Fruehlingsherzen
Baby, komm zu Daddy! Sexy Sex, wo bist du?“
Ein Mann und eine Frau kamen um die Ecke. Ihre alarmierten Blicke verrieten, dass sie sein Rufen gehört hatten. Er zuckte die Schultern und schnippte rhythmisch mit den Fingern. „Neuer Song“, bemerkte er. „Er geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.“
Als das Paar nicht aufhörte, ihn anzustarren, ging er singend weiter und legte der Vollständigkeit halber noch ein, zwei Tanzschritte ein. „Sex, Baby. Oho, Sexy Baby.“
Hinter der nächsten Ecke lehnte er sich an die Wand und verfluchte Trevor Finnegan, der seiner Katze diesen ausgefallenen Namen verpasst hatte. Hoffentlich war das verdammte Biest nicht in den Aufzug gestiegen und ins Foyer hinuntergefahren!
Doch dann sah er sie plötzlich über den Korridor stolzieren, mit steil aufgerichtetem Schwanz und majestätisch wie eine Königin. Als sie Pete bemerkte, blieb sie stehen.
„Hallo, meine Süße“, murmelte er und bewegte sich vorsichtig auf sie zu. „Erinnerst du dich an den Schwertfisch, den du heute Morgen gefressen hast, du kleines Ungeheuer? Komm mit mir zurück, dann bestelle ich dir eine große Schale mit Gift zum Lunch. Na, was meinst du?“ Langsam verringerte er die Entfernung zwischen ihnen, während die Katze ihn unablässig anstarrte. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass sie blaue Augen hatte – und tief in diesen leuchtenden blauen Augen, das hätte er schwören können, lag ein hochmütiges Grinsen.
„Hör zu, du Luder, es reicht mir jetzt. Deinetwegen halten die Leute mich für einen Idioten oder für pervers, und das lasse ich mir nicht mehr gefallen. Klar?“ Als Sex zum Sprung ansetzte, warf er sich auf sie und umklammerte sie mit beiden Händen. Sie fauchte ihn wütend an, während er fluchend auf dem Teppichboden landete und sich dabei Ellenbogen und Knie stieß.
Neben ihm quietschten Räder. „Wie ich sehe, haben Sie das Tier gefunden“, bemerkte das Zimmermädchen spöttisch.
„Allerdings, Madam“, entgegnete Pete zähneknirschend.
„Für einen weiteren Zwanziger wäre ich bereit, die Haare aufzusaugen, die das Biest auf dem Korridor verteilt hat.“
Pete ging in die Hocke. „Das wäre schön, aber ich kann die Katze nicht loslassen, um an meine Brieftasche heranzukommen.“
„Packen Sie sie am Genick. Dann glaubt sie, Sie wären ihre Mutter und wird sich still verhalten.“
„Ihre Mutter? Na wunderbar.“ Aber Pete versuchte es. Es gelang ihm dann auch, seine Brieftasche aus der Jacketttasche zu ziehen und mit den Zähnen einen Zwanzigdollarschein herauszufischen, während Sex wie leblos an seiner rechten Hand hing.
„Für einen Mann, der angeblich eine Katze besitzt, verstehen Sie aber wirklich nicht viel von diesen Tieren“, stellte das Zimmermädchen fest und steckte den Geldschein ein.
„Sex gehört meiner Frau.“ Ihr schwanzloser Stubentiger hat mich jetzt schon vierzig Dollar gekostet, fügte er in Gedanken hinzu. „Hoffentlich bist du das auch wert“, sagte er zu Sex, doch dann fiel ihm ein, wie sehr Kyla sich freuen würde, ihre Katze wiederzuhaben, und da wusste er, dass ihr Lächeln ihm jede Anstrengung wert war.
Unfähig, still zu sitzen, während sie auf Pete wartete, räumte Kyla das Zimmer auf. Den Karton mit dem Streuselkuchen stellte sie auf den Tisch, und Petes Trenchcoat, den er achtlos auf die Couch geworfen hatte, hob sie auf, um ihn in den Schrank zu hängen. Der vertraute Duft von Petes Rasierwasser stieg ihr in die Nase, und für eine Sekunde schloss sie verträumt die Augen und schmiegte das Gesicht an den Mantel. Dabei fühlte sie eine kleine Ausbuchtung in der Tasche.
Hatte Pete ihr ein Geschenk gekauft und in der Aufregung vergessen, es ihr zu geben? Sie kam sich vor wie ein Kind zu Weihnachten, als sie in die Tasche griff und eine rechteckige Schachtel ertastete. Vielleicht hatte er einen guten Tee gekauft, um ihn zum Streuselkuchen zu trinken? Neugierig zog sie die Schachtel heraus und blinzelte verwundert. Der Name einesbekannten Kondomherstellers leuchtete ihr entgegen wie ein Neonzeichen.
Ihr ursprünglicher Schock über die Entdeckung wich bald einem angenehmen Gefühl der Erwartung, einer wohligen Erregung, was sie noch mehr verblüffte. Eigentlich hätte sie jetzt empört sein müssen. Was hatte er sich dabei gedacht – glaubte er etwa, sie ginge mit einem Mann ins Bett, der mit einer anderen verlobt war?
Aber die erwartete Entrüstung blieb aus. Vom ersten Augenblick an hatten sie sich sehr stark zueinander
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