Fruehlingsherzen
fragte er skeptisch.
„Die Bar heißt ‚Monroe’s‘, Mr Hatcher. Und da ich genauso heiße, halte ich es für richtig, das zu tun.“
„Ich bin nicht mehr Ihr Rektor. Sie können Martin zu mir sagen und müssen mir keinen Mist mehr erzählen.“
Bruce blieb stehen. „Das war kein Mist.“
„‚Monroe’s‘ ist nicht einmal mehr eine Bar.“
„Daran arbeiten wir.“
„Ich habe den Eindruck, dass Kendra Locke ziemlich große Pläne hat, was das Lokal angeht.“
„Nun, ich habe auch Pläne.“
Hatcher verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. „Kendra war eine meiner Lieblingsschülerinnen. Sie war natürlich ein paar Klassenstufen unter Ihnen.“
„Ihr Bruder Jack war mein bester Freund.“
„Oh ja, ich erinnere mich an Jack Locke. Ein Rebell, aber künstlerisch begabt. Und er liebte es, Unfug anzustellen.“
Bruce lächelte. „Alte Geschichten.“
„Ja, davon gibt es hier so einige.“ Hatcher schaute auf das große zweistöckige Schulgebäude. „Kendra hat auch eine Geschichte.“
Kendra? Worauf will er hinaus? fragte sich Bruce und wartete darauf, dass der Mann fortfuhr.
„Sie ist nach Harvard gegangen. Wussten Sie das?“
„Ja.“
„Sie hat dort aber keinen Abschluss gemacht.“
„Ja, das ist eine Schande, denn sie war wirklich klug.“
„Während meiner fünfundzwanzig Jahre auf der Rock High hatte ich nur ein paar Schüler, die ein Stipendium für Harvard ergattern konnten. Deshalb erinnere ich mich an jeden Einzelnen von ihnen.“
„Warum hat sie denn ihr Studium nicht abgeschlossen?“
„Das werden Sie Kendra fragen müssen, Bruce.“ Hatcher schloss seinen alten Wagen auf. „Übrigens ist sie immer noch klug.“
„Ich weiß.“
„Und Sie lieben Baseball immer noch.“
Bruce lächelte. „Ich werde dennoch nicht Trainer werden.“
Mr Hatcher stieg in sein Auto. „Dafür verbringen Sie aber sehr viel Zeit damit, den Spielern beim Training zuzusehen. Ich werde demnächst einmal in der Bar vorbeischauen. Ich habe gehört, dass dort gestern Abend ein ziemlicher Andrang war.“
„In Rockingham sprechen sich Neuigkeiten schnell herum.“ „Ja, sehr schnell. Also bis dann.“
Bruce verabschiedete sich. Nachdem Hatcher weggefahren war, warf er noch einmal einen Blick aufs Spielfeld. Aber plötzlich wollte er wirklich wissen, warum Kendra ihren Traum aufgegeben hatte.
6. KAPITEL
B ruce lag auf dem feuchten Fliesenboden und fluchte leise, als ihm die kaputte Düse aus den Fingern glitt und auf die Brust fiel. Er hantierte jetzt bereits eine halbe Stunde unter der Bar herum, und das verdammte Ding funktionierte immer noch nicht richtig.
Seit fünf Tagen betrieb er nun die Bar und brachte nach und nach deren Ausstattung auf Vordermann. Die Entscheidung, deshalb um acht Uhr morgens im „Monroe’s“ zu sein, hatte er gestern Abend getroffen, als die Zapfpistole den Geist aufgegeben hatte. So gern er auch ausschlief, nachdem er so lange in der Bar gearbeitet hatte, hatte er doch da sein wollen, bevor die Gäste des Internet-Cafés auftauchten. Er hielt die kleine Taschenlampe zwischen seinen Zähnen und gestand sich ein, dass er sich selbst etwas vormachte. Er war so früh gekommen, weil Kendra ihm bisher sehr entschieden aus dem Weg gegangen war. Und das wollte er ändern.
Aber als er frühmorgens durch die Hintertür hereingekommen war, hatte er durch die nur halb geschlossene Bürotür gehört, dass sich Sophie über eine Angestellte beschwerte, die irgendwelche Computerdaten noch nicht aktualisiert hatte. Kendra hatte daraufhin ruhig erwidert, Sophie solle sich um das Problem kümmern.
Anstatt die Unterredung zu stören, war er sofort an die Bar gegangen, um die Düse zu reparieren. Währenddessen bekam er mit, dass das Café geöffnet und der Raum allmählich von Kaffeeduft erfüllt wurde. Gerade als er die Düse installiert hatte, stieg ihm in frischer und leicht blumiger Duft in die Nase. Er drehte den Kopf und entdeckte zierliche Füße, die in Sandaletten mit hohen Absätzen steckten. Er ließ den Blick nach oben wandern, sah zwei lange nackte Beine sowie einen kurzen Rock und genoss den Anblick.
„Komm schon, Bruce, wo hast du die Soda-Zapfpistole versteckt?“, flüsterte Kendra, schob einige Cocktailshaker beiseite und zerrte an dem Schlauch, der mit der Düse in seiner Handverbunden war. „Was, verdammt noch mal, ist denn damit los?“ Sie zog heftiger daran, beugte sich nach unten und schnappte nach Luft, als plötzlich Bruce’ Gesicht
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