen, gar nicht weit vom MediCenter entfernt«, erzählt Sara mir begeistert. »Zwei Zimmer und ein eigenes Bad nur für uns, ich kann es noch gar nicht glauben!«
    Ich sehe den Plan unserer Metropole vor meinem inneren Auge: Die Gebäude sind in immer größer werdenden Kreisenwie ein Netz um den Power Tower angeordnet, nah am Zentrum befinden sich die Seniorblocks mit ihren niedrigen, älteren Gebäuden, in den äußeren Zirkeln die hohen Häuser der Juniorblocks. Ich weiß auf Anhieb, wo sich der Wohnblock befindet, von dem Sara gesprochen hat. Doch sosehr ich mich auch bemühe, kann ich kein Bild von meinem eigenen Wohnblock, meinem eigenen Zimmer heraufbeschwören.
    »Mit sechzehn haben wir beide gespendet«, fährt Sara in ihrem ununterbrochenen Redefluss fort. »Kannst du dir das vorstellen: beide! Ist das nicht ein unglaublicher Zufall? Wir sind sehr stolz darauf.«
    Wäre ich auch als Spenderin infrage gekommen?
    Nach dieser Virusinfektion tue ich es bestimmt nicht mehr. Nur die gesündesten Genträger werden ausgewählt, um ihre Ei- und Spermaspenden abzugeben. Denn nur so kann das staatliche Geburtensystem optimale Ergebnisse hervorbringen.
    Aber ich   … war krank. Bin krank.
    Mein Kopf pocht schon wieder, doch ich sage Sara nichts davon. Ich möchte denken und nicht schlafen.
    »Brav aufgegessen.« Sara ist zufrieden. Sie nimmt das Wasserglas vom Bord und reicht es mir. Dazu gibt sie mir einen kleinen Becher, den sie aus ihrem MediConverter mit fünf verschiedenfarbigen Flüssigkeiten gefüllt hat.
    »Trink, das tut dir gut.«
    Wasser ist gesund. Es geht uns gut.
    Ich schütte den Medikamentencocktail in den Mund und spüle ihn mit dem ersten Schluck Wasser hinunter, danach trinke ich vorsichtig einige weitere Schlucke. Sara hat recht, das Wasser tut gut. Mein Mund fühlt sich angenehm kühl und feuchtan und die Anspannung meines Körpers scheint sich zu lösen. Viel zu schnell ist das Glas geleert. Sara nimmt es in die Hand, ebenso wie die leere Breischüssel, lässt den Hocker ins Bett zurückfahren und geht zur Glastür.
    »Bis nachher.« Sie winkt mir fröhlich mit der freien Hand zu.
    Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf den Widerhall des Herzpiepens in meinem Kopf. Es tut weh. Aber es ist erträglich.
    Das Wissen ist in meinem Kopf,
sage ich mir Mitras Worte vor,
aber es ist eingeschlossen in einen geheimen Raum, zu dem nur ich den Schlüssel besitze.
    Ich stelle mir mein Gehirn wie ein Labyrinth vor, wandere in Gedanken durch die leeren Gänge, ohne zu wissen, wohin sie mich führen. Vor meinem inneren Auge taucht eine Tür auf. Ich bewege mich langsam darauf zu, hebe meinen Arm, fühle mich voller Hoffnung und gleichzeitig verunsichert.
    Was erwartet mich hinter dieser Tür?
    Ich versuche, die Klinke herunterzudrücken. Die Tür ist verschlossen. Im Grunde hatte ich nichts anderes erwartet, dennoch bin ich enttäuscht. Ich versuche, das Labyrinth als Ganzes zu begreifen. Einen Blick von oben darauf zu werfen, um seine Struktur zu entschlüsseln. Aber obwohl es sich nur um ein Gebilde meiner eigenen Fantasie handelt, gelingt es mir nicht, das große Ganze zu erfassen.
    Das Piepen dröhnt lauter. Ich bin erschöpft.
    Trotz der Schmerzen im Kopf muss ich irgendwann eingeschlafen sein. Ich erwache mit einem Gefühl der Panik und bin sofort hellwach.
    Du darfst keine Angst haben!
    Wieder die Stimme in meinem Kopf.
    Doch mein Herz rast. Der Avatar auf dem Monitor hat sich fast komplett orange verfärbt, ein helles Rot erscheint über Kopf und Brust. Die dazugehörigen Kurven schlagen hektisch aus.
    Mitra stürzt ins Zimmer und kontrolliert die Kurven und Zahlen, und die Anwesenheit eines anderen Menschen beruhigt mich. Mein Herz kehrt zu seinem normalen Tempo zurück.
    »Was ist passiert?« Mitra dreht sich mir zu, in ihren Augen sehe ich professionelles Interesse, aber auch eine Spur Mitgefühl.
    »Ich glaube, ich hatte einen Albtraum.«
    Mitras Augen leuchten auf.
    »Was hast du geträumt?«
    »Ich   … weiß es

Weitere Kostenlose Bücher