Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
nur Kochbücher. Zweifellos eignete sich diese Art der Literatur perfekt für einen gemütlichen Haushalt, doch in einer Bibliothek schienen diese Bücher ein wenig beachtetes Dasein zu fristen. Und da Kochen weder zu Arrows Stärken noch zu ihren Schwächen gehörte, sondern vielmehr überhaupt keinen Platz in ihrem Leben einnahm, konnte auch sie sich nicht im Geringsten für diese Art Literatur erwärmen. Natürlich lief ihr bei der Beschreibung für die Zubereitung von Pilzsuppen, Bratkartoffeln oder Pizza – was immer das auch sein mochte – das Wasser im Mund zusammen, doch das half ihr in der gegenwärtigen Situation herzlich wenig. Da war es besser, das Buch ohne weitere Beachtung zur Seite zu legen.
Als Arrow endlich ihr Bett aufgesucht hatte, da sie in der Badewanne beinahe eingeschlafen war, entdeckte sie ein liebevoll zubereitetes Mahl auf dem Nachttisch. Mit knurrendem Magen nahm sie einige Bissen des köstlich schmeckenden Rühreis und des warmen Brötchens zu sich und legte sich dann hin. Zwar hatte sie noch immer großen Hunger, doch war sie zwischenzeitlich viel zu müde geworden, so dass sie Gefahr lief, beim Kauen wegzudösen.
Das Bett war herrlich weich und die dicke Federdecke so kuschelig, als wäre sie das erste Mal in Benutzung. Die Wäsche duftete frisch nach Lavendel und die Regenbogenkristalle hatten eine entspannende Wirkung auf Arrow.
In dem Stockwerk standen noch weitere Betten, die bis auf eines offenbar alle belegt waren. Sogar in diesem Moment lagen die Leute in ihren Schlafgelegenheiten, um zu lesen. Einige saßen auch auf den gemütlich wirkenden Sofas oder lasen ihre Bücher in einem dick gepolsterten Ohrensessel.
Ein Windspiel hing über Arrows Bett, und als sie ihre Augen schloss, um den Klängen desselbigen zu lauschen, war sie wenige Sekunden später eingeschlafen.
Rastlos
Mitten in der Nacht erwachte Arrow. Sie hatte fürchterliche Kopfschmerzen und das vormals bequeme Bett empfand sie plötzlich als Qual für ihren schmerzenden Rücken. Sobald sie die dröhnenden Geräusche der Umgebung als Schnarchen zweier Bettnachbarn eingeordnet hatte, erklärte das endlich auch ihren bizarren Traum. Mit aller Gewalt hatte sie an den Zeigern einer unglaublich großen Uhr gezogen. Jedes Ticken hatte sich wie das Grollen einer Fuchsschwanz-Säge angehört. Und als Arrow im Traum ihre blutverschmierten Hände betrachtet hatte, war ihr auch aufgefallen, dass die Zeiger der Uhr tatsächlich Sägeblätter waren.
Die Zeit lief ihr davon. Den ganzen Tag hatte sie mit Ruhen und Schlafen verbracht. Dabei war sie nur aus einem Grund in die Weltenbibliothek gekommen – sie musste einen Weg in die Unterwelt finden, damit sie Keylam nach Hause holen konnte.
Auf einem Stuhl neben ihrem Bett hatte Arrow ihre Kleider gefunden. Sie waren gereinigt und offene Nähte repariert worden. Geschwind streifte sie sich die Sachen über und ließ das geliehene Nachthemd im zerwühlten Bett zurück.
Auf Zehenspitzen schlich sie durch die Stockwerke. Eine Treppe höher fand sie ein halbes Dutzend belegter Betten, unter deren Bettdecken der schwache Schein einer Glühwürmchenlaterne zu erkennen war. Arrow höre abwechselnd die Geräusche umgeblätterter Seiten und schreckhaften Wimmerns. Besorgt ging sie auf eines der Betten zu und hob vorsichtig die Decke. Darunter lugte ein zitternder, schmaler Mann mit einer Nachtmütze und verängstigten Augen hervor. Als er Arrow erblickte, schrie er auf, entriss ihr die Decke und verkroch sich umgehend wieder darunter. Vor lauter Schreck taten es ihm seine Bettnachbarn gleich. Augenblicklich erloschen die Laternen und das schwache Mondlicht, das durch die Fenster drang, gab überall zitternde Bettdecken preis.
Verwundert schnappte Arrow eines der Bücher aus dem Regal. Frankenstein von Mary Shelley hatte auf dem Deckel gestanden. Der Titel sagte ihr überhaupt nichts. Stirnrunzelnd schaute sie sich um, und als sie endlich ein Schild mit der Aufschrift „Grusel- und Schauerromane“ entdeckte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die Bibliothek war in verschiedene Genres unterteilt. Das erklärte auch, warum sich in einem einzigen Stockwerk nur Kochbücher in den Regalen befunden hatten, und die wenigen von dieser Thematik abweichenden Bücher lediglich in den Händen der dort anwesenden Leser zu sehen gewesen waren.
So machte Arrow sich erneut auf die Suche nach Kore. Und es sollte die ganze Nacht dauern, bis sie den ersten Anhaltspunkt fand.
Shoes bekam
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