Fruehlingsherzen
ins Auto gestiegen und weggefahren war. Noch immer schien er ihre Lippen auf seinen zu spüren und berührte seinen Mund. Er war nicht fertig mit ihr. Absolut nicht.
Die Eingangstür der Bar ging auf, und zwei seiner alten Teamkollegen kamen gut gelaunt heraus. „Mann, Bruce, es ist wunderbar, dich wieder hier zu haben.“ Charlie Lotane schlug ihm auf den Rücken. „Das wird eine tolle Bar werden. Du verstehst es einfach, Mann.“
„Meinst du? Ich habe mich gerade gefragt, ob ich es wirklich noch draufhabe.“
„Bruce, du bist der Größte!“, versicherte Charlie ihm. „Wir brauchen einfach eine Bar wie diese in Rockingham. Nur gut, dass du zurückgekommen bist. Bis dann.“
Als Bruce den beiden Männern nachsah, fragte er sich, was er eigentlich mit seiner Rückkehr hatte beweisen wollen. Dass er immer noch der Größte und die Hauptattraktion in Rockingham war? Dass Jacks kleine Schwester ihn immer noch vergötterte? War er tatsächlich so unsicher und oberflächlich?
Newman hatte es sich in Kendras Strandhaus auf dem Sofa bequem gemacht und war bereits eingeschlafen, als Kendra bewusst wurde, was sie tun musste, um wieder klar denken zu können. Sie musste in ihrem Tagebuch lesen.
Es war ein simples rotes Spiralheft. Denn schon als junges Mädchen hatte sie gewusst, dass ein offizielles Tagebuch Jack nur in Versuchung geführt hätte, darin zu lesen. Und bei dem Gedanken, dass ihr großer Bruder ihre Geheimnisse bei den Jungs im Keller hätte ausplaudern können, wurde sie jetzt noch rot. Die Eintragungen in dem als Schulheft getarnten Tagebuch lagen lange zurück, doch im Laufe von zwölf Jahren war sie fast am Ende des Heftes angelangt.
Kendra hatte seit mindestens vier Jahren keinen Blick mehr in das Heft geworfen. Aber heute Abend nach diesem elektrisierenden Kuss holte sie es wieder aus einem Karton hervor. Sie fuhr sich über ihre Lippen, die immer noch nach Bruce schmeckten. Der Mann konnte einfach wahnsinnig gut küssen.
Tatsächlich hatte sie inmitten dieses Kusses, bei dem schon wieder ihr Herz in Gefahr gewesen war, an dieses abgegriffene Heft gedacht, das sie vor einer erneuten schweren Enttäuschung zu warnen schien. Sie nahm das Heft zur Hand. „Vielleicht brauche ich eine kleine Geschichtsstunde“, sagte sie zu sich selbst. Als sie zufällig die fünfte oder sechste Seite aufschlug, entdeckte sie die Wörter „Mrs Bruce Monroe“ am Rand. Das o in Monroe hatte sie als Herz gemalt. Ihrer noch kindlichen Schrift nach zu urteilen, war sie damals wohl in die dritte Klasse gegangen. Kendra lachte leise, um nicht zu weinen.
Morgen wird die Familie nach Fall River fahren, weil mein Bruder dort an einem Baseballturnier teilnimmt. Und Bruce wird auch mitkommen!!! In unserem Auto!!! Seine Eltern sagten, er kann mit Jack fahren!!! Ich werde viele Stunden mit ihm im Auto verbringen!!! Ich bin heute Abend aufgeregt und glücklich.
Kendra lächelte und schüttelte den Kopf. Sie erinnerte sich noch lebhaft an die Fahrt. Jack und Bruce hatten sich im Radio die ganze Zeit die Berichterstattung über das Spiel der Red Sox angehört und kein Wort mit ihr gesprochen. Nur ausgelacht hatten die beiden sie, weil sie so oft anhalten mussten, damit sie zur Toilette gehen konnte. Auf der Heimfahrt war es dann sehr ruhig gewesen, denn sie hatten das Turnier verloren.
Kendra blätterte weiter zu einem Eintrag in der Mitte des Tagebuchs. Laut Datum musste sie damals vierzehn Jahre alt gewesen sein.
Ich hasse Anne Keppler. Ich hasse sie einfach. Ihre schwarzen Haare und ihre perfekte Figur. Er nennt sie „Annie“ – das habe ich gehört. Sie ist jetzt unten im Keller, spielt Billard und kichert wie eine Hyäne mit Dawn Hallet herum, die Jack nachläuft. Meine Güte, er mag sie. Bruce mag Annie Keppler und hat sie geküsst! Ich habe mitgekriegt, wie er es Jack erzählt hat.
Kendra wurde es ganz heiß, als sie jetzt wieder an Bruce’ Kuss dachte. Bevor sie sich das nächste Mal ihrem Tagebuch anvertraut hatte, waren Monate vergangen.
Oh, dieses wunderbare Stück Papier, das ich in der Hand halte. Meinen Führerschein. Ja! Trotz meines kleinen Problems beim Einparken habe ich ihn bekommen. Mom sagte, dass ich nachmittags zum Einkaufen in den Supermarkt fahren kann. Ich denke, ich werde auf dem Rückweg einen Abstecher zum Baseballspielfeld machen. Dort findet heute Abend ein Training statt.
Diesen Weg war sie tausend Mal gefahren, um Bruce von der Tribüne aus auf dem Spielfeld beobachten zu können.
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