Fruehlingsherzen
sie wäre imstande gewesen, eine Dummheit zu begehen. Obwohl es ihr Selbstwertgefühl nicht gerade erhöhte, war sie inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass sich sogar eine flüchtige Affäre mit Pete lohnen musste. Und wenn auch nur für eine Nacht. Oder zwei … Auf jeden Fall war es eine ungemein erregende Vorstellung.
Um sich davon abzulenken, nutzte Kyla schließlich Petes Abwesenheit, um ihre Unterwäsche trocken zu föhnen. Die intimen Kleidungsstücke noch länger im Badezimmer hängen zu lassen, würde die erotische Spannung, die zwischen ihnen bestand, nur noch erhöhen. Und das musste um jeden Preis verhindert werden.
Die Katze schlief zufrieden auf dem Fensterbrett. Kein Wunder bei all dem Lachs und Schwertfisch, den Sex hier bekommt, dachte Kyla. Vermutlich wird sie die gleiche Behandlung erwarten, wenn alles vorbei ist.
Wenn alles vorbei ist … Ihre Zeit mit Pete endete in zwei Tagen, sobald Trevor in die Stadt zurückkehrte. Und obwohl Kyla nicht wusste, wie sie die beiden folgenden Tage überstehensollte, wünschte sie sich gleichzeitig, dass diese Zeit nie vergehen möge.
Sie merkte erst, dass das Telefon klingelte, als sie den Fön abstellte. In der Annahme, es seien Peggy oder Pete, nahm Kyla den Anruf an. „Hallo?“, meldete sie sich atemlos.
Kurzes Zögern. Dann sagte eine ihr unbekannte Frauenstimme: „Könnte ich Pete Beckett sprechen?“
Kyla erstarrte. Wenn diese Frau nicht Petes Sekretärin war, konnte es sich nur um Lillian, seine Verlobte, handeln.
Der Portier hatte Pete den Weg zu einer nahegelegen kleinen deutschen Bäckerei gewiesen, und Pete war froh über den kurzen Spaziergang. Er würde ihm Zeit verschaffen, nachzudenken, und die kühle Brise, die vom See herüberwehte, war genau das, was er jetzt brauchte. Wie sollte er sich Kyla gegenüber nur verhalten? Sie hatte ihn richtig eingeschätzt. Ein Mann wie er betrog seine Verlobte nicht. Aber ein Mann wie er geriet auch selten in so außergewöhnliche Situationen wie die, in der er sich befand.
Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, trieb seine Schwester ihn praktisch in ihre, Kylas, Arme. Peggy war ein Mensch, dem jegliche Art von Unehrlichkeit zuwider war. Also würde sie von ihm erwarten, dass er Lillian reinen Wein einschenkte – später, wenn er sich endgültig für Kyla entschieden hatte.
Pete zog eine andere Reihenfolge vor. Zuerst würde er Lillian schonend beibringen, dass er die Verlobung lösen wollte. Halt, durchzuckte es ihn. Spiele ich tatsächlich schon allen Ernstes mit dem Gedanken? Erst wenn er mit Lillian Schluss gemacht hatte, würde er mit Kyla schlafen. Das Problem war nur, dass Kyla ihn fast wahnsinnig machte vor Verlangen und Sehnsucht.
Die Vielzahl der Sehnsüchte, die sie in ihm weckte, erstaunte ihn. Wie zum Beispiel, als sie den Vorschlag machte, zu behaupten, dass er den Kuchen auf Verlangen seiner schwangeren Frau kaufte. Denn da hatte er plötzlich gewünscht, es möge tatsächlichso sein, während er sich bei Lillian noch niemals vorgestellt hatte, sie könne schwanger sein. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, sie als werdende Mutter zu betrachten. Sie hielt sich keine Haustiere und hatte nie auch nur die geringste Neigung für Kinder bewiesen, während er sich immer Kinder gewünscht hatte – oder etwa nicht?
Sein Trenchcoat flatterte im Wind. Es erinnerte ihn daran, wie Kyla Sex unter dem Mantel ins Hotel geschmuggelt hatte und wie zärtlich sie mit der Katze sprach. Sie würde bestimmt einmal eine fantastische Mutter abgeben, die mit ihren Kindern spielte, sie tröstete und ihnen ins Gewissen redete, wenn sie eine strenge Hand benötigten.
Lillian hingegen … Lillian würde ihre Kleidung farblich aufeinander abstimmen, eine Innenarchitektin für das Kinderzimmer kommen lassen und die Kleinen in teuren Kindergärten unterbringen. Auch sie würde sie lieben, auf ihre Art natürlich, aber es wäre eine eher distanzierte Art der Zuneigung. So ungefähr wie jene, die sie mir entgegenbringt, dachte Pete.
Genau das war der springende Punkt. Verglichen mit Kylas gefühlsbetontem Wesen erschienen ihm Lillians zurückhaltende Liebesbeweise blass und unvollständig. Seufzend schickte er sich ins Unvermeidliche. So schmerzlich es auch sein mochte, er musste endlich einen klaren Schlussstrich unter diese Beziehung ziehen. Die einzige noch unbeantwortete Frage war, wann.
Er kaufte den Kuchen und machte sich eilig auf den Rückweg. Wie Kylas Augen strahlen würden, wenn er ihr
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