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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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ein zarter Sonnenstrahl. Einzig eine winzige Träne, die im letzten Moment von seiner Wange tropfte, blieb zurück. Als Arrow ihre Hand ausstreckte, um sie aufzufangen, kribbelte der winzige Tropfen herzerwärmend auf ihrer Haut. Und obwohl sie Harold danach nie wieder sah, war dennoch das Gefühl zurückgeblieben, ihn stets an ihrer Seite zu haben.

    So schwer es Arrow auch fiel, von Harold Abschied zu nehmen, so schön war es zugleich. Ihr kamen keine schöneren Umstände in den Sinn, einen derart wunderbaren Freund so gerne gehen zu lassen.
    Bei William verhielt es sich anders. Denn obwohl sie inzwischen wusste, dass es einen Unterschied zwischen wahrer, inniger Liebe und dem, was sie für ihn empfand, gab, schmerzte es dennoch. Sie hatte ihn ins Herz geschlossen, ganz gleich, ob er ein Raubtier und sie für ihn nichts Anderes als seine Beute war.
    Er sah schlimm aus, wie er da so am Boden lag. Verglichen mit seinem momentanen Anblick, war der Harold, wie Arrow ihn einst kennen gelernt hatte, eine wahre Schönheit gewesen. Nie und nimmer hätte sie damit gerechnet, dass er so viel seiner Energie in sie investiert hatte. Das alles und noch dazu die Inspiration, die er in Arrow geweckt hatte, war mit ihrem Kuss an Harold übergegangen. Damit hatte sie William von einer Muse zu einer kraftlosen, sterbenden Kreatur werden lassen. Doch obwohl er seiner Lebensenergien derart stark beraubt worden war, dass er kaum noch über Muskeln verfügte, am ganzen Körper mit Narben und Falten übersät und sein vormals glänzendes schwarzes Haar jetzt grau und stumpf geworden war, sah sie noch immer das Gleiche in ihm, wie es von Anfang an der Fall war – eine verlockende, reine Flamme in der Dunkelheit, die es vermochte, ihren Betrachter in den Bann zu ziehen.
    Hätte sie in diesem Moment nicht unter dem Einfluss des Kusses ihrer neuen Muse gestanden, so hätte Williams Anblick ihr das Herz gebrochen.
    Er konnte kaum seinen Kopf zu Arrow drehen, als sie neben ihm niederkniete. Schweigend nahm sie seine Hand, die so erschreckend leicht wie die einer Puppe war, und küsste sie. Verständnisvoll lächelte William sie an und flüsterte gequält: „Einen Moment lang hat die schöne Nacht ihren Pfad auf den Spuren des Abends verlassen und sich dem Morgen zugewandt. Hätte es in meiner Macht gelegen, so wäre ich dir auf ewig gefolgt.“
    Wie einem Traum entsprungen tauchte vor ihren Augen eine junge Frau auf, die in der Dunkelheit über eine Wiese lief. Der junge, gesunde William folgte ihr in großem Abstand, doch anders als die Frau wandelte er im Tageslicht. Für einen Moment hielt sie inne und schaute zurück. Und bevor das Schauspiel verschwand, erkannte Arrow, dass sie selbst die Frau in der Dunkelheit war.
    Plötzlich musste sie doch weinen, obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, es nicht zu tun. Was sie da gerade mit angesehen hatte, war nicht ihren eigenen Gedanken entsprungen, sondern den von William. In ihrer Brust schmerzte es so sehr, dass sie glaubte, diesen Qualen erliegen zu müssen, während sie die Finger ihrer Hand zärtlich küsste und danach mit ihnen ihre Tränen auffing. Dann legte sie die Kuppen sanft auf Williams Mund und erwiderte beinahe lautlos: „Sie gehören dir, auf immer und ewig.“ Die Silhouette aus Arrows Traum erschien, in dem William und sie sich geküsst hatten. Als er das sah, lächelte er. Dann schloss er seine Augen und verschwand wie ein flüchtiger Sonnenstrahl.

Von der Muse geküsst

    Jetzt war sie auf sich allein gestellt. Flüchtig dachte sie noch an den Fenriswolf, den sie seit ihrer Begegnung mit den Frostriesen nicht mehr gesehen hatte. Doch so groß ihre Sorge auch war, jetzt musste sie diese Gedanken um jeden Preis verdrängen. Konzentriert brachte sie sich in eine aufrechte Sitzposition und schloss die Augen. Den Kopf frei zu bekommen, war jetzt das Wichtigste. Sie brauchte unbedingt einen einzigen, ganz bestimmten Gedanken, der sie jetzt schnellstmöglich an ihr Ziel bringen würde.
    Die Sekunden verronnen und Arrow konnte das schwache Rieseln der Sanduhr hören, die unmittelbar vor ihr aus ihren Gedanken aufgetaucht war. So viele Dinge gingen ihr plötzlich durch den Kopf. Sie dachte an Frau Perchta und die Wilde Jagd, hörte die Schreie der wehrlosen Unseligen, die von den Dämonen verschleppt wurden. Junas Lachen erklang in weiter Ferne und brachte Arrow zum Schmunzeln. Dann erklang jenes unheilvolle Donnern, welches sie schon in jener Nacht vernommen hatte, in der ihr

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