Frühlingsträume - Vision in White (Bride Quartet 1)
das ist.«
»Was, wenn wir einen aussuchen und er uns nicht küssen will?«
»Em?« Während sie den letzten Zopf zuband, schüttelte Laurel den Kopf. »Einer der Jungs will dich ganz bestimmt küssen. Du bist echt hübsch, und du sprichst mit ihnen, als wäre das ganz normal. Manche Mädchen sind völlig durchgeknallt, wenn sie mit Jungs zusammen sind, aber du nicht. Außerdem kriegst du schon Brüste.«
»Jungs mögen Brüste«, verkündete Mac altklug. »Außerdem, wenn er dich nicht küssen will, küsst du ihn eben. Ich glaube sowieso nicht, dass das alles so besonders ist.«
Nach Emmas Meinung war es das sehr wohl - zumindest sollte es besonders sein.
Sie fertigten die Liste an, und allein das brachte sie zum Lachen. Laurel und Mac spielten vor, wie der eine oder andere Junge auf ihren Vorschlag reagieren könnte, und dabei kugelten sie sich auf dem Fußboden, bis Mr Fish, der Kater, aus dem Zimmer stolzierte, um sich in Parkers Wohnzimmer zusammenzurollen.
Als Mrs Grady mit Keksen und Milch hereinkam, steckte Parker das Notizbuch rasch weg. Dann beschlossen sie zu spielen, sie wären eine Mädchenband, worauf sie alle in Parkers Kleiderschrank und Kommoden wühlten, um das richtige Outfit für die Bühne zu finden.
Sie schliefen auf dem Fußboden ein oder auf dem Bett, zusammengerollt oder ausgestreckt.
Emma erwachte vor Sonnenaufgang. Im Zimmer war es dunkel bis auf den Schimmer von Parkers Nachtlicht und den Strahl des Mondes, der durch die Fenster hereinfiel.
Irgendjemand hatte sie mit einer leichten Decke zugedeckt und ihr ein Kissen unter den Kopf geschoben. Wie immer, wenn sie bei einer Freundin übernachteten.
Das Mondlicht lockte sie an, und noch halb im Traum ging sie zur Terrassentür und trat hinaus. Kühle Luft voller Rosenduft strich ihr über die Wangen.
Sie schaute über die Gärten, in denen alles silbern gerändert war und in denen der Frühling in sanften Farben und weichen Formen lebte. Beinahe konnte sie die Musik hören und sich zwischen den Rosen und Azaleen tanzen sehen, zwischen den Pfingstrosen, die ihre Blütenblätter und ihren Duft noch in dichten Kugeln festhielten.
Beinahe konnte sie die Gestalt ihres Partners vor sich sehen, jenes Partners, der sie im Tanz herumwirbelte. In
einem Walzer, dachte sie seufzend. Es sollte ein Walzer sein, wie in einem Märchenbuch.
Das war Romantik, dachte sie und schloss die Augen, um die Nachtluft einzuatmen.
Eines Tages, gelobte sie sich, würde sie wissen, wie das war.
1
Vor lauter Einzelheiten schwirrte Emma der Kopf. Da viele nur verschwommen waren, warf sie bei ihrer ersten Tasse Kaffee einen Blick in ihren Terminkalender. Eine Beratung folgte auf die andere, und das gab ihr beinahe ebenso einen Kick wie der starke schwarze Kaffee. Genüsslich lehnte sie sich auf ihrem Stuhl in ihrem gemütlichen Büro zurück, um die Randnotizen zu lesen, die sie sich zu jedem Kunden gemacht hatte.
Erfahrungsgemäß half ihr die Persönlichkeit eines Paars - oder, genauer gesagt, die der Braut - dabei, den Ton eines Beratungsgesprächs festzulegen, die Richtung, die das Paar einschlagen wollte. In Emmas Augen waren Blumen das Herzstück einer Hochzeit. Ob eine Feier elegant oder unkonventionell, pompös oder schlicht war, die Blumen brachten die Romantik ins Spiel.
Es war ihre Aufgabe, den Kunden so viel Herz und Romantik zu bieten, wie sie es wünschten.
Sie seufzte, reckte sich und betrachtete dann lächelnd die Vase mit kleinen Röschen auf ihrem Schreibtisch. Der Frühling, dachte sie, war das Beste. Die Hochsaison der Hochzeiten begann - das bedeutete arbeitsreiche Tage und lange Abende, an denen sie Entwürfe ausarbeitete, Blumen
arrangierte, neue Kreationen erschuf, nicht nur für die Hochzeiten dieses Frühjahrs, sondern auch für die des nächsten.
Sie liebte die Beständigkeit ebenso wie die Arbeit selbst.
Dies hatte Vows ihr und ihren drei besten Freundinnen gegeben: Beständigkeit, eine Arbeit, die sie befriedigte und die persönliche Erfüllung für sie bedeutete. Sie durfte jeden Tag mit Blumen spielen, mit Blumen leben, regelrecht in Blumen schwimmen.
Nachdenklich betrachtete sie ihre Hände, die kleinen Macken und winzigen Schnitte. An manchen Tagen waren es für sie Kriegsnarben, an anderen Ehrenabzeichen. Heute Morgen wünschte sie nur, sie hätte daran gedacht, eine Maniküre einzuplanen.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und rechnete. Dann sprang sie auf. Sie machte einen Umweg über ihr Schlafzimmer, um sich die
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