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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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ihren Rücken, tätschelte den Rappen liebevoll und sprang ins Wasser. Sobald sie darin eingetaucht war und sich ihre Augen an die nasse Umgebung gewöhnt hatten, bekam sie jedoch einen derart großen Schrecken, dass ihr Herz für einen Moment aussetzte, nur um dann mit Windeseile weiter zu rasen. Zwei große blaue Augen musterten sie neugierig. Starr vor Angst verharrte Arrow vor dem großen bunten Fisch und wartete eine Reaktion ab, doch außer einem gelegentlichen Blinzeln rührte er sich nicht.
    Argwöhnisch wurde sie von dem großen Meeresbewohner gemustert. Anders als andere Fische schwamm dieser nicht auf dem Bauch, sondern aufrecht. Seine Schuppen schillerten prächtig in vielen Blautönen. Seine Flossen schimmerten in sattem Violett und sein Bauch wurde von einem großen Fleck geschmückt, der sich je nach Lichteinfall mit den Farben Gelb und Grün abwechselte. Er hatte den Kopf eines Pferdes, jedoch liefen seine Lippen zu einem spitzen Kussmund zusammen. Genau wie der Unterkörper endeten auch die Vorderbeine mit transparent schimmernden Flossen, und seine Mähne tanzte in die Höhe wie Anemonen, die sich in der Strömung wogen. Dies ließ das Wesen derart lustig aussehen, dass Arrow plötzlich kichern musste. Und damit war dann auch das Eis gebrochen, denn der Fisch tanzte wie ein freudiges Hündchen um sie herum.
    „Du bist ja ein nettes Kerlchen“, sagte Arrow und streichelte ihm den Hals. Das Wesen genoss die Streicheleinheiten in vollen Zügen, was es dann überraschenderweise gar nicht mehr wie einen Fisch anmuten ließ. Denn während Fische wegen ihrer mangelnden Mimik doch immer sehr leblos auf Arrow gewirkt hatten, verstand sie die Körpersprache dieses entzückenden Tierchens sehr genau. Und als sie das Pferdchen hinter den Ohren kraulte, entdeckte sie ein Mal, welches ihr wieder in Erinnerung rief, weshalb sie gekommen war. „Das ist das Zeichen der Göttin Perseis. Kennst du sie? Kannst du mich vielleicht zu ihr bringen?“
    Ohne einen Augenblick verstreichen zu lassen, schwamm das Wesen los. Geschwind schlang Arrow ihre Arme um seinen kräftigen Hals und ließ sich mitziehen.
    Das Meer war wirklich wunderschön. Durch die zahlreichen leuchtenden Kristalle konnte man unendlich weit schauen. Sonderbare Wesen tummelten sich im Wasser. Die meisten flüchteten bei Arrows Anblick zwischen Pflanzen und hinter Felsen, bevor sie sie näher betrachten konnte. Andere wiederum – zum Beispiel Nixen, wie Arrow sie schon in Nebulae Hall gesehen hatte – ließ die Anwesenheit eines Wesens von der Oberfläche völlig kalt.
    Es gab runde Fische, die sich wie eine rollende Kugel fortbewegten und deren Mund sich auf der den Augen gegenüberliegenden Seite ihres Körpers befand. Das machte die Jagd bestimmt auch nicht einfacher. Ein Riesenkrake saß auf einem Haufen von glitzernden Kristallen. Unweit davon wuchsen Pilze so groß wie Bäume in kleinen Wäldchen, zwischen deren Stängeln sich eine riesige Schlange versteckt hatte. Den Verformungen ihres Körpers nach zu urteilen hatte sie bereits gegessen und stellte für den Augenblick keine Gefahr für Arrow dar. Zahnlose Haie streiften umher und erlegten andere Meerestiere allein durch ihren Furcht einflößenden Blick, um sie dann mit einem einzigen Bissen zu verschlingen. Fische ohne Flossen liefen am Boden auf sechs Füßen mit unglaublicher Geschwindigkeit entlang und transparente Quallen versuchten Angreifer abzulenken, indem sie chamäleonartig das Abbild ihres Gegenübers spiegelten, damit der Feind dem Irrtum verfallen sollte, einen Artgenossen vor sich zu haben. Und immer mal wieder zogen kleine Wolken an Arrow vorbei, die Sauerstoff ins Meer regneten. Winzige Goldfischchen schluckten ihn und pupsten ihn ihren Angreifern ins Gesicht, die daraufhin für wenige Sekunden in einen Narkoseschlaf fielen.
    Irgendwann kamen sie an einer riesigen Felshöhle, in die sie über ein tunnelartiges Gewölbe eintauchten. Je weiter ihr Weg sie führte, desto mehr ähnelten die Kammern und Tunnel den Räumen und Gängen eines alten Schlosses, und als sie schließlich in eine riesige Kammer schwammen, auf deren gegenüberliegender Seite es nur eine bis an die Wasseroberfläche mündende, breite Treppe und keine weiteren Ausgänge gab, wusste Arrow, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Die Aufregung schoss ihr durch den ganzen Körper, als sie am Kopfe der Treppe auftauchte. Trotzdem befand sie sich nicht an der Erdoberfläche, sondern lediglich in einer Wasserhöhle.

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