Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frozen Time (German Edition)

Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
Vom Netzwerk:
zu versorgen. Ich habe nicht mehr viel Zeit.
    Ich muss ein bisschen ziehen, bis es mir gelingt, den Arm so vor dem ScanPad zu platzieren, dass der Scanner die Zugangsdaten des Insignals lesen kann. Endlich erscheint die erhoffte Meldung auf dem Monitor:
Identifizierung erfolgt.
Dann erscheint eine weitere Anweisung:
Bitte mit Irisscan verifizieren.
    Ich stöhne auf.
    »Doreen«, bitte ich, froh, dass Doreen noch da ist. Meine Freundin reißt sich vom Anblick der
Frozen
in ihrer Kryobox los und kommt zu mir zurück. Ich nutze die kurze Pause, um einen Blick zur Schleusentür zu werfen. Doch dort bewegt sich nichts, bisher scheint niemand unser Eindringen bemerkt zu haben.
    »Was ist?«
    Ich deute auf den Monitor und Doreen stöhnt ebenfalls leise.
    »Na, dann mal los.«
    Wieder packen wir den Medi unter den Achseln, zerren und ziehen, bis wir ihn auf die Höhe des kleinen ScanScreens nebendem Monitor gebracht haben. Von hinten greife ich mit meinem linken Arm um den Oberkörper, als wollte ich den Bewusstlosen umarmen, mit der Rechten zerre ich seine Augenlider nach oben. Feine, grüne Strahlen flackern über den Scanner und verweben sich in seiner Mitte zu einem doppelten Netz.
    »Ob das funktioniert?«, zweifelt Doreen, ich selbst bringe vor Anstrengung keinen Ton heraus.
    In diesem Moment beginnen die grünen Linien sich zu verschieben, gleiten in der Mitte aufeinander zu und wieder auseinander und erfassen dabei jeden Millimeter der Iris des bewusstlosen Medi. Der schwere Körper droht mir zu entgleiten, schon rutscht er Richtung Boden, ich beiße die Zähne aufeinander, dann endlich ist der Scan abgeschlossen.
    »Willkommen, Daniel Becker, wie geht es dir?«, begrüßt eine freundliche Stimme aus dem Terminal den Medi, als dieser gerade wieder zu Boden fällt und auf der Seite liegen bleibt. Gut, mehr als ihn in die stabile Seitenlage zu bringen, könnte ich im Moment ohnehin nicht für ihn tun.
    Ohne dem Bewusstlosen weitere Beachtung zu schenken, stecken Doreen und ich die Köpfe über dem Datenterminal zusammen, als sich darauf in rasender Folge eine Liste mit Namen aufbaut. Ungeduldig fahre ich mit dem Finger über das TouchScreen. Trotz der Kälte, die uns umgibt, hinterlässt er eine feine Spur auf dem Monitor; ich hatte gar nicht bemerkt, dass meine Hände feucht sind. Am Ende der vielen Namen erscheint ein Link, den ich noch auf keiner Liste bisher gesehen habe: Verjüngung! Vorsichtig tippt mein Finger auf dieses eine Wort, sofort erscheinen weitere Namen.
    Und da steht er: Mein Name.
Tessa Morten.
    Ich wusste es. Trotzdem ist es ein Schock, ihn vor mir auf dem Terminal zu sehen. Mein Körper ist plötzlich in Aufruhr, ich spüre Übelkeit in mir aufsteigen, spüre das Blut in meinen Schläfen pochen und kann mich kaum auf die Buchstaben auf dem Monitor konzentrieren.
    Doreens Finger liegt plötzlich neben meinem auf dem TouchScreen, sanft berührt sie meinen Namen. Die Daten bauen sich in Sekundenschnelle auf. Ich zwinge meine Augen zu lesen, was da steht. Zwinge mein Gehirn, es zu begreifen. Es stimmt. Alles, woran ich mich erinnere. Alles, was bisher nur eine grauenhafte Ahnung war. Vor mir auf dem Terminal steht es.
    Mein Körper krümmt sich zusammen, entzieht sich meiner Kontrolle. Mit einem erstickten Aufschrei sacke ich vor dem Terminal zusammen, schlinge die Arme um mich selbst, wie um mich halten. Die Übelkeit droht übermächtig zu werden. Mein Magen krampft sich zusammen, mein Herz rast, meine Lunge brennt. Nein, nicht mein Magen. Nicht mein Herz. Nicht meine Lunge. Meine Organe gehören einem anderen Menschen. Einem Menschen, der tot ist. Der getötet wurde, um mich zu verjüngen.
    Wie soll ich mit diesem Wissen leben?
    »Tessa?« Doreens Stimme dringt wie aus weiter Ferne an mein Ohr, dabei hat sie sich direkt neben mich gehockt. Vorsichtig berührt sie mich an der Schulter, und als ich nicht reagiere, schüttelt sie mich leicht. Wenn sie ebenfalls von dem geschockt ist, was die Daten über mich offenbaren, dann lässt sie es sich zumindest nicht anmerken.
    »Tessa«, wiederholt sie. »Reiß dich zusammen.«
    Es ist, als hätten diese drei Worte ein Wunder bewirkt. Plötzlichsehe ich wieder klar. Ich habe eine Aufgabe. Ich muss mich konzentrieren. Ich muss verhindern, dass noch mehr unschuldige Menschen getötet werden!
    Mit zitternden Fingern taste ich am Kopf des Senior-Medi, der neben mir am Boden liegt, nach seinem SmartSet, löse es und befestige es am Chip hinter meinem eigenen Ohr.

Weitere Kostenlose Bücher