Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
nötig.«
»Das lassen sie mal meine Sorge sein«, kam es ungehalten zurück. »Sie sind noch nicht so stabil, dass wir darüber diskutieren müssten. Der Doktor soll entscheiden, ob und wann sie aufstehen dürfen.«
Das klang schon wesentlich versöhnlicher.
»So, und jetzt heben sie mal schön ihren Podex an.«
Sie hatte die Bettdecke zurückgeschlagen und schickte sich an, Senta auf dem Nachttopf zu platzieren.
»Ach, sie haben ja ein Höschen an. Das muss natürlich erst runter.«
Senta schluckte schwer. Auch das noch. Das letzte Mal, dass sie nicht in der Lage gewesen war, sich selbst die Unterhosen runterzuziehen, lag sicher mehr als vierzig Jahre zurück. Meine Güte, das konnte ja heiter werden. Bei dem Gedanken, wie besagtes »Höschen« aussehen mochte, wurde ihr heiß. Schließlich war es eine ganze Weile her, dass sie es gewechselt hatte. Scheißegal. Die Schwester hatte bestimmt schon Schlimmeres gesehen, als eine Buchse mit Bremsspuren.
Schwester Jana bemerkte erst gar nicht, dass sie sich genierte, oder sie wollte es nicht bemerken. Resolut griff sie sich den Slip und zog daran. Senta überkam plötzliche unangemessene Heiterkeit. Sie musste an sich halten, um nicht loszukichern.
» Das Krankenhauspersonal muss schon ganz schön hart gesotten sein «, mutmaßte sie. » Das wäre nichts für meine empfindliche Nase .« Jedem am Hintern zu riechen das war irgendwie Hardcore.
»Sie müssen sich entspannen, Frau Weißenfels, sonst wird das nichts«, proletete die Schwester und tätschelte dabei Sentas rechte Pobacke.
»Huch!« Senta schrak aus ihren Gedanken und musterte die schwarze Lockenpracht von Schwester Jana, die mit ihrem Kopf fast in ihren Hintern zu kriechen schien. Da erklang auch schon wieder die Stimme aus dem Off.
»Wenn sie so hin und her wackeln, wird das nie was.«
»Ist ja gut. Ich bin halt nicht daran gewöhnt, mein Geschäft im Bett zu verrichten. Tschuldigung. Ich werde mich jetzt zusammennehmen!«
Gerade, als Senta die ersten Tropfen herausgepresst hatte und erleichtert aufatmete, hörte man, wie die Tür geöffnet wurde.
»Oh Verzeihung, das habe ich nicht ...! ... wusste ja nicht ...!«
Senta drohte, erneut in Ohnmacht zu fallen, als sie gewahr wurde, wer da den Kopf zur Tür hereingesteckt hatte. Es war niemand anderes als Gabriel Scharf, dessen Rübe da im Türspalt hing. Aber das war doch schlichtweg unmöglich. Wie konnte der wissen, dass sie hier lag?
»Raus!«, plärrte Schwester Jana und wedelte mit der Hand, als wolle sie ein paar Mücken verscheuchen.
Senta lag da, mit entblößtem Unterleib und wollte nur noch eins: Im Boden versinken.
Ihr Kopf glühte wie eine 100-Watt-Birne und ihr Puls erreichte in sekundenschnelle ungeahnte Höhen. Leise schloss sich die Tür und Senta unterdrückte den übermächtigen Hang, laut loszubrüllen.
»Was war das denn für ein Hohlkörper?« Schwester Jana betrachtete konsterniert die Tür, die gerade zugefallen war. »Wie ist der nur hier hereingekommen. Wir haben doch noch gar keine Besuchszeit!?«
Vor Schreck entleerte sich Sentas Blase just in diesem Moment und der armen Schwester, die etwas unachtsam geworden war, anhand der Ereignisse, ran der Urin über die Finger. Sie ließ pikiert den Nachttopf fallen.
»So, jetzt haben wir den Salat«, schnaubte sie ungehalten, »jetzt muss ich auch noch das Bett abziehen.«
Senta wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Zu allem Unglück begann ihr Kopf wie verrückt zu hämmern und ihr wurde es sterbenselend.
»Mir wird schlecht, Schwester«, konnte sie gerade noch herausbringen. Ohne Übergang fing sie an, zu würgen.
»Ach Kindchen, auch das noch.«
Schwester Jana hielt eine Schale in den Händen und bedeutete ihr, davon Gebrauch zu machen. Allerdings förderte Senta nichts zutage, außer einer übel riechenden gelben Flüssigkeit. Woher sollte es auch kommen, fragte sie sich in ihrem Elend. Schließlich hatte sie seit Ewigkeiten keinen einzigen Bissen mehr in den Magen gekriegt.
»Sie Arme.« Liebevoll strich ihr die Schwester das Haar, das unter dem Verband herauslugte, aus dem Gesicht. Dass die Patientin dabei zurückzuckte, entging ihrer Aufmerksamkeit.
»Ich werde sie jetzt ganz hurtig frisch machen und dann wird erstmal gefrühstückt. Sie werden sehen, danach sieht die Welt wieder wesentlich freundlicher aus!«
Trotz ihres Elends schüttelte sich Senta bei der Vorstellung, dass ihr Schwester Jana höchstwahrscheinlich Pisse ins Haar geschmiert hatte.
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