Fruehlingsherzen
das Päckchen mit dem noch warmen Streuselkuchen überreichte! Wie schön, einem Menschen, der seine Freude so unverhohlen zu zeigen verstand wie sie, etwas mitzubringen. Ganz anders als Lillian, die in all ihren Gefühlsäußerungen eher lauwarm war. Es kam Pete erst jetzt so richtig zu Bewusstsein, wie viele Gelegenheiten, Freude zu schenken, er verpasst hatte.
Apropos verpasste Gelegenheiten … Seine Schritte wurden langsamer, als er ihre heikle Situation bedachte. Brutale Mörder waren hinter ihnen her. Wer konnte ihm da garantieren, dass er lange genug leben würde, um seine Verlobung mit Lillian zu lösenund sein Verlangen nach Kyla zu stillen? Oder um es anders auszudrücken: War es nicht möglich, dass er sterben würde, ohne Gelegenheit gehabt zu haben, Kyla Finnegan zu lieben?
Pete schaute die Straße hinauf. An einer Ecke weiter oben gab es eine Drogerie.
Nachdem er seinen Einkauf getätigt hatte, ging er schneller. Doch dann, noch hundert Meter vom Hotel entfernt, sah er den weißen Streifenwagen der Chicagoer Polizei. Er parkte direkt vor dem Hoteleingang. Pete begann zu laufen. Verdammt, wie hatten sie Kyla so schnell ausfindig machen können? Er hätte sie nie allein lassen dürfen. Wenn er da gewesen wäre, hätte sie sich verbergen können. Verdammt!
Er rannte am Portier vorbei und sprintete mit wehendem Mantel zu den Aufzügen. Einer fuhr gerade an; rücksichtslos drängte Pete sich zwischen die anderen Gäste, die ihn erstaunt ansahen. Aber das kümmerte ihn nicht. Verdammt, warum war das Ding so langsam! Auf dem Weg nach oben nahm er den Zimmerschlüssel aus der Tasche, um bereit zu sein. Falls die Polizei schon drinnen war …
Zuallererst musste er seinen Anwalt anrufen. Dann, falls es zwei Beamte waren, konnte er versuchen, sie lange genug abzulenken, bis Kyla eine Möglichkeit gefunden hatte, aus der Suite zu fliehen. Der Mietwagen war vollgetankt. Er würde ihr die Schlüssel zuwerfen und die Beamten aufhalten, bis sie fort war.
Aber ohne die Katze würde sie nie gehen …
Petes Herz klopfte zum Zerspringen, während der Lift entnervend langsam höher zuckelte. Da stand er, Pete Beckett, Steuerberater, und überlegte sich, wie er die Polizei überlisten konnte! Es musste mehr als Verliebtheit sein, was er für Kyla empfand. Und viel mehr als körperliches Verlangen. Es war … Der Aufzug hielt auf seiner Etage, und Pete zwängte sich durch die Tür, bevor sie sich noch ganz geöffnet hatte.
Die Zimmertür war zu. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete. Ruhig, Pete, ganz ruhig, ermahnte er sich. Sie mussten ihn für das halten, was er war: ein alles andere als bedrohlichwirkender Geschäftsmann. Sie durften keinen Verdacht schöpfen, dass er in den vergangenen achtzehn Stunden die Instinkte eines Kriminellen entwickelt hatte.
Drinnen vernahm er polternde Geräusche aus dem Schlafzimmer und hörte Kyla einen Schrei ausstoßen. Er ließ den Karton mit dem Streuselkuchen fallen und war mit drei Schritten an der Tür.
Aber zu seiner größten Verblüffung war Kyla allein. „Was ist, Pete?“, fragte sie verwundert und kam zu ihm. „Du siehst aus, als wäre dir ein Gespenst begegnet.“
„Ich hörte Poltern aus dem Schlafzimmer!“ Er schaute sich um. „Unten steht ein Streifenwagen! Ich dachte …“
„Die Polizei ist im Hotel?“ Sie erblasste vor Entsetzen.
„Ich dachte, sie wären schon in der Suite.“
Kylas Augen weiteten sich vor Entsetzen, aber Pete war erleichtert. „Dann bin ich ja doch noch nicht zu spät gekommen! Du musst dich verstecken, falls sie hinaufkommen, Kyla. Ich werde schon mit ihnen fertig. Du bist klein. Wir finden einen Platz für dich. Im Schrank vielleicht …“
„Aber sie werden das Zimmer durchsuchen.“
„Dazu brauchen sie einen Durchsuchungsbefehl. Ich werde drohen, das Hotel zu verklagen. Keine Angst. Wir schaffen es.“
„Sollte ich nicht lieber gehen?“
Die instinktive Reaktion, die sie damit in ihm auslöste, war so ungestüm und heftig, dass er sie fast in die Arme gerissen hätte. „Nein, auf keinen Fall“, sagte er, und es klang wie ein Knurren.
„Wir sollten auch die Katze verstecken, falls sie schon erfahren haben, dass ich eine Katze besitze.“
„Richtig. Wir verstecken Sex. Wir werden …“ Er brach ab, als ihm plötzlich zu Bewusstsein kam, dass er bei seinem hastigen Eintreten die Tür offengelassen hatte. „Ist Sex im Schlafzimmer?“, fragte er, während er langsam zur Wohnzimmertür zurückwich.
Kyla
Weitere Kostenlose Bücher