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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Handbewegung, als müsste sie an der Rinde klopfen, und so tat Arrow, was ihr der niedliche Baumgeist auftrug. Wie aus dem nichts kam eine hölzerne Hand aus der Rinde hervor geschossen, packte Arrow und zerrte sie in den Stamm hinein. Ihr war nicht einmal die Zeit geblieben, sich bei dem Mädchen zu bedanken.
    Unsanft fiel sie auf den Boden und fand sich inmitten einer gemütlichen Behausung wieder. Bei ihrer Abreise hatte sie sich keine Gedanken darüber gemacht, wie die offenbar größte Bibliothek des Landes wohl aussehen möge, doch auf den ersten Blick empfand sie sie als äußerst angenehm.
    Als Arrow sich vom Boden erhoben und ihre Kleider vom Staub gereinigt hatte, erblickte sie vor sich ein hölzernes Geländer. Davor lag auf einem hohen Ständer ein aufgeklapptes Buch mit einem Stift darin. Ohne dem Wälzer weitere Beachtung zu schenken, stieg sie über das Geländer und augenblicklich ertönte ein warnendes Knurren, welches nahtlos in lautes Bellen überging. Überrascht erkannte Arrow, dass die Geräusche von dem Buch ausgingen, und sprang schnell wieder zurück. Hinter einem Durchgang auf der anderen Seite des Geländers lugten einige Köpfe hervor, die verärgert um Ruhe baten. Und bevor Arrow sich versah, kam ein kleiner Gnom herbeigeeilt, der in strengem Ton „Morbi, aus!“ rief.
    Das Buch winselte und verstummte anschließend.
    Freundlich musterte der Gnom sie. „Du bist wohl das erste Mal hier?“, fragte er.
    Arrow nickte zurückhaltend.
    „Dann ist es ja nicht verwunderlich, dass der gute Morbius so ein Theater macht. Du musst deinen Namen und den Tag deiner Ankunft bei ihm eintragen. Dann lässt er dich durch.“
    Etwas verwirrt tat Arrow, worum sie gebeten wurde. Nachdem sie alles aufgeschrieben hatte, fiel ihr auf, dass die letzte Eintragung bereits sechs Monate her war. „Ihr bekommt wohl nicht sehr oft Besuch?“, fragte sie verwundert.
    Der Gnom winkte ab. „Meistens trifft sich hier die Stammbesetzung. Lesen ist wohl nicht mehr so in Mode, wie es früher einmal war. Vielleicht liegt es auch an der langen Reise. Viele Leute haben sich während des langen Winters eigene Bibliotheken eingerichtet. Bei solch einer langen Kälteperiode wäre ich auch nicht freiwillig durch das Land gereist.“
    Prüfend klemmte sich der Gnom eine kleine runde Glasscheibe vor sein rechtes Auge und schaute den vorletzten Eintrag an. Unverhofft entspannte er seine Gesichtsmuskeln wieder, und die Glasscheibe fiel an, einer kleinen Kette hängend, auf seinen runden Bauch. „Das letzte Mal hat sich auch nur Tarim eingetragen, weil er draußen kurz austreten wollte. Also kann man ihn nicht wirklich als neuen Gast bezeichnen.“
    Das Geländer teilte sich in zwei Flügel, die zur Seite glitten und Arrow den Eingang freigaben. Freudig streckte der Gnom ihr seine Hand entgegen und sagte: „Herzlich willkommen in der Weltenbibliothek. Bei uns findest du alles, wonach du suchst, und manchmal auch Dinge, die dir nie in den Sinn gekommen wären, weil sie einfach keine Sau interessieren.“
    Froh gestimmt gab Arrow dem Gnom ihre Hand und erwiderte: „Vielen Dank für die freundliche Begrüßung. Mein Name ist Arrow.“
    „Und ich bin Shoes“, entgegnete der Gnom freundlich und versank dann in einer Verbeugung. „Komm mit. Ich mache mit dir eine Führung.“
    Arrows Augen leuchteten schon, als sie den ersten Raum betrat. Der Duft verschiedener Teesorten lag in der Luft. An mehreren Tischen und Sofas hatten es sich vereinzelte Leute mit puscheligen Hausschuhen und flauschigen Morgenmänteln gemütlich gemacht. Und sie alle waren so sehr in ihre Bücher vertieft, dass sie die Welt um sich herum völlig vergessen hatten. Überall standen und stapelten sich die Bücher bis unter die Decke. Abgesehen vom Kamin bestand die gesamte Inneneinrichtung aus Holz und sie fügte sich so perfekt ein, als wäre der Baum genauso gewachsen. Nichts war hier symmetrisch und trotzdem war alles vollkommen stimmig. Das alles ließ die Bibliothek absolut urig wirken.
    „Wir haben nichts umgebaut“, beantwortete Shoes Arrows Blicke. „Dieser Baum ist genauso gewachsen und wir haben uns seinen Formen angepasst.“
    „Und die vielen Regale haben auch schon immer so ausgesehen?“, fragte Arrow begeistert.
    Shoes nickte. „Dies ist der Dryadenwald. Fügt man hier einem Baum einen Schaden zu, wäre es nichts Anderes, als irgendwo irgendeinem Typen in einem x-beliebigen Dorf mal eben so einen Arm abzuhacken. Das würden die Nachbarn dort

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