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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Werkstatt mit allem möglichen und auch unmöglichem Trödel, in der das Chaos die Oberhand behielt.
    „Hier wohnst du?“, fragte Arrow verwundert.
    „Klar!“, antwortete Shoes resolut. „Ein Gnom lebt für seine Arbeit. Es gibt nichts Schöneres. Nimm doch bitte Platz. Ich bin gleich wieder da.“
    Arrow schaute sich um. Es gab kein Möbelstück, auf dem sie hätte Platz nehmen können. Unter einem Berg von Büchern erblickte sie ein kleines Bett, welches der Staubschicht nach zu urteilen schon lange nicht mehr benutzt worden war. Auf einem kleinen Tischchen stand eine Sanduhr, in welcher der Sand von unten nach oben rieselte. Daneben lag ein Buch, das Arrow umdrehen musste, da sie die Zeilen sonst hätte auf dem Kopf lesen müssen.
    Überall standen haufenweise leere Tintenfässer herum und schöne Schreibfedern wurden teilweise wie kostbare Schätze in einer Vitrine aufbewahrt. Das wirklich Erstaunliche daran war, dass dieser Glasschrank rundum staubfrei war. Jede einzelne der vielen Federn war in ein kleines Gefäß gesteckt, auf dem ganz ordentlich Herkunft, Alter und Name der Vogelart, von der die Feder stammte, notiert war. Nur ein einziges Gläschen mit der Aufschrift Phönix war noch leer.
    Nachdem ein dumpfes Poltern, gefolgt von unschicklichen Flüchen ertönte, erschien Shoes mit einer Lederrolle in der Hand.
    „Was genau tust du in diesen Räumen?“, wollte Arrow wissen.
    Der Gnom zuckte mit den Schultern. „Ich repariere Bücher, vervielfältige sie und schlage sie in Leder ein. Dafür benutze ich nur das beste Werkzeug. Genau wie das Papier nur von toten Bäumen stammt, benutze ich nur Leder von natürlich verstorbenen Tieren, und die Federn habe ich von den Vögeln, die sie einst getragen haben, geschenkt bekommen. Kein einziges Wesen wird des Materials wegen getötet. Zwar hatten nicht alle von ihnen unbedingt ein schönes Ende, doch es ist oberste Priorität, dass die Weltenbibliothek keine Materialien mit Ausbeutungshintergrund verarbeitet. Das ist einer der Gründe, die sie so besonders macht.“ Shoes stockte und schaute sich fragend um. „Irgendetwas stimmt hier nicht“, bemerkte er und strich sich skeptisch über sein Kinn. „Hast du meine Ordnung durcheinander gebracht?“
    Arrow entglittenen die Gesichtszüge. Welche Ordnung meinte er? Konnte es wirklich sein, dass hinter dieser Rumpelkammer ein System steckte? „Ich habe nichts gemacht“, sagte sie nervös.
    „Du hast nichts angefasst?“, hakte Shoes nach.
    „Hm ... Also ich habe das Buch dort drüben umgedreht. Es sah so seltsam aus. Die ersten Seiten waren vollkommen leer, während das Ende aber schon geschrieben war.“
    „Oh“, lachte Shoes und brachte das besagte Buch wieder in seine ursprüngliche Position. „Das ist meine Art zu schreiben. Ich muss das von hinten nach vorne verfassen. Anders kann ich es nicht.“
    Arrow runzelte die Stirn. „Dann hast du also immer schon die komplette Geschichte im Kopf, wenn du mit dem Schreiben anfängst?“
    „Eigentlich nicht“, antwortete der Gnom. „Welcher Schriftsteller hat das schon? Man muss seinen Figuren ja die Gelegenheit geben, sich entwickeln zu können – sonst macht die ganze Sache ja gar keinen Spaß. Aber die meisten Bücher schreibe ich ohnehin nur ab. So etwas geht immer einfacher, als ein komplett eigenes Werk zu Papier zu bringen.“
    „Dann erkenne ich das System dahinter nicht“, entgegnete Arrow verwirrt.
    „Und gerade das macht so viel Spaß daran!“, lachte Shoes und fügte weniger erfreut hinzu: „Andererseits gibt es aber auch Dinge, die mir meine Haare zu Berge stehen lassen.“ Er deutete auf einen riesigen Haufen von Druckplatten, die sogar schon mit Absperrband eingezäunt worden waren. „Der Typ, der das geschrieben hat, hieß Schmotz. Der Krempel ist so unfassbar schlecht, dass ich es noch nicht einmal dem Papier eines Baumes ohne Dryaden zumuten möchte. Die Setzplatten liegen schon seit Jahrzehnten dort rum ...“
    „Ich kann der Bibliothek bereits gedruckte Werke dieses Dichters spenden!“, sagte Arrow hoffnungsvoll. „Sie sind sogar feuerfest.“
    Skeptisch strich Shoes sich über das Kinn. „Hm, wird der Mist überhaupt von irgendwem gelesen?“
    „Na hör mal“, erwiderte Arrow schnell, „ich kenne ihn, du kennst ihn ...“
    Nachdenklich heftete er seinen Blick auf die vielen Druckplatten. „Warum eigentlich nicht“, sagte er schließlich.
    Arrow fiel ein Stein vom Herzen. Endlich war sie diesen Plunder los und hatte

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