Frühlingsträume - Vision in White (Bride Quartet 1)
scharlachrote Kapuzenjacke zu schnappen, deren Reißverschluss sie über dem Pyjama zuzog. Sie hatte noch Zeit, zum Haupthaus hinüberzugehen, bevor sie sich anziehen und auf den Tag vorbereiten würde. Im Haupthaus würde Mrs Grady Frühstück bereithalten, sodass Emma sich nicht selbst darum kümmern musste.
Ihr Leben, dachte sie, während sie im Laufschritt nach unten eilte, war voll von solchen Annehmlichkeiten.
Auf dem Weg durchs Wohnzimmer, das ihr als Empfangsund Beratungszimmer diente, ließ sie den Blick kurz durch den Raum schweifen. Vor der ersten Beratung würde sie die Blumen auffrischen. Aber waren die »Stargazer«-Lilien nicht wunderschön aufgegangen?
Sie verließ das Haus, das einst das Gästehaus des Brownschen
Anwesens gewesen war und nun ihre Wohnung sowie das Blumenstudio Centerpiece beherbergte - ihren Bereich der Hochzeitsagentur Vows.
Draußen atmete sie die Frühlingsluft ein. Und erschauerte. Verflixt, warum konnte es nicht wärmer sein? Es war April, Himmel nochmal! Narzissenzeit. Wie fröhlich die Stiefmütterchen aussahen, die sie eingetopft hatte. Sie hatte keine Lust, sich von einem kalten Morgen - jetzt begann es auch noch zu nieseln - die Laune verderben zu lassen.
Sie zog die Schultern hoch, steckte die Hand, die nicht den Kaffeebecher hielt, in die Tasche und machte sich auf den Weg zum Haupthaus.
Rings um sie herum erwachte alles zu neuem Leben. Wenn man genau hinschaute, konnte man die ersten Anzeichen von Grün an den Bäumen sehen, einen Hauch, aus dem einmal zarte Blüten von Hartriegel und Kirschen entstehen würden. Die Narzissen dort wollten aufblühen, wie es die Krokusse bereits getan hatten. Vielleicht würde es noch einmal Schnee geben, doch das Schlimmste war überstanden.
Bald würde es Zeit sein, in der Erde zu buddeln, ein paar ihrer Schönheiten aus dem Gewächshaus zu holen und zur Schau zu stellen. Emma lieferte die Sträuße, die Girlanden und Kränze, doch wenn es darum ging, eine ergreifend schöne Kulisse für eine Hochzeit bereitzustellen, war Mutter Natur unschlagbar.
Und die kam nirgends so gut zur Geltung wie auf Brown Estate.
Die Gärten, die selbst jetzt eine Augenweide waren, würden bald vor Farben, Blüten, Düften explodieren und die
Menschen einladen, die verschlungenen Pfade entlangzuschlendern oder auf einer Bank zu sitzen, sich in der Sonne oder im Schatten auszuruhen. Parker, die ein Händchen dafür besaß, Leute einzuspannen, hatte Emma mit der Oberaufsicht über die Gärten betraut, sodass sie jedes Jahr ihrem Spieltrieb frönen konnte, indem sie etwas Neues anpflanzte oder das Team der Landschaftsgärtner beaufsichtigte.
Die Terrassen und Veranden schufen fantastische Räume im Freien, die für Hochzeiten und andere Veranstaltungen perfekt geeignet waren. Ein Empfang am Pool oder auf einer Terrasse, Zeremonien unter der Rosenlaube oder der Pergola oder vielleicht unten am Teich unter einer Trauerweide.
Alles da, dachte sie.
Dann das Haus selbst. Gab es etwas Anmutigeres, Schöneres? Das wundervolle Zartblau, die warmen Akzente in Gelb und Cremeweiß. Die verschiedenartigen Dachlinien, die Bogenfenster, die durchbrochenen Balkongeländer trugen zu seinem eleganten Charme bei. Und der Säulenvorbau am Eingang war dafür geschaffen, mit üppigem Grün geschmückt oder kunstvoll mit verschiedenen Farben und Materialien dekoriert zu werden.
Als Kind war das Anwesen für sie ein Märchenland gewesen, mitsamt Schloss.
Jetzt war es ihr Zuhause.
Sie steuerte auf das Poolhaus zu, in dem ihre Partnerin Mac wohnte und ihr Fotostudio eingerichtet hatte. Noch bevor sie es erreicht hatte, ging die Tür auf. Emma lächelte und winkte spontan dem schlaksigen Mann mit dem wirren Haar und der Tweedjacke zu, der herauskam.
»Morgen, Carter!«
»Hallo, Emma.«
Carters und ihre Familie waren befreundet, fast so lange sie denken konnte. Jetzt war Carter Maguire, ehemaliger Professor in Yale und derzeit Englischlehrer an ihrer früheren Highschool, mit einer ihrer besten Freundinnen verlobt.
Das Leben war nicht nur schön, dachte Emma. Es bettete sie echt auf Rosen.
Von diesem Gedanken beflügelt, tanzte sie förmlich auf Carter zu, zog ihn am Jackettaufschlag zu sich herunter und balancierte gleichzeitig auf den Zehenspitzen, um ihm einen schmatzenden Kuss zu verpassen.
»Wow«, sagte er und wurde ein bisschen rot.
»He.« Mit verschlafenen Augen und in der Dämmerung rot leuchtendem Haarschopf lehnte Mac sich an den Türrahmen. »Versuchst
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