Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Naschereien und frischem Tee. Mit einem freundlichen Lächeln verbeugte sich die Dryade und verschwand anschließend wieder in der Wand.
Noch immer nicht begreifend, was da gerade geschehen war, stopfte Arrow sich einen Keks in den Mund und widmete sich dann dem Buch.
Abwesend griff sie immer wieder auf das Tablett und musste irgendwann überrascht feststellen, dass sie alles aufgegessen hatte. Verwundert kroch sie tiefer unter die Decke und las noch ein paar Seiten. Dann war sie eingeschlafen.
Als Arrow am Morgen erwachte, hörte sie endlich wieder die zarten Klänge, die die Sonnenstrahlen machten, während sie sich in den Kristallen brachen. Ihr Kopf war weitestgehend leer gefegt, und es gab keinen Druck, irgendwelche Hektik veranstalten zu müssen.
Die ersten Gedanken, die ihr in den Sinn kamen, galten dem Buch, das sie am Vorabend gelesen hatte.
Die besserwisserische Emma hatte sie erstaunlicherweise sehr an ihr eigenes Teenagerselbst erinnert. Zu oft hatte Arrow sich ihren Freunden gegenüber nur oberflächlich präsentieren müssen. Damals hatte es dem Zweck gedient, das Geheimnis ihrer Familie zu wahren. Dabei hatte sie dann selbst ganz wesentliche Dinge ausgeblendet und so über Jahre hinweg nicht einmal mitbekommen, dass eine ihrer besten Freundinnen in Arrows Bruder verliebt gewesen war. Daraufhin hatte sie den Fehler begangen, diese Tatsache zu belächeln und Linda als verrückt abzustempeln. Und Emma hatte es im Grunde nicht anders gemacht. Sie hatte um sich herum ihre eigene Welt geschaffen und dabei keine Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Freunde genommen.
„Und?“, fragte Shoes erwartungsvoll beim Frühstückstisch.
„Großartig!“, antwortete Arrow lächelnd. „Diese Jane Austen wird bestimmt mal eine große Autorin.“
Der Gnom nickte. „Das war sie! Und ich gehe jede Wette ein, dass sie sehr lange nicht aus den Köpfen der Menschen verschwinden wird.“
„Oh“, bemerkte Arrow enttäuscht. „Dann brauche ich wohl nicht darauf hoffen, sie eines Tages persönlich kennen lernen zu dürfen.“
„Leider nein“, antwortete Shoes seufzend. „Diese Frau hatte eine großartige Muse an ihrer Seite. Sogar hierzulande ist sie in aller Munde. Bestünde die Chance, sie einmal persönlich treffen zu können, so müsstest du dich in der Schlange sehr weit hinten einreihen. Und ihr Leben verlief ebenso tragisch, wie ihre Werke grandios waren. Viel zu jung ist sie gestorben. Aber so ist das eben, wenn man sich mit einer Muse einlässt.“
Arrow runzelte die Stirn. Sie wusste, was eine Muse war, doch hatte sie nie ernsthaft geglaubt, dass ein solches Wesen tatsächlich existieren würde. Vielmehr hatte sie den Eindruck, dass die Menschen ihrer Kreativität irgendwann diesen Namen gegeben hatten. Allerdings schien es sich um sehr viel mehr als nur ein fiktives Wesen zu handeln, wenn man Shoes Worten Glauben schenken mochte.
„Trotzdem ist das dein Glückstag!“, sagte der Gnom freudig. „Die gute Jane Austen war zu ihren Lebzeiten nämlich außerordentlich fleißig gewesen. Wenn dir ihre Lektüre also gefallen hat, dann habe ich noch sehr viel mehr Beschäftigung für dich.“
Mit Jane Austen verging die Zeit wie im Flug. Jede freie Minute verbrachte Arrow lesend. Vor allem konnte sich ihr gegenwärtiges Selbst sehr gut mit Elizabeth Bennett identifizieren. Denn Arrow teilte ihre Leidenschaft zu unnahbaren, geheimnisvollen Männern, die im Nachhinein sehr viel interessanter waren, als es anfangs den Anschein gehabt hatte.
Shoes hatte für Arrow immer den Platz im Obstgarten des Hauses reserviert. Diese Leseecke unterschied sich insoweit von den anderen, als dass alle ihre Seiten sowie die Decke aus Fenstern bestanden. Dieser Wintergarten zweigte vom Stamm des Baumes auf einen Ast ab und war über wenige Stufen zu erreichen. Von dort aus hatte man einen wundervollen Ausblick. Das Besondere aber war ein kleiner Baum in einem Kübel, dessen Zweige und Blätter alle unterschiedlich aussahen. Je nachdem hingen entweder Äpfel, Birnen, Pfirsiche und sogar Erd- und Blaubeeren an den Zweigen. Beeren an einem Baum hatte Arrow noch nie gesehen. Allerdings hätten sie solche Dinge in dieser Welt auch nicht mehr wundern dürfen.
Jedes Mal, wenn sie eine Frucht pflückte und diese verspeist hatte, wuchs umgehend eine Neue nach. Es nahm kein Ende und hätte problemlos den ganzen Wald satt machen können. Shoes ermahnte Arrow allerdings, das Bäumchen immer ausreichend zu gießen und darauf zu
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