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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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obwohl sie im Grunde ganz froh darüber war, die hinterlistigen Irrlichter endlich los geworden zu sein, wünschte sie sich die kleinen Biester auf einmal sehnlichst zurück.
    Kaum, dass sie diesen Gedanken ausgedacht hatte, tauchten sie plötzlich vor ihr auf. Doch anstelle der wenigen Exemplare aus dem Titanglas waren auf einmal mindestens zwei Dutzend anwesend.
    Arrow zuckte zusammen. Die Höhle sah genau so scheußlich aus, wie sie es vermutet hatte. Teilweise tropfte schwarzer Schleim von den Wänden und dort, wo er es nicht tat, gab es seltsame Wölbungen im Gestein, die mit Sicherheit als nette Behausung für zwielichtige Geschöpfe dienten. Unendlich weit war die Höhle jedoch nicht, und obwohl Arrow vorher nie einen Gedanken daran verschwendet hatte, bekam sie plötzlich Platzangst. Was, wenn es am Fuße der Treppe ebenso beengend war? Würde sie die letzten Meter eventuell durch einen schmalen Tunnel kriechen müssen?
    Innerlich rief sie sich einmal mehr zur Vernunft. An diesem Ort war es mehr als unklug, die Gedanken ständig abschweifen zu lassen, denn ab einem bestimmten Punkt wurden Ängste real, und das konnte sie sich jetzt einfach nicht erlauben. Umso erstaunter stellte sie irgendwann fest, wie oft ihre Gedanken so unkoordiniert eine andere Richtung einschlugen, und so fragte sie sich, ob es anderen Leuten wohl genauso ging.
    Und dann, ganz plötzlich von einer Treppenstufe zur nächsten, veränderte sich die Umgebung. Zwar befand sie sich noch immer in der Höhle, doch die Stufen waren zu Ende. Statt des tropfenden Schleimes glitzerten die Wände voller funkelndem Mineralgestein. Und anstelle des beengenden Ganges fand sie sich am Rande eines riesigen Saals wieder, der wie ein Colosseum angeordnet war. Mit einem unguten Gefühl im Magen suchte Arrow nach einem Sitzplatz. Da diese Veranstaltung offenbar weitestgehend ausgebucht war, gestaltete sich das weitaus schwieriger als zunächst angenommen. In der Mitte fand sich dann endlich doch etwas. Hätte Arrow die Wahl gehabt, wäre ihr ein Platz in der hinteren Reihe am liebsten gewesen. Dort hätte sie alles besser überblicken und einschätzen können. Doch wie das Schicksal es wollte, sollte sie direkt im Geschehen sitzen und vermutlich sogar entsprechend agieren.
    Gleißende Lichter erhellten die Fläche im Inneren des Colosseums und die Menge tobte.
    Ein verwahrloster, alter Mann mit langem Bart und zerzaustem Haar stand an einen Pranger gekettet in der Arena. Er schaute zu Boden und seine ganze Haltung vermittelte den Eindruck, als wäre er in seinem Willen und Mut gebrochen. Da fanden sich keinerlei Anzeichen, dass er etwas hatte, für das es sich zu kämpfen lohnte. Wie ein Häufchen Elend stand er da und erwartete seine Absolution.
    Der Lärm verstummte abrupt, als ein weiterer, in Schwarz gekleideter Mann aus der Dunkelheit hervor trat, ein Schriftstück entrollte und daraus laut vorlas. „Die Plätze sind nun vollzählig. Darum erkläre ich hier und heute das Verfahren gegen den Angeklagten Melchior Falls als eröffnet.“
    Wieder begann die Menschenmenge zu toben. Sie schrieen, stampften und klopften, was das Zeug hielt. Einzig Arrow wurde kreidebleich und konnte plötzlich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Als ihr auf einmal bewusst wurde, dass sie ihr Ziel erreicht und ihren Vater endlich gefunden hatte, ließ es ihr das Blut in den Adern gefrieren. Völlig unvermittelt sprang sie einfach auf, um zu ihm in die Arena zu laufen, doch sie wurde von einem hauchzarten Schleier zurück gehalten. „Warte ab und beobachte erst, was passiert“, flüsterte der Wind in ihr Ohr. Arrow wollte ihm in die Augen sehen, doch er war ebenso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.
    Sobald die tobende Menschenmenge wieder verstummt war, setzte sie sich, noch immer geschockt, auf ihren Platz zurück.
    „Dem Angeklagten wird vorgeworfen, selbstsüchtig und rücksichtslos gehandelt zu haben. Diverse Versprechen seinerseits sind nicht eingehalten worden und in all seinen Lebenslagen war er stets auf seine eigenen Vorteile bedacht. Den Anschuldigungen der Zurückgelassenen muss sich der Angeklagte deshalb hier und heute stellen und wird gleichzeitig dafür zur Verantwortung gezogen.“
    Ein zustimmendes Klopfen der Zuschauer ertönte. Arrow sah sich um, doch auf den ersten Blick fiel ihr niemand auf, der ihr auch nur im Entferntesten bekannt vorkam. Ängstlich suchte sie den Blick ihres Vaters, doch er schaute nach wie vor als gebrochener Mann

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